Kamp-Lintfort Schüler begegnen Senioren im Pflegeheim

Kamp-Lintfort · Jugendliche der Niersenberg-Hauptschule beteiligen sich an einem generationenübergreifenden Projekt im St.-Hedwig-Haus. Sie lernen in der Begegnung mit den Senioren den Pflegeberuf kennen.

 Petra Lemke (stehend) arbeitet mit Ugur Onus, Gertrud Geffe und Marvin Waschkewitz zum Thema Freundschaft und Vertrauen.

Petra Lemke (stehend) arbeitet mit Ugur Onus, Gertrud Geffe und Marvin Waschkewitz zum Thema Freundschaft und Vertrauen.

Foto: Marcus Koopmann

Beim ersten Treffen mit den Bewohnern des St.-Hedwig-Hauses sind die Niersenberg-Hauptschüler noch scheu. Doch das soll sich im Verlaufe dieser Woche ändern - im Gespräch mit den Senioren des Pflegeheims, den Mitarbeitern und den Experten des benachbarten Fachseminars für Altenpflege. Fred Krusch, Leiter des Caritas-Hauses St. Hedwig an der Sandstraße, freut sich auf die Woche mit den Schülern. "Ich möchte die jungen Leute für den Beruf des Altenpflegers begeistern", sagt er.

"Treffen der Generationen für einen Volltreffer im Beruf", so haben Krusch, die Sozialwissenschaftlerin und Theaterpädagogin Petra Lemke und Gesundheitspfleger Mike Becker das von ihnen entwickelte Konzept genannt, das Jugendliche über die persönliche Begegnung mit den Senioren auf das Berufsbild der Sozial- und Pflegeberufe vorbereiten will. 16 Schüler der Hauptschule am Niersenberg haben sich freiwillig zu dem Projekt angemeldet, das Premiere am St.-Hedwig-Haus hat.

Für die jungen Leute, die die neunte Klasse besuchen und vor dem Schulabschluss stehen, ist es eine schöne Möglichkeit, Orientierung in der Berufswahl zu finden. "Ich war mir nicht sicher, ob ich nach der Schule mit Menschen arbeiten möchte", sagt eine Schülerin. Einer ihrer Mitschüler hat sich angemeldet, um eigene Erfahrungen zu machen. Eine Woche lang haben sie die Chance, im Austausch mit den Senioren Einblicke in den Pflegeberuf zu erhalten, Hemmschwellen und Berührungsängste abzubauen sowie den eigenen Berufswunsch auf Wirklichkeitsnähe zu überprüfen.

"Und vielleicht aus den Lebensgeschichten der Ältern zu lernen", hofft Krusch. Die Schüler haben nicht nur die Gelegenheit, Gespräche und Interviews zu führen, sondern das Erlebte mit ihren Betreuern zu besprechen. "Sie gehen mit in die Pflege hinein und erhalten Einblicke in alle Abteilungen unseres Hauses - zum Beispiel auch in die Küche." Neben praktischen Aufgaben erhalten sie auch theoretische Informationen über den Beruf. Das Besondere ist der theaterpädagogische Aspekt des generationenübergreifenden Projekts. Schüler und Bewohner treffen in Rollenspielen und mit Hilfe von anderen kreativen Medien aufeinander. Das Konzept ist auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels entstanden: Einrichtungen wie das Caritas-Haus an der Sandstraße brauchen gut ausgebildetes Personal. "Der Beruf der Pflege hat viele verschiedene Facetten. In der Ausbildung erhaltet ihr wichtige Schlüsselqualifikationen. Ihr werdet keine Probleme haben, eine Anstellung zu finden", warb Fred Krusch gestern Morgen schon beim ersten Treffen mit den Jugendlichen. Der Leiter der Einrichtung freute sich, dass der Landtagsabgeordnete René Schneider die Einladung angenommen hatte. "Ich hatte ihn angefragt, ob er die Realisierung unserer Idee unterstützen würde. Und er hat sich sofort mit den zuständigen Stellen im Ministerium in Verbindung gesetzt. Ohne ihn wäre diese Woche nicht möglich gewesen."

René Schneider, der selbst einmal ein Pflegepraktikum gemacht hat, zollte allen, die einen Pflegeberuf ergreifen, Respekt und machte den Schülern Mut, die Chance zu nutzen. "Die Pflege ist keine Arbeit, die man mal ebenso macht. Ihr werdet mit Menschen zu tun haben. Ihre Dankbarkeit ist Euer Erfolg."

Krusch und seine Mitstreiter sind mit dem Konzept bei den Lehrern an der Niersenberg-Hauptschule auf offene Ohren gestoßen. Dort wird die Berufswahlorientierung großgeschrieben.

(RP)
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