Kamp-Lintfort Schüler fragen, Politiker antworten

Kamp-Lintfort · Vertreter von sechs Parteien nahmen an einer Podiumsdiskussion in der Kamp-Lintforter Stadthalle teil. Sie beantworteten Fragen von angehenden Abiturienten des Georg-Forster-Gymnasiums.

 Auf dem Podium: (von links) Cigdem Kaya (Linke), Lukas Aster (Grüne), René Schneider (SPD), Rainer Groß (CDU), Stephan Heuser (FDP) und Uwe Krins (AfD).

Auf dem Podium: (von links) Cigdem Kaya (Linke), Lukas Aster (Grüne), René Schneider (SPD), Rainer Groß (CDU), Stephan Heuser (FDP) und Uwe Krins (AfD).

Foto: Christoph Reichwein

Das Kompliment hatten sich die Oberstufenschüler des Georg-Forster-Gymnasiums verdient. "Mit ihnen kann man teilweise sehr viel reflektierter diskutieren als mit Erwachsenen", sagte René Schneider (SPD). Für ihn war diese Reife der 17 bis 18-jährigen ein Indiz dafür, dass eine grundsätzliche Senkung des Wahlrechts auf 16 Jahre angebracht wäre. Dieses Thema - das Wahlrecht ab 16 - war eines von vielen, zu dem die Gymnasiasten gestern Politiker befragten. Neben Schneider waren dies Cigdem Kaya (Linke), Lukas Aster (Grüne), Rainer Groß (CDU), Stephan Heuser (FDP) und Uwe Krins (AfD). Anlass für die Diskussion war die Landtagswahl am 14. Mai. Viele der Abiturienten werden erstmals ihre Stimmen abgeben dürfen, etliche sind aber noch zu jung. "Studieren dürfen sie schon, wählen aber nicht? Liegt da nicht eine Diskrepanz?", meinte die Schülerin Ilkay Söylemis, die zusammen mit Lukas Ewert die Moderation übernahm.

Schneider, Kaya, und Aster zeigten sich als Freunde des Wahlrechts ab 16. Die Argumente der Gegner blieben blass. Man müsse sich nun mal auf eine Grenze fürs "Erwachsensein" einigen, meinten Groß und Heuser. Und Krins sagte, Wähler müssten erst die wirtschaftlichen Zusammenhänge verstehen. Der AfD-Mann aus Rheinberg hatte es in der Diskussion besonders schwer. Schneider bezeichnete ihn als "Wolf im Schafspelz" und die AfD als undemokratische Partei. Und bei der Frage, wen aus der Runde sie selbst wählen würden, wenn es nicht anders ginge, waren sich Linke, Grüner, Sozialdemokrat, Christdemokrat und Liberaler einig: die AfD jedenfalls nicht. Was die versammelte Schülerschaft mit Jubel quittierte.

Kamp-Lintfort: Schüler fragen, Politiker antworten
Foto: Christoph Reichwein

Ganz auf verlorenem Posten stand Krins aber nicht. Zwar äußerte er sich kritisch zur Flüchtlingspolitik und sprach sich für die Einrichtung von "Hot Spots" (also Auffanglager) in den Anrainerstaaten der Krisenländer aus - dann müssten nicht so viele Flüchtlinge den "gefährliche Weg übers Mittelmeer wagen, meinte er. Er betonte aber auch, dass er "vier Wochen unbezahlte Nachhilfe für Migranten" gegeben habe, und gab Schneider einen mit: "Das würde Ihnen auch gut zu Gesichte stehen." Was für großen Beifall des Publikums sorgte.

Ganz wichtiges Thema für die Jugendlichen: G9- oder G8-Abitur? Cigdem Kaya war als einzige gegen eine flexible Lösung und für eine konsequente Rückkehr zum G9-Abi. Sie propagierte ein einheitliches Bildungssystem "für alle" vom ersten bis zum zehnten Schuljahr und kritisierte den Investitionsstau im Schulbereich. "Das muss Geld her!"

Geld müsse auch für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in die Hand genommen werden, waren sich alle Politiker einig. Was Lehrer Norbert Kouker, der die Diskussion mit dem Leistungskurs Sozialwissenschaften vorbereitet hatte, süffisant kommentierte: "Also können wir das nach der Wahl von allem Parteien erwarten. Schauen wir mal."

Beim Thema "Innere Sicherheit" verpasste Rainer Groß - von Beruf Polizeibeamter - die Gelegenheit, zu punkten. Zwar zeigte er sich von Aussagen Asters und Schneiders entsetzt, stimmte ihnen dann im Wesentlichen aber zu: Es sei richtig, dass die Landesregierung die Ausbildung und Neueinstellung von Beamten forciere. Und ja, es stimme, dass schon die schwarz-gelbe Landesregierung es versäumt habe, die richtigen Weichen zu stellen.

Interessant: Die "reflektierte" Jugend denkt bereits an die Rente. Wie wird es damit künftig aussehen, wollte ein Mädchen wissen. "Das Rentenniveau wird erheblich sinken, wenn man nicht privat vorsorgt", sagte Heuser. Und Aster betonte, die Politik dürfe keine "prekären Arbeitsverhältnisse" schaffen, wie es sie zum Beispiel in der Pflege und im Logistik-Bereich gebe. Wo (zu) wenig verdient werde, könne man wenig für die Rente zurücklegen. Das schaffe Altersarmut. Cigdem Kaya sprach sich für eine Senkung des Rentenalters und eine Anhebung des Rentenniveaus an. Wie das finanziell zu stemmen wäre, sagte sie nicht.

(RP)
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