Kamp-Lintfort Schüler sprechen mit Handwerks-Meistern

Kamp-Lintfort · Zum zehnten Mal luden Handwerkskammer Düsseldorf und Unesco-Gesamtschule zum Meistertag ein. 20 Handwerksmeister aus der Region stellten sich und ihre Betriebe vor.

"Es wird immer schwieriger, Auszubildende zu finden. Mittlerweile muss man Glück haben." Das sagte Hans-Werner Schumacher zum Meistertag, zu dem gestern die Unesco-Gesamtschule und die Handwerkskammer Düsseldorf eingeladen hatten. Der Kamp-Lintforter Dachdecker hatte das Glück gewagt, als er vor gut einem Jahr Dominik Braems als Auszubildenden einstellte. Der junge Mann hatte zuvor die Förderschule besucht. "Er ist handwerklich sehr geschickt", freute sich Hans-Werner Schumacher über seine richtige Wahl. Dieses Geschick zeigte der 19-jährige Auszubildende beim Meistertag. Er klopfte aus Schiefer Herzen für die Zehntklässler der Kamp-Lintforter Gesamtschule.

170 waren es gestern. Sie kamen mit 20 Handwerksmeistern aus der Region ins Gespräch. "Der Meistertag in Kamp-Lintfort ist der größte im Kreis Wesel", sagte Kreishandwerksmeister Günter Bode. "Der demografische Wandel macht sich bemerkbar. Es gibt immer weniger Schulabgänger. Da ist es für Handwerksbetriebe immer schwieriger, Auszubildende zu finden."

Da sich dieser Trend lange abzeichnete, hatte Siegfried Schrempf als Vizepräsident der Handwerkskammer Düsseldorf 2006 die Idee gehabt, zusammen mit der Unesco-Schule einen Meistertag ins Leben zu rufen. "Wir warten nicht, bis ihr kommt", beschrieb der Kamp-Lintforter Fleischermeister bei der zehnten Ausgabe die Idee. "Wir kommen auf Euch zu."

Dabei waren die Gesamtschüler auf den Meistertag gut vorbereitet. Zum einen absolvierten alle in der neunten Klasse ein Betriebspraktikum. Zum anderen haben sie im Unterricht Fragen ausgearbeitet, die sie den Meistern stellten, als sie in Gruppen von sieben bis zehn mit ihnen sprachen. Allerdings zeigte sich in den Gruppen, dass die Mehrzahl der Schüler nach dem Praktikum eher weiß, welchen Beruf sie später nicht erlernen wollen.

Nur bei einigen wenigen ist das anders, zum Beispiel bei Marvin Weber. "Das Praktikum als Fahrzeuglackierer war das passende für mich", erzählte der 15-Jährige in seiner Gruppe. "Ich will Fahrzeuglackierer werden. Ich muss im Januar noch das Halbjahreszeugnis vorlegen. Wenn die Noten nicht zu schlecht sind, kann ich im August die Ausbildung anfangen."

Die Schüler wollten von den Meistern vor allen Dingen wissen, was sie als Auszubildender und Geselle verdienen. "Auszubildende erhalten zwischen 500 und 800 Euro", berichtete Metallbaumeister Rainer Theunissen aus Xanten in der Gruppe von Marvin Weber. "Gesellen bekommen 2500 Euro. Das ist brutto. Netto sind es 1700." Andreas Wiesner wies in dieser Gruppe auf den möglichen Aufstieg hin. "Meister erhalten 3000 bis 3500 Euro", sagte der Kamp-Lintforter Optikermeister. "Dazu können sich Meister selbstständig machen und mehr verdienen. Jedes Jahr suchen 30 000 Handwerksbetriebe Nachfolger."

Auszubildende hätten fleißig und pünktlich zu sein, betonte Theunissen. Sie müssen immer den nächsten Arbeitsschritt vorausdenken. Außerdem sollen sie teamfähig sein. Die Noten spielten keine große Rolle. Wiesner gab den Schülern den Tipp, die Bewerbungsmappe persönlich abzugeben. Außerdem machte er auf den Facebook-Auftritt aufmerksam. "Manchmal sind dort Sachen zu finden, die man besser löschen sollte", sagte er.

(got)
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