Kamp-Lintfort Schüler treffen Handwerksmeister

Kamp-Lintfort · Beim Handwerkstag an der Unesco-Gesamtschule berichten Ausbildungsleiter, worauf es ihnen bei Bewerbern ankommt. Vor allem Leistungen in Religion und Sport seien wichtig, weil sie die Persönlichkeit widerspiegeln.

 Die Schüler erfuhren von den Gästen einiges über Qualifikationen, die man für Handwerksberufe braucht.

Die Schüler erfuhren von den Gästen einiges über Qualifikationen, die man für Handwerksberufe braucht.

Foto: Dieker

"Ich habe noch keinen Berufswunsch." Oder: "Ich bin noch nicht sicher, was ich später einmal machen will." Oder: "Ich weiß noch nicht, welcher Beruf mir zusagt." Zehn von 15 Schülern, die gestern von Bäcker- und Konditormeister Johannes Gerhards gefragt wurden, welchen beruflichen Weg sie einmal einschlagen wollen, bekundeten ihre Unentschlossenheit. Andere wiederum haben ganz konkrete Vorstellungen. "Ich will Pilot bei der Bundeswehr werden", sagte ein Schüler. Und eine Schülerin erklärte: "Ich möchte Gerichtsmedizinerin werden." Fazit: Rund zwei Drittel der Zehntklässler der Unesco-Gesamtschüler wissen noch nicht, welchen beruflichen Weg sie einschlagen, wenn sie im Juli 2018 den Mittleren Abschluss ablegen. Etwa die Hälfte davon dürfte in die Oberstufe wechseln, wie in früheren Jahren. Das andere Drittel hat sich schon entschieden, doch manche von ihnen werden sich noch einmal zu entscheiden haben, wenn sich herausstellen sollte, dass die Hürden für ihre Traumberufe zu hoch sind.

Um den Schülern die Entscheidung zu erleichtern und neue Perspektiven zu bieten, organisieren die Handwerkskammer Düsseldorf, die Kreishandwerkskammer Wesel und Beate Windeln von der Unesco-Schule seit 2006 jedes Jahr einen Handwerkertag. Kurz vor den Herbstferien kommen Handwerksmeister und Ausbildungsleiter ins Schulzentrum, um in zwölf Gruppen von je 15 Schülern zu berichten, welche Erwartungen kleine und mittelständische Betriebe an ihre Auszubildenden haben. Der Bedarf ist groß. "Weil die Schülerzahl zurückgeht, wird es für die Handwerksbetriebe immer schwieriger, passende Bewerber zu finden", sagte Johannes Gerharllds, nachdem Schulleiter Jürgen Rasfeld und Bürgermeister Dr. Christoph Landscheidt alle 175 Zehntklässler zu dem Handwerkertag im Foyer der Stadthalle begrüßt hatten.

Der Innungsobermeister Niederrhein der Bäcker- und Konditoren empfiehlt den Schülern, über die schulischen Praktika hinaus konkrete Erfahrungen in den Berufen zu sammeln. "Am besten ist es, sich persönlich zu bewerben", sagte der 59-jährige Kamp-Lintforter. "Bewerbungen per E-Mail gehen bei mir gar nicht."

Das sah Pia Neweling für sich anders. "Heute kommen 80 Prozent der Bewerbungen per Mail", berichtete die kaufmännische Ausbildungsleiterin beim Autohaus Minrath. "Bei großen Unternehmen wie Thyssen sind sogar Online-Bewerbungen gefordert, weil niemand mehr die ganzen Kuverts öffnen will." Sie schaue in den Zeugnissen zuerst auf die Noten für Religion und Sport, erzählte die 31-Jährige, während Jörg Klama als technischer Ausbildungsleiter beim Autohaus Minrath nickte: "Wenn jemand in diesen Fächern seine Sachen dabei hat und etwas mitmacht, bekommt er immer eine Drei."

Johannes Gerhards bestätigte den Blick auf diese beiden Noten. "Sie zeigen, ob jemand Bock hat", meinte er. "Deshalb hat jemand mit unentschuldigten Fehlstunden schlechte Karten." Für ihn waren die weiteren Noten differenziert zu sehen. "Eine Lebensmittelfachverkäuferin darf keine schlechte Note in Deutsch haben", erzählte er. "Und ein Bäcker keine schlechte in Mathematik, weil er etwas von Verhältnissen kennen muss, zum Beispiel den Dreisatz."

(got)
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