Kamp-Lintfort Senioren finden in ihrem Viertel Hilfe

Kamp-Lintfort · Die Stadt weitet ihr Beratungsangebot in den Stadtteilen aus - für alle, die Angst haben, ins Rathaus zu gehen.

"Bei manchen macht es Bubb-Bubb-Bubb, wenn sie ins Rathaus gehen sollen. Sie haben Herzklopfen." So beschreibt Pastoralreferent Thomas Riedel die Schwellenangst, die einige Senioren haben, wenn für sie ein Gang zum Bürgermeisteramt ansteht.

Sie vermeiden diesen mit allen Mitteln, selbst wenn sie dringend Hilfe brauchen. Um diese Menschen zu erreichen, hat Seniorenberaterin Jeanette Fritz zusammen mit dem Dezernten Christoph Müllmann und verschiedenen Beteiligten ein Konzept eines niederschwelligen Beratungsangebotes für Senioren entwickelt. Nicht wenige Menschen, die Angst davor haben, ins Rathaus zu gehen, haben Freude daran, sich in Cafés oder Begegnungsstätten zu setzen, um sich mit Bekannten zu unterhalten oder zu spielen, lautet die Idee hinter dem Konzept.

"Ich kann nicht im Rathaus sitzen und warten, bis die Menschen kommen", sagt Jeanette Fritz. "Ich muss zu den Mensch gehen." Das macht sie ab heute. Einmal die Woche hat sie eine feste Sprechstunde im Cari-Treff am Rathausplatz, einmal im Monat im Don-Bosco-Haus an der Vinnstraße, in der Viva-West-Wohnanlage an der Geisbruchstraße und in der Awo-Begegnungsstätte an der Markgrafenstraße. Dazu können die Senioren - oder ihrer Töchter und Söhne - auch Beratungstermine zu anderen Zeiten vor Ort vereinbaren.

"Wenn die Senioren zu einem Mittagessen oder einem Spielnachmittag da sind, fragen sie auch schon einmal nach Hilfe", sagt Ursula Meyer als Leiterin der Begegnungsstätte "50 plus" im Don-Bosco-Haus. "Ich kann nicht immer weiter helfen. Jetzt gibt es eine feste Sprechzeit, zu der ich einen Termin mit Jeanette Fritz vereinbaren kann." Die Senioren kommen aus verschiedenen Gründen zu den Beratungen, weiß Brunhild Demmer, die Fachbereichsleiterin für Gesundheit und Soziales beim Caritas-Verband Moers-Xanten ist.

"Es geht um Formulare und Anträge, hauswirtschaftliche Unterstützung, häusliche Pflege, Freizeitangebote oder Wohnberatung", zählt sie einige Beispiele auf. Die Seniorenberaterin könne dabei die Kontakte zu den passenden Stellen vereinbaren. Es den Senioren zu ermöglichen, lange in den gewohnten vier Wänden zu leben, sei Ziel der Beratung.

Diese sieht Brunhild Demmer nur als ersten Schritt an. "Wichtig ist, zu begleiten und die Ergebnisse zu kontrollieren", sagt sie. Der Bedarf an Beratung und Begleitung werde in den nächsten Jahren steigen, prognostiziert sie. Zum einen seien die familiären Verbindungen nicht mehr so stark wie früher, auch weil Töchter und Söhne heute oft weit von ihren Müttern und Vätern entfernt wohnten. Zum anderen steige die Zahl der älteren Menschen, von denen in Zukunft ein größerer Teil mit geringen Renten auskommen müsse.

Cari-Treff am Rathausplatz: jeden Donnerstag von 15 bis 16 Uhr, Don-Bosco-Haus an der Vinnstraße: jeden zweiten Montag im Monat von 11 bis 12 Uhr, Viva-West-Wohnanlage an der Geisbruchstraße: jeden zweiten Dienstag im Monat von 11 bis 12 Uhr, AWO-Begegnungsstätte an der Markgrafenstraße: jeden ersten Mittwoch im Monat von 14 bis 15 Uhr.

(got)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort