Kamp-Lintfort "Sie haben keine Ahnung, was hier los ist"

Kamp-Lintfort · Das Treffen der Bewohner des neuen Stadtquartiers Moerser Straße West mit Bürgermeister Christoph Landscheidt führte gestern Abend zu keiner Lösung. Die Anwohner klagen über den enormen Verkehr auf der Walkenriedstraße.

 Etliche Anwohner suchten gestern das Gespräch mit dem Bürgermeister. Der Unmut ist groß.

Etliche Anwohner suchten gestern das Gespräch mit dem Bürgermeister. Der Unmut ist groß.

Foto: creich

Der Unmut im neuen Stadtquartier an der Moerser Straße West ist groß. Seitdem im Juli die Erschließung des zweiten und dritten Bauabschnittes gestartet ist, haben die Bewohner keine Ruhe mehr: Lkw donnern über die Walkenriedstraße. Sie ist die einzige Zufahrt von der Moerser Straße in das dahinter liegende Baugebiet. Die Anwohner weisen seit Wochen auf die Situation hin, gestern Abend fand ein erstes Treffen mit Bürgermeister Christoph Landscheidt und Verwaltungsmitarbeitern statt. Die erhoffte Lösung konnte er den Bewohnern aber nicht bieten. "Ich weiß, dass Sie eine starke Belastung ertragen mussten", sagte er. Nach Abschluss der Erschließungsarbeiten durch die Stadt sei jedoch nicht mehr mit so hohen Lkw-Bewegungen zu rechnen. Das zweifelten die Bürger, die ins Caritas-Haus St. Josef gekommen waren, an. "Es müssen ja wohl noch die Häuser gebaut werden", schimpfte ein Anwohner.

Die Bewohner kritisierten gestern nicht nur den Lärm im Baugebiet, sondern vor allem auch die Verkehrssituation auf der Walkenriedstraße selbst. Dass ein Verkehrsgutachten ergeben hatte, dass diese Straße in Spitzenzeiten 224 Fahrzeuge aufnehmen könne und Autofahrer, die nach links auf die Moerser Straße abbiegen wollen, maximal 30 Sekunden Wartezeit in Kauf nehmen müssten, quittierten sie mit Kopfschütteln. "Das entspricht nicht unserer Wahrnehmung", sagte Pfarrer Achim Klaschka, der ins neue Stadtquartier gezogen ist. Das von der Stadt in Auftrag gegebene Verkehrsgutachten stammt aus dem Jahr 2004. Dieses sei 2015 geprüft und nochmals kontrolliert worden, teilte Britta Achtnichts vom städtischen Planungsamt mit. Sowohl auf Moerser- als auch Walkenriedstraße seien neue Verkehrszählungen vorgenommen worden. Mit dem Ergebnis, so die Vertreter der Verwaltung, "dass die Prognosewerte von 2004 für die Moerser Straße nicht erreicht" würden. "Wir haben 2017. Sie sind sicher, dass die Leute rechnen können? Sie haben keine Ahnung, was hier lost ist", warfen daraufhin Anwohner ein. Die Bürger berichteten, dass der Rückstau in Spitzenzeiten auf der Walkenriedstraße enorm sei. "Wie soll das nur werden, wenn so viele Menschen dazu kommen, und jede Familie hat zwei Autos?, beklagte sich jemand. Zuvor hatte die Stadtverwaltung berichtet, dass im 17 Hektar großen Baugebiet weitere 100 Einfamilienhäuser und 17 Mehrfamilienhäuser entstehen sollen. Sie rechnet mit 300 weiteren Hauhalten. Die Bürger berichteten, dass auf der Walkenriedstraße oft so geparkt würde, dass nur noch eine Fahrbahn zur Verfügung stehe. Aus der Versammlung heraus wurde die Verwaltung gebeten, dort Halteverbote auszusprechen. Der Vorschlag eines Anwohners, eine zweite Achse ins neue Baugebiet anzulegen, wurde abschlägig beschieden. "Die Moerser Straße ist keine städtische Straße. Der Landesbetrieb Straßen NRW hätte einer zweiten Achse nicht zugestimmt", sagte Dezernent Martin Notthoff. "Sie wohnen in einer zentralen Lage, und die Moerser Straße ist eine belebte Straße", betonte Landscheidt schließlich, als bliebe den Anwohnern nichts anderes übrig, als sich mit der Situation abzufinden. Da das Stadtquartier sich als eines der gefragtesten Wohngebiete erwiesen habe (die Baufelder sind laut Verwaltung bereits überzeichnet), ging der Bürgermeister davon aus, dass der Endausbau schon in zwei Jahren starten könne. "Das Baugebiet läuft schnell voll."

(RP)
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