Kamp-Lintfort So hilft die Diakonie in den Bunten Riesen

Kamp-Lintfort · Die Grafschafter Diakonie hat in den Hochhäusern Büros eingerichtet und hilft den Mietern vor Ort bei der Suche nach neuen Wohnungen.

 Elke Stüning vor dem Haus Wilhelmstraße 28. Die Mitarbeiter der Grafschafter Diakonie haben hier ein Beratungsbüro eröffnet.

Elke Stüning vor dem Haus Wilhelmstraße 28. Die Mitarbeiter der Grafschafter Diakonie haben hier ein Beratungsbüro eröffnet.

Foto: Christoph Reichwein

Wilhelmstraße 28, siebte Etage: Dort hat die Grafschafter Diakonie in einer der leerstehenden Wohnung eines von zwei Beratungsbüros eingerichtet. Die Wohnung (ein Zimmer, Küche und Bad) macht auf den ersten Blick keinen schlechten Eindruck. Die Situation in den Hochhäusern am Rathausplatz stelle sich tatsächlich jedoch anders dar, sagt Elke Stüning, Projektleiterin der Grafschafter Diakonie: "Die Bausubstanz ist schlecht, in den Fluren ist Schimmel, und im Winter funktionieren die Heizungen nicht. Es ist gut, dass die Stadt und nicht irgendein privater Investor die Häuser gekauft hat."

Die Stadt Kamp-Lintfort hatte die Bunten Riesen im März ersteigert. Sie möchte die Gebäude abreißen und das Stadtquartier dort neu gestalten. Für die Menschen, die in den betroffenen Gebäuden leben und bis August 2016 ausziehen sollen, wurde ein Sozialplan erstellt. Dazu gehört zum Beispiel die Übernahme der Umzugskosten durch die Stadt. Einen wichtigen Part übernimmt aber die Grafschafter Diakonie, die an Markgrafenstraße 19 und an Wilhelmstraße 28 Beratungsbüros eröffnete.

Im Juli / August haben die Mitarbeiter die Arbeit aufgenommen, beraten und unterstützen seitdem die Bewohner bei der Suche nach Wohnungen. Dreimal wöchentlich sind die beiden Sozialpädagoginnen Susanna Schreiner und Anja Oppermann vor Ort und Ansprechpartner für alle Fragen. Dann geht es um Themen wie Wohnbeihilfe, Wohnberechtigungsschein oder Transferleistungen. Sie unterstützen die Bewohner bei Behördengängen, helfen beim Ausfüllen von Formularen und versuchen, vor allem den älteren und gehbehinderten Bewohnern Mut zu machen, ihnen die Sorgen und Ängste zu nehmen.

Die Diakonie kennt die zuständigen Kontaktpartner in Jobcenter, Sozial- sowie Jugendamt und anderen Behörden. "Wir haben gute Kontakte in alle sozialen Systeme", betont die Projektleiterin. Etwa 70 Wohnungen in den Bunten Riesen sind noch belegt. "Wir haben mit einem Großteil der Bewohner erste Gespräche geführt, zu 50 haben wir laufenden Kontakt", berichtet Projektleiterin Elke Stüning. Die Diakonie verfügt über Erfahrung in der Wohnungshilfe in Kamp-Lintfort.

Und sie hat diese Aufgabe schon einmal in Kamp-Lintfort gestemmt: Sie unterstützte seinerzeit die Bewohner der Weißen Riesen bei der Wohnungssuche. "Es gab keine Erfahrungswerte", erinnert sich Elke Stüning. Damals waren um die 50 Haushalte betroffen, ein Teil zog in die Markgrafenstraße. "Die Altersstruktur war aber jünger als heute in den Bunten Riesen, und es gab weniger Alleinstehende." Die Diakonie profitiert vom damals aufgebauten Netzwerk - zu Wohnungsgesellschaften, Maklern und Vermietern. Das Internet ist auch für die Mitarbeiter eine gute Quelle auf der Suche nach freien Wohnungen.

"Wir machen die Bewohner auf diese Angebote aufmerksam, nehmen Kontakt mit Vermietern auf und begleiten auf Wunsch auch bei der Besichtigung." Gerade die Suche nach kleinen, barrierefreien Wohnungen gestaltet sich schwierig. Etwa 40 Haushalte sind in den Bunten Riesen davon betroffen. Stüning kann verstehen, dass sich gerade die älteren Bewohner schwer damit tun, die Wohnungen aufzugeben. "Manche leben seit Jahrzehnten hier, mitten in der Stadt." Doch der Blick sei verklärt, sagt sie. "Wir können nur raten, mit unserer Unterstützung die Chance zu nutzen. Der Wohnungsmarkt ist in ein paar Monaten nicht entspannter."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort