Kamp-Lintfort Spätromantischer englischer Abend im Rokokosaal

Kamp-Lintfort · Letztes Doppelkonzert der beliebten Kamper Konzertreihe in diesem Jahr.

 Die Musiker gestalteten zwei zauberhafte Kammermusik-Abende.

Die Musiker gestalteten zwei zauberhafte Kammermusik-Abende.

Foto: A. Stoffel

Mit einer Programmänderung warteten die beiden letzten diesjährigen Kamper Konzerte auf: Vom ursprünglich angekündigten "Martfeld Quartett" waren nur noch Antje Kaufmann (Viola) und die Künstlerische (Mit)Leiterin der beliebten Kamper Konzertreihe, Katharina Apel-Hülshoff (Violoncello), dabei. Neu hinzugekommen waren Jordan Ofiesh und Dylan Naylor (beide Violine), Martina Horejsi-Kiefer als weitere Bratschistin, Daniel Raabe als zusätzlicher Cellist und Megumi Hashiba am Flügel - bis auf die Pianistin allesamt Mitglieder des Kölner Gürzenich-Orchesters. Der Auftritt des Martfeld Streichquartetts, so Konzert-Koordinatorin Jeannette von der Leyen, werde Ende nächsten Jahres nachgeholt.

Das Ensemble gestaltete zwei zauberhafte Konzertabende. Es spielte Werke aus der Spätromantik dreier englischer Komponisten: Ralph Vaughan Williams, Frank Bridge und Edward Elgar. Englische Kammermusik ist hierzulande weitgehend unbekannt. Das liegt unter anderem daran, dass Ralph Vaughan Williams (1872-1958) seine Werke lange Zeit verborgen hielt und die von Kennern heimlich weitergereichten Preziosen erst 40 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht wurden - wenn auch nur teilweise. Frank Bridge (1879-1941), Kompositionslehrer von Benjamin Britten, arbeitete sechs Jahre an seinem romantischen Sextett. Das Besondere dieser Komposition ist durch die Wahl der damals ungewöhnlichen Kammermusik-Besetzung bestimmt. Edward Elgar (1857-1934) lotet in seinem Klavierquintett a-Moll op. 84 das Verhältnis von Klavier und Streichern dialogisch aus.

Den Auftakt des Abends markierte Williams' "Nocturne und Scherzo für zwei Violinen, zwei Violen und Violoncello", einer Zweisatzkomposition mit Ravel-Einflüssen. Ihr folgte das mit origineller Sonatenkonstruktion komponierte Streichsextett Es-Dur von Bridge. Dabei stieß die Größe der Besetzung an die Platzgrenze des kleinen Bühnenraums im Rokokosaal. Nach einer Pause war dann Elgars atemberaubendes Klavierquintett zu hören, ein Dreisatz-Werk voll Innerlichkeit, geprägt von Depression und Sehnsucht.

Dann war Schluss unter großem Publikumsapplaus.

(reife)
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