Interview: Serie Die Gesundmacher St.-Bernhard-Hospital ist gut aufgestellt

Moers · Zum Abschluss unserer Serie "Die Gesundmacher" stellen sich Josef Lübbers, kaufmännischer Direktor des Krankenhauses, und Ottmar Köck, Geschäftsführer der St.-Franziskus-Stiftung, Fragen zur Zukunft des Kamp-Lintforter Hospitals.

 Ottmar Köck (links) ist Geschäftsführer der St.-Franziskus-Stiftung, Josef Lübbers kaufmännischer Direktor am St.-Bernhard-Hospital.

Ottmar Köck (links) ist Geschäftsführer der St.-Franziskus-Stiftung, Josef Lübbers kaufmännischer Direktor am St.-Bernhard-Hospital.

Foto: Klaus Dieker

Herr Lübbers, Herr Köck, das St.-Bernhard-Hospital hat sich an der bundesweiten Aktion der Deutschen Krankenhausgesellschaft beteiligt. Gefordert wird eine faire Krankenhausfinanzierung. Warum tun solche Aktionen Not?

Ottmar Köck Die Krankenhäuser in Deutschland stellen eine hohe qualitative medizinische Versorgung und pflegerische Qualität und jederzeitige Verfügbarkeit ohne große Wartezeiten sicher. Das hat seinen Preis. Leider wird die wirtschaftliche Situation in der Öffentlichkeit nicht so wahrgenommen. Kurzfristig ist sie vielleicht noch nicht spürbar, langfristig stehen wir im Gesundheitswesen aber vor Strukturproblemen. Die steigenden Aufwendungen für Personal, Material und Instandhaltungen müssen refinanzierbar bleiben, um den Ansprüchen aller Beteiligten gerecht zu werden. Die Entwicklung der Preisgestaltung hält diesen Steigerungen seit langem nicht mehr stand. Auch kommt das Land NRW seinen Investitionsverpflichtungen nur unzureichend nach. Darüber hinaus hindert die strikte Trennung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung wirtschaftlich sinnvolle Patientenbehandlungen. Die Politik wird dem aber nicht gerecht.

Das St.-Bernhard-Hospital ist heute eine Einrichtung der St.-Franziskus-Stiftung in Münster. Welche Vorteile birgt das für ein Krankenhaus?

Josef Lübbers Das St.-Bernhard-Hospital wurde in den 1960er Jahren von den Mauritzer Franziskanerinnen gegründet, um die gesundheitliche Vorsorge in Kamp-Lintfort sicherzustellen. Damals war die Stadt eine aufstrebende Bergbau-Region. Die demografische Entwicklung hat aber auch vor dem Orden keinen Halt gemacht. 2004 entschied die Gemeinschaft der Franziskanerinnen, die Verantwortung ein Stück weit abzugeben und ihre Häuser in eine Stiftung zu überführen, der seit 2013 insgesamt 13 Akutkrankenhäuser angehören, drei residieren am Niederrhein. Wir profitieren innerhalb der Stiftung vor allem vom Erfahrungsaustausch. Was in einem der Häuser neu konzipiert wird, muss nicht in den anderen entwickelt werden. Das St.-Bernhard-Hospital profitiert allerdings auch von der lokalen Vernetzung mit den Krankenhäusern in Geldern, Xanten und Moers.

Wie ist das St.-Bernhard-Hospital heute aufgestellt?

Köck Das Hospital hat sich seit 2005 sehr gut entwickelt. Wir konnten einige neue Chefärzte gewinnen, die unserem Haus Alleinstellungsmerkmale geben. Mit Professor Dr. Patrick Verreet haben wir zum Beispiel einen der renommiertesten Bauchchirurgen ans Krankenhaus geholt. Auch unsere orthopädische Klinik hat in der Region einen guten und bekannten Namen. Auch die neu eingerichtete Gefäßchirurgie ist kein Standortnachteil, wenn es um die Akquise von Ärzten geht. Wir haben in den vergangenen Jahren unsere Hausaufgaben gemacht und sind attraktiver Arbeitgeber. Lübbers: Auch der pflegerische Bereich ist gut aufgestellt. Es ist auf jeden Fall ein Vorteil, dass die Krankenpflegeschule vor Ort ist, so können wir auf die frisch examinierten Pflegekräfte zurückgreifen. Außerdem spielt das Qualitätsmanagement seit vielen Jahren an unserem Haus eine Rolle. Unsere Kennzahlen zeigen, dass das St.-Bernhard-Hospital im Umgang mit Qualitätsmanagement weit voraus ist.

2008 haben Sie die Geburtsklinik geschlossen. Wurden Sie dafür stark kritisiert?

Lübbers Wir haben die Entscheidung damals breit in der Stadt kommuniziert und die Rahmenbedingungen, die dazu führten, nachvollziehbar dargestellt. Bei unter 300 Entbindungen im Jahr ist ein Betrieb nicht aufrechtzuerhalten. Die gleichzeitige Anerkennung der Kardiologie im Landesplan hat uns im Gegenzug weit nach vorne gebracht. Hier sind wir in der Lage, eine gute Versorgung zu gewährleisten. Köck Wenn ein Krankenhaus alles anbietet und keine Schwerpunkte bildet, kommt es schnell in finanzielle Schwierigkeiten und kann nicht mehr wirtschaftlich arbeiten. Außerdem ist es für viele Ärzte dann nicht mehr attraktiv. Es ist wichtig, das Krankenhaus unter Qualitätsaspekten weiter zu entwickeln. Es geht um die Frage: Wo sind wir besser als andere und wie können wir diesen Status weiter festigen?

Das St.-Bernhard-Hospital hat sich dazu ein eigenes Leitbild gegeben.

Köck Ja, es handelt sich um einen langjährigen Prozess innerhalb der Franziskus-Stiftung. Das Leitbild ist nicht an irgendeinem Schreibtisch entstanden, sondern im intensiven Dialog zwischen der Unternehmensleitung und den Mitarbeitern. Und es wird Wert darauf gelegt, dass in unseren Häusern danach gelebt und gearbeitet wird. Die Resonanz der Patienten ist positiv, und auch in der Mitarbeiterschaft herrscht hohe Zufriedenheit. Sie fühlt sich ernstgenommen, weil sie das Leitbild mitentwickelt hat. Das hat auch beispielsweise auch mit dem Respekt zu tun, den der Vorgesetzte gegenüber seinen Mitarbeitern zum Ausdruck bringt.

Es ist ein Ärztezentrum mit Dialysestation entstanden. Welche Vorteile bietet dies dem Krankenhaus?

Lübbers: Wir suchen die Vernetzung mit dem ambulanten Bereich, um Pakete mit neuen Angeboten zu schnüren. Es ist unser Wunsch, weitere ambulante Praxen ans Haus zu binden. Sie müssen aber zum Leistungsspektrum des Hospitals passen. Wir sind zuversichtlich, dass es gut funktionieren wird.

Welche weiteren baulichen Maßnahmen stehen nach der Errichtung des Facharztzentrums an?

Lübbers: Zum Jahresende wollen wir mit der Sanierung aller stationären Bereiche, die noch nicht saniert wurden, beginnen. Die Renovierung wird Etage für Etage umgesetzt. Erneuert wird jeweils insbesondere auch der Sanitärbereich. Pro Station werden neben den Dreibettzimmern auch einige Ein- und Zweibettzimmer eingerichtet, um auch die Schwerstpflege von Patienten oder Isolierungsmaßnahmen zu verbessern. Die Baumaßnahme soll in einem Zeitrahmen von drei Jahren realisiert werden. Die Kosten für die komplette Bettenhaussanierung belaufen sich auf acht Millionen Euro. Innerhalb des Krankenhauses wird es zukünftig aber auch strukturelle Veränderungen geben. Geplant ist der weitere Ausbau der Zentralambulanz, um schließlich eine zentrale Anlaufstelle für alle Patienten unserer Fachkliniken zu haben.

RP-REDAKTEURIN ANJA KATZKE FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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