Kamp-Lintfort Stadt legt Bauprogramm für Schulen auf

Kamp-Lintfort · Neue Mensen, Klassentrakte und Räume für den Offenen Ganztag sollen entstehen, finanziert durch Fördermittel von Land und Bund. Insgesamt sind Ausgaben in Höhe von 18 Millionen Euro angepeilt.

Früher war die Rechnung einfach: "Pro Klasse wurde ein Raum geplant", sagte gestern der Beigeordnete Christoph Müllmann. Aber die Anforderungen an Schulen haben sich verändert. Der Offene Ganztag macht Mensen und Betreuungsräume nötig, der inklusive Unterricht Differenzierungs- und andere Nebenräume. Vielfach seien an den Kamp-Lintforter Schulen in den vergangene Jahren notgedrungen Provisorien entstanden, sagte Müllmann. Das soll sich in den nächsten Jahren ändern. Kamp-Lintfort legt ein großes Schulbauprogramm auf. Möglich macht es das Landesprogramm "Gute Schule 2020", aus dem Kamp-Lintfort insgesamt 4,4 Millionen Euro, verteilt auf vier Jahre, erhält. Weitere 3,3 Millionen Euro Fördermittel erwartet die Stadt vom Bund.

Zwei Architekturbüros haben Schulen in Kamp-Lintfort unter die Lupe genommen und mit aktuellen Raum-Richtlinien abgeglichen. Ein Beispiel: An der Ernst-Reuter-Grundschule stehen 1400 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, das Soll liege aber bei 2500 Quadratmetern, sagte gestern Ralph Röwekamp vom Essener Architekturbüro "Rheinpark" im Ausschuss für Bildung. Aber es geht nicht nur um zusätzliche Flächen, sondern auch um eine pädagogisch sinnvolle Anordnung von Räumen. "Flurschulen" mit rechts und links abgehenden Klassen seien veraltet, erläuterte Röwekamp. Heute gilt eine Zusammenfassung mehrerer Räume zu "Clustern" (Gruppen) als ideal. Das soll, soweit möglich, im Rahmen des Schulbauprogramms berücksichtigt werden.

Das Programm ist in zwei Bauabschnitte gestaffelt. Zunächst geht es um Baumaßnahmen, deren Finanzierung durch die bereits zugesagten insgesamt 7,7 Millionen Euro Fördermittel gesichert sind. "Sie versetzen uns in die Lage, Dinge zu tun, die wir sonst zu diesem Zeitpunkt nicht umsetzen könnten", sagte Bürgermeister Christoph Landscheidt. Die Ernst-Reuter-Grundschule bekommt endlich eine eigene Mensa (sie hat bisher benachbarte Gemeinderäume angemietet), die Mensa im Untergeschoss der Grundschule Pappelsee wird vergrößert, die Mensa in der Grundschule am Niersenberg zieht ins viel größere, dann entsprechend umgebaute bisherige Pavillongebäude um. An der Europaschule entsteht ein neuer Trakt unter anderem mit zwölf neuen Klassen- und Differenzierungsräumen. Mit dem Baubeginn der Vorhaben aus dem ersten Bauabschnitt ist nach den notwendigen Planungen und Ausschreibungen erst 2019 zu rechnen. Ausnahme: Der Umzug der Mensa an der Niersenberg-Schule, der mit 250.000 den kleinsten Einzelposten darstellt und zeitnah umgesetzt werden könne.

Ein zweiter Abschnitt des Schulbauprogramms umfasst Vorhaben, die laut Bürgermeister Landscheidt erst ab 2020 angegangen werden können. Dazu gehören neue Klassentrakte an der Ernst-Reuter-, der Pappelsee- und der Niersenberg-Schule sowie der Neubau einer Mensa an der Europaschule. In der bisherigen Mensa sollen dann Räume für den Offenen Ganztag eingerichtet werden.

Insgesamt zehn Millionen kosten die Projekte des zweiten Bauabschnitts. Ob sie wie gewünscht verwirklicht werden, hängt davon ab, ob und in welcher Höhe die Fördermittel künftig fließen, sagte Landscheidt. "Wir hoffen, dass die neue Landesregierung das fortführt." Insbesondere beim Offenen Ganztag (OGT) sieht er das Land in der Verantwortung. Dass die Mensen bisher nicht ausgebaut wurden, liege daran, dass das Land die Investitionsförderung vor einigen Jahren beendet habe. Es gehe um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, so Landscheidt. Die Hälfte der Kamp-Lintforter Schulkinder wird im OGT betreut. "Die Nachfrage ist höher. Wir werben aber nicht, mangels Kapazitäten." Wartelisten für den OGT gebe es allerdings nicht, betonte Berthold Klicza vom Schulamt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort