Kamp-Lintfort Studenten bauen Haus in der Hightech-Werkstatt

Kamp-Lintfort · Hochschüler der Fakultät Kommunikation und Umwelt entwickeln im FabLab ein Haus, das auf Basis eines Computermodells an der CNC-Fräse maschinell hergestellt wird. Vorbild ist das "Wikihouse".

 Professor Carsten Nebe, Erasmus-Studentin Ayse Esin Durmaz und weitere Studenten errichten das aus geschätzt 500 Einzelteilen bestehende Fab-Haus.

Professor Carsten Nebe, Erasmus-Studentin Ayse Esin Durmaz und weitere Studenten errichten das aus geschätzt 500 Einzelteilen bestehende Fab-Haus.

Foto: Christoph Reichwein

Die Idee des "Wikihouses" fasziniert Professor Carsten Nebe seit einiger Zeit: "Es gibt im Netz die Bewegung, den Häuserbau zu demokratisieren und zu kostengünstigen Preisen neuen Wohnraum zu schaffen." Das Besondere: Die Baupläne dieser Häuser werden für jedermann als Open Source im Internet zur Verfügung gestellt. Die technisch hervorragende Ausstattung im FabLab der Hochschule Rhein-Waal hat es dem Professor im vergangenen Semester ermöglicht, mit zwölf seiner Studenten in einem interdisziplinären Projekt selbst ein Haus ganz aus Holz zu bauen. FabLab steht für Fabrication Laboratory. "Wir können hier ganz komplexe Dinge selbst bauen - von klein bis groß", betont der Direktor der Hightech-Werkstatt mit ihren computergesteuerten Maschinen.

Die Studenten bauen das Wikihouse aber nicht einfach nach, sondern entwickelten es weiter. "Das Wikihouse basiert auf einem Ein-Raum-Konzept. Unser Ziel ist es, das Haus weiter mitwachsen zu lassen." Er forderte seine Studenten auf, dafür neue Konstruktionspläne und Modelle am PC zu ersinnen. Das Fab-Haus kann durch Module erweitert werden. "Es ist gebaut wie ein Pentagon, und die Module können wie Tortenstücke eingefügt werden", erläutert Nebe die Idee. Die Baufortschritte der Studenten können Passanten an der Friedrich-Heinrich-Allee beobachten: "Unser Projekt ist im September gestartet. Mitte Januar startete die Produktion der Bauteile", berichtet der Professor. Er schätzt, dass das FabHaus aus 500 Einzelteilen besteht, die an der hochschuleigenen CNC-Fräse auf Basis des von den Projekteilnehmern ersonnenen Computermodells digital gefertigt wurden. Manche sind nur 20 Zentimeter kurz, andere 1,50 Meter lang. Am Computer entstand ein dreidimensionales Modell - "das wir quasi aufklappen können, um seine Bestandteile zu sehen", erläutert Nebe am allerersten Modell, das noch am Laser-Cutter entstand. Die Bauweise sei Lego nicht unähnlich, berichtet der Direktor des FabLabs. Die Bauteile werden mit Steckvorrichtungen zusammengefügt. "Das hält ganz wunderbar", betont Nebe.

Eigentlich soll das Fab-Haus ganz ohne Schrauben und Nägel gebaut werden. Das hat noch nicht so geklappt. "Es ist aber ja erst der Prototyp", betont der Professor. Etwa 13 Quadratmeter wird das Do-It-Yourself-Haus der Studenten. Am Design beteiligt war auch Ayse Esin Durmaz, eine Erasmus-Studentin aus der Türkei. "Es ist das erste Haus, das ich je mitgebaut haben", erzählt sie. "Es ist wie ein Puzzle, bei dem ein Teil zum nächsten passt." Die Studenten, die aus den unterschiedlichsten Disziplinen wie Informatik und BWL zusammenkamen, wollten nicht nur ein Haus bauen, das komplett im FabLab kreiert wurde. Auch die Nachhaltigkeit war ein Thema. So kommen nur umweltverträgliche Baustoffe zum Einsatz.

 Dieses Foto zeigt das am Laser-Cutter entwickelte Modell. Das Haus ist um Module erweiterbar und wird die Form eines Pentagons haben.

Dieses Foto zeigt das am Laser-Cutter entwickelte Modell. Das Haus ist um Module erweiterbar und wird die Form eines Pentagons haben.

Foto: creich

Das Haus besteht aus Holz und die Dämmung aus Holzfaser. Es bekommt ein Blechdach und einen Wirtschaftstrakt für Strom und Wasser. In dem Zuge befassten sich die Studenten auch mit Themen wie Wasserfiltrierung. "Den Bauplan haben wir so gestaltet, dass er auf überall auf der Welt lokale Bedürfnisse angepasst werden kann. Wer unser Haus in Vietnam nachbauen will, dem helfen wir mit unserer Anleitung, seine lokalen Baustoffe einsetzen zu können", erläutert Nebe.

So weit ist es noch nicht. Wenn der Prototyp des Fab-Hauses auf dem Campus errichtet ist, beginnt die Testphase. "Wir prüfen, ob die Materialien harmonieren und sie den Wetterbedingungen standhalten können." Carsten Nebe kann es sich gut vorstellen, mit Studenten für die Landesgartenschau 2020 einen Pavillon als Schauraum des GreenFabLabs zu errichten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort