Kamp-Lintfort Tote Tauben neben der Bücherei geben Rätsel auf

Kamp-Lintfort · Die Vögel verenden zwischen Vergrämungsdrähten. Das Veterinäramt hat keine tierschutzrechtlichen Bedenken.

Das schmuddelige Ladenlokal am Kamp-Lintforter Rathausplatz steht schon seit längerer Zeit leer. Doch dort, wo einst das Internetcafé "Vegas" zu finden war, herrscht nun wieder Leben. Nämlich in der Plastikabdeckung der alten Leuchtreklame. Dort haben es sich mittlerweile Tauben gemütlich gemacht, die Werbeschild als Nistmöglichkeit nutzen.

Doch offenbar gehen die Tiere damit ein ihnen unbekanntes, aber lebensgefährliches Risiko ein. Denn um zu ihren Nestern zu gelangen, müssen die Tauben in einem engen Bogen auf ihr Ziel anfliegen. Kurz vor der Landung begegnen ihnen dann jedoch sogenannte Vergrämungsdrähte - eigentlich dort angebracht, um die Tauben fernzuhalten. Doch anscheinend können diese Drähte für die Tiere zur Todesfalle werden, wie Christiane Alkämper aus Rheinberg bemerkt hat.

"Ich habe schon oft beobachtet, wie die Tauben sich auf den Drähten aufgespießt haben und daran verendet sind. Der Anblick ist grauenvoll", berichtet Alkämper. Als sie das Elend nicht mehr mit ansehen konnte, wandte sie sich an das Kreisveterinäramt in Wesel. "Dort hat man mir aber nur gesagt, dass die Drähte allgemein anerkannt sind und die Drähte extra abgestumpft seien, um die Tiere nicht zu gefährden, sondern abzuschrecken." Da diese Wirkung allerdings offensichtlich nicht erfüllt wird, fordert Alkämper Konsequenzen. "Da ist die Stadt gefordert. Es kann nicht immer nur Sonnenblumen und die Hochschule geben. Wie einfach wäre es, ein Netz an dieser Stelle anzubringen?"

"Netze haben auch ihre Probleme, darin können sich die Tauben ebenso verfangen", hält Antonius Dicke dagegen. Er ist Leiter des Kreisveterinäramtes und hat sich näher mit der Sache beschäftigt. "Von unserer Seite aus bestehen keine tierschutzrechtlichen Bedenken. Derartige Drähte findet man an vielen Gebäuden. Wenn die Tiere aber eine Möglichkeit sehen, durch diese Drähte hindurchzukommen, dann machen sie das auch." Dabei könne es natürlich auch vereinzelt zu Unfällen kommen.

Seiner Meinung nach spießen sich die Tiere an den Drähten nicht auf, sondern verfangen sich eher zwischen diesen. Daher sei auch ein Netz keine geeignete Lösung. "Alle Methoden haben ihre Vor- und Nachteile. Die liegen dann aber nicht in unserer Verantwortung, sondern in der des Inhabers. Dieser muss dann entscheiden, wie er weiter vorgehen möchte."

Inhaber des alten Ladenlokals neben der Stadtbücherei ist neuerdings die Stadt Kamp-Lintfort. Sie hat den gesamten Gebäudekomplex im Frühjahr erworben. Bald soll der Abriss folgen, um die Umgestaltung des Rathausquartiers weiter voranzutreiben. Damit müssten dann auch die Tauben weichen.

Auf Nachfrage erklärt Ariane Bauer, die Pressesprecherin der Stadt, die Angelegenheit dennoch weiter verfolgen zu wollen: "Wir prüfen, ob die Funktionalität der Drähte noch gegeben ist. Einerseits sollen sie ja ihre Wirkung erfüllen, andererseits die Tiere nicht verletzen."

(RP)
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