Kamp-Lintfort Unbekannte Berufe sind nur wenig gefragt

Kamp-Lintfort · Bei der Messe "connect me" kamen Schüler und Studenten mit Firmenvertretern ins Gespräch. Freie Ausbildungsplätze gibt es vor allem in Berufen, die kaum im öffentlichen Fokus stehen.

 Tobias Priebe und Julia Chindemi lassen sich auf der Messe von den Azubis Calvin Eitrich und Lorena Lennartz (v.l.) am Stand von Ford Espey beraten.

Tobias Priebe und Julia Chindemi lassen sich auf der Messe von den Azubis Calvin Eitrich und Lorena Lennartz (v.l.) am Stand von Ford Espey beraten.

Foto: kdi

"Die Ausbildungsplätze für Mechatroniker können wir leicht besetzen. Allerdings ist es ein Problem, Fachverkäuferinnen zu finden. Dabei haben sie einen sehr abwechslungsreichen Beruf, der viel Freude macht." Das sagte gestern Sara Malangeri. Sie ist Ausbildungsbeauftragte der Bäckerei Büsch in Kamp-Lintfort, die vor allem Edeka-Märkte am Niederrhein und im westlichen Ruhrgebiet mit frischen Brötchen, kernigem Brot und süßem Kuchen versorgt. Jahr für Jahr hat es die Kamp-Lintforter Großbäckerei nicht leicht, die Ausbildungsplätze als Bäckereifachverkäuferinnen zu besetzen, da dieser Beruf nicht im medialen Fokus stehe. Deshalb nimmt sie die Gelegenheit wahr, bei Ausbildungsmessen für diesen Beruf zu werben, so wie am gestrigen Mittwoch.

51 Unternehmen stellten sich bei der "connect me" auf dem Campus der Hochschule Rhein-Waal in Kamp-Lintfort vor. Anders als am Montag auf der Ausbildungsmesse am Mercator-Berufskolleg in Moers, überwogen nicht die großen, sondern die mittelständischen Unternehmen mit Mitarbeiterzahlen zwischen zehn und 400. Sie kamen fast alle aus den "Wir-4"-Städten Moers und Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort und Rheinberg. Sie nutzten die Chance, sich 1000 Schülern aus Kamp-Lintfort und den umliegenden Städten zu präsentieren. Dazu stellten sie die Möglichkeiten einer Ausbildung in ihrem Unternehmen vor.

"Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt ist differenziert", berichtete Heike Marschmann, die beim gleichnamigen Maler- und Lackiererunternehmen in Moers für das Personal und das Marketing verantwortlich ist. "Es ist leicht, Bürokaufleute zu finden, aber schwer Maler und Lackierer für eine Ausbildung zu begeistern. Unternehmen müssen auf den Ausbildungsmessen aktiv und präsent sein, um passenden Nachwuchs zu finden."

Hinzu kämen Schüler mit schlechten Noten, die Maler, Lackierer oder Objektbeschichter werden wollen. "Handwerkliche Geschicklichkeit ist gefragt", sagt Heike Marschmann. Um Schwächen in den theoretischen Fächern - beispielsweise in Mathematik - auszugleichen, arbeitet das Maler- und Lackiererunternehmen mit Institutionen zusammen, die die Auszubildenden individuell fördern. "Wichtig ist, dass sich der Kopf und die Persönlichkeit weiterentwickeln", erklärt die Unternehmerin. "Insgesamt haben wir 13 Auszubildende."

Manche Unternehmen hätten es zudem nicht leicht, die passenden Auszubildenden zu finden, weil bestimmte Berufe kaum bekannt seien. "Wer kennt schon die Ausbildung zur Fachkraft für Kreislaufwirtschaft?", fragte Cornelia Bothen, die für die Öffentlichkeitsarbeit des Abfallentsorgungszentrums Asdonkshof verantwortlich ist, das nahe der Autobahnabfahrt Rheinberg zwei Müllöfen befeuert. Darum war auch das AEZ auf der "connect me" präsent.

Wie fast alle anwesenden Unternehmen schickte es seine eigenen Auszubildenden vor, um die Kontaktschwelle zu Schülern niedrig zu halten. So demonstrierte Dorian Dode, der im August seine Ausbildung beim AEZ begann, die Funktionsweise einer Schwimm-Senk-Maschine. "Kunststoffe, die schwerer als Wasser sind, setzten sich am Boden ab", erläutert der angehende Facharbeiter für Kreislaufwirtschaft. "Kunststoffe, die leichter sind, schwimmen oben und können herausgenommen werden."

(got)
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