Kamp-Lintfort/Neukirchen-Vluyn Vluyner wird Leiter des Lintforter Kinos
Kamp-Lintfort/Neukirchen-Vluyn · Michael Seidel kennt die Kinowelt seit fast einem Vierteljahrhundert. Er sieht hohes Potenzial für das Lichtspielhaus in Kamp-Lintfort. Zum Konzept gehört es, eine Bindung zu den Menschen in der einstigen Bergbauregion aufzubauen.
Kaum jemand kennt die niederrheinische Kinowelt so gut wie Michael Seidel. 1994 begann der Neukirchen-Vluyner, Karten im Passage-Kino am Krefelder Ostwall abzureißen. Er erlebte mit, wie der Betreiber, dem auch das Atlantikkino an der Haagstraße in Moers gehörte, in Krefeld das Passage-Kino durch das Cinemaxx am Hauptbahnhof ersetzte. Dort wurde er Betriebsleitungsassistent, als es im August 1997 eröffnet wurde. 2007 stieg er zum Theaterleiter auf, der er bis Mitte 2016 war. "Als ich vom neuen Kino in Kamp-Lintfort gehört habe, habe ich mich sofort dafür beworben", erzählt der 50 Jahre alte gelernte Elektroniker. "Ein neues, modern gestaltetes Kino, das zudem der Heimat verbunden ist, übt einen großen Reiz aus." So arbeitete er sich seit Oktober in der Mülheimer Filmpassage, die im Einkaufszentrum Forum am Mülheimer Hauptbahnhof liegt, in die Struktur des Kinobetreiberehepaares Thies ein.
Dieses Kino wird von der Consulthies GmbH betrieben, deren geschäftsführende Gesellschafter Anja und Meinolf Thies sind. Zum Kinoverbund gehören mehrere Lichtspielhäuser, neben dem in der Mülheimer Innenstadt auch in Lünen, Osnabrück, Salzgitter, Düren und Solingen. Dieser Verbund ist kleiner als Cinemaxx, UCI oder Cinestar, rangiert aber bundesweit unter den ersten zwölf. Er trägt zur derzeitigen Kinoneubauwelle bei. Nachdem Mitte der 1990er Jahre in Deutschland viele neue Lichtspielhäuser durch die großen Ketten gebaut wurden, sind es nun mittelständische Kinobetreiber, die neue Kinos errichten lassen, um sie dann zu mieten, in Kamp-Lintfort durch eine Investorengruppe um Thomas Berger. Die neuen Kinosäle bieten im Unterschied zu den Sälen vor zwei Jahrzehnten einen besseren Sound, weil an allen Wänden und Decken Lautsprecher eingebaut sind, um so die Besucher Teil des Filmstreifens werden zu lassen. Außerdem sind sie kleiner. In Kamp-Lintfort umfassen die sieben Säle zwischen 57 und 240 Plätzen. Denn neben den Blockbustern, derzeit zum Beispiel die achte Episode von Star Wars, will Michael Seidel auf Spartenprogramm setzen, wie in der Mülheimer Filmpassage.
Eine Sparte nennt sich Kaffeeklatsch und spricht Kinofans in der zweiten Lebenshälfte an, beispielsweise mit Streifen wie "Monsieur Pierre geht online", "Unter deutschen Betten" oder "Victoria und Abdul". Nach der Filmvorstellung tauschen sich die Besuchter bei Kaffee und Kuchen gemeinsam aus.
Eine zweite Sparte ist der Kidsclub, der auf die ganz junge Generation zielt. Wieder eine andere Sparte sind Sneak-Previews, also Filme, die vor dem offiziellen Start in Deutschland gezeigt werden, wobei die Besucher vorab nicht wissen, um welchen Streifen es sich handeln könnte. Wieder eine andere Sparte sind türkische Filme, die in Originalsprache mit deutschen Untertiteln über die Leinwand laufen.
Der Kinoleiter will eine emotionale Beziehung zwischen den Besuchern aus der Region und dem Kino aufbauen, die vor allem aus Moers und Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort und Rheinberg kommen sollen, aber auch aus Duisburg. Zum Beispiel soll es für die Menschen aus dem einstigen Bergbaugebiet im Entree eine Wand aus Kohle geben.
Dort sollen die 200.000 Besucher, die jährlich kommen sollen, Plättchen einlassen können, auf denen ihre Namen eingraviert sind. "Das endgültige Aussehen der Wand steht noch nicht fest", sagt der Kinoleiter. Das gilt auch für den Namen. "Spätestens vor Ostern wird er bekannt gegeben Central-Park-Kino oder Friedrich-Heinrich-Kino sind es nicht." Auch der Eröffnungstermin ist nicht festgelegt, der beim ersten Spatenstich mit September 2018 angegeben worden war.
Damals konnte niemand von den Verzögerungen wissen, die es bei dem Sieben-Millionen-Euro-Projekt gibt, weil auf dem Gelände ein Bunker gefunden wurde und verschmutzter Boden großflächig umzulagern ist. Jetzt ist die Baugrube fast fertig. "Wenn im Februar die Bodenplatte gegossen ist, geht es schnell weiter", sagt Seidel mit Blick auf das Loch in der Nähe von ABC-Gebäude und Parkdeckauffahrt zum EK 3. "Es kann mit einem Termin im dritten Quartal klappen."