Stadt Kempen Als Archäologen am Kloster buddelten

Stadt Kempen · Tina Hirop und Dr. Ingeborg Unger berichteten beim Kempener Geschichts- und Museumsverein über die Ausgrabungen, die vor dem Bau des Klosterhofes an der Burgstraße vorgenommen worden waren.

 Im November 2011 begannen die Ausgrabungen am Kreishaus. Im Hintergrund ist die so genannte Beamtenlaufbahn zu erkennen.

Im November 2011 begannen die Ausgrabungen am Kreishaus. Im Hintergrund ist die so genannte Beamtenlaufbahn zu erkennen.

Foto: Kaiser

Auf reges Interesse stieß jetzt der Vortrag "Verborgen und Wiederentdeckt" von Tina Hirop und Dr. Ingeborg Unger im Kempener Kulturforum. Im Rahmen des Internationalen Museumstages hatte der Kempener Geschichts- und Museumsverein zu diesem Vortrag eingeladen. Die Vorsitzende Ute Lueb freute sich über den guten Besuch.

Als im Jahr 2011 das alte Kreistaggebäude abgerissen wurde, fanden sich in der Baugrube auf einmal Funde früherer Bebauung direkt neben dem Franziskanerkloster. Damit hätte niemand gerechnet, erklärte Tina Hirop. Denn man war bislang davon ausgegangen, dass hier lediglich ein Klostergarten war. Fortan zog die Ausgrabungsstelle immer wieder viele neugierige Kempener Bürger an, die durch den Bauzaun die Arbeiten beobachteten. Akribisch wurde der Boden in Ausgrabungsflächen eingeteilt, berichtete Tina Hirop. Schon an den verschiedenen Bodenfärbungen konnte man Zeiten festlegen, wann hier Bauten gestanden haben. Ein großes Problem sei der anfallende Bodenabraum gewesen. Immer wieder habe man diesen quasi umlagern müssen und die Baugrube nach der Dokumentation wieder verfüllen müssen. Tina Hirop erinnerte sich noch gut an einen Tag, an dem trotzdem rund acht Tüten mit Fundstücken sicher gestellt wurden.

 Diese Aufnahmen von den archäologischen Funden bei den Ausgrabungen am Franziskanerkloster machte seinerzeit Tina Hirop. Links sind die Lichtnischen im gotischen Stil an Kellerwänden zu erkennen.

Diese Aufnahmen von den archäologischen Funden bei den Ausgrabungen am Franziskanerkloster machte seinerzeit Tina Hirop. Links sind die Lichtnischen im gotischen Stil an Kellerwänden zu erkennen.

Foto: Hirop

Gefunden wurden unter anderem Reste der Begrenzungsmauern zum Kloster. Es fanden sich im westlichen Bereich Kloaken, aber auch jede Menge Abfall und Bauschutt vergangener Jahrhunderte. Treppenabgänge wurden frei gelegt. Besonders interessant waren die Lichtnischen in den Kellerwänden. Dort wurde eine Kerze abgestellt - schließlich war das die einzige mögliche Beleuchtung im Keller. Einige dieser Lichtnischen sind sogar in einem original gotischen Stil gehalten.

Woran sie sich auch noch sehr gut erinnerte, war der Fund eines komplett erhaltenen Kruges. Dieser stand in einem gemauerten Schacht im Kellerboden und diente wohl als Versteck für Münzen. Da wollte dann sofort ein Besucher wissen, ob noch welche darin waren, Das allerdings musste Tina Hirop zu ihrem Bedauern verneinen. Gefunden wurden aber auch in Richtung Burgstraße ein Räucherofen und Reste eines Stalles - alles Hinweise darauf, dass hier eine klassische bürgerliche Bebauung entlang der Straße war. Darauf wies auch der Fund eines Brunnens hin. Die ältesten Funde stammen wohl aus dem 14. Jahrhundert. Erst im 18. Jahrhundert erwähnt der Geschichtsschreiber Willmius, dass das Gelände vom Kloster gekauft und als Garten angelegt wurde.

Tina Hirop, die auch im Kreisarchiv in der Kempener Burg arbeitet, hat dort Bilder gefunden, die belegen, dass schon beim Bau des Kreishauses einige Fundamente entdeckt wurden, aber unter dem Bau verschwanden. Es gibt keine gesicherten Karten, die belegen könnten, wie die Straße dort damals aussah. Aber es gibt zum Beispiel auch Hinweise darauf, dass die Franziskanerstraße zu beiden Seiten bebaut war. Nicken gab es bei den Besuchern, als Tina Hirop auf die deutliche Senke der Wiese am Von-Loe-Denkmal hinwies. Vermutlich sei der Straßenverlauf unterbrochen worden, damit die Paterskirche gebaut werden konnte.

Auf jeden Fall, so ihr Fazit, müsse bei allen Bauarbeiten in der Stadt Kempen immer auch eine archäologische Untersuchung erfolgen. Das sei bei der Altstadtsanierung Anfang der 1970-er Jahre leider versäumt worden. Dabei sei dies wichtig, um aus kleinen Mosaiksteinchen Stadtgeschichte zusammensetzen zu können.

(RP)
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