Stadt Kempen Alt werden im Kempener Hagelkreuz

Stadt Kempen · Alt werden in der lieb gewordenen eigenen Umgebung. Wie kann das gehen? Die altengerechte Entwicklung des Kempener Stadtteils Hagelkreuz war jetzt Thema im Ausschuss für Soziales und Senioren.

 Nicht jede Wohnung im Hagelkreuz ist barrierefrei, manchmal behindern ältere Bewohner bereits Treppenanlagen vor den Hauseingängen.

Nicht jede Wohnung im Hagelkreuz ist barrierefrei, manchmal behindern ältere Bewohner bereits Treppenanlagen vor den Hauseingängen.

Foto: Kaiser

Erstmals wurden öffentlich im Ausschuss die Ergebnisse einer Befragung vorgestellt, die der Student Frederik Neitzel im vergangenen Jahr im Rahmen einer Studienarbeit bei Bewohnern über 60 Jahren durchgeführt hatte (die Rheinische Post berichtete). Unterstützt wurde er bei seinem Vorhaben von der Stadt Kempen und dem Bürgerverein Hagelkreuz. Neitzel erläuterte sein Vorgehen bei der Erhebung und stellte die Ergebnisse vor. Der Student verteilte 120 Fragebögen an ältere Bewohner des Hagelkreuzes, am Ende konnten 100 Erhebungsblätter in die Untersuchung einfließen. Insgesamt gibt es 1693 Bewohner über 60 Jahren im Hagelkreuz, mit seiner Befragung hat Neitzel sechs Prozent von diesen erreicht. Die Befragten waren zwischen 60 und 84 Jahre alt, die größte Gruppe zwischen 70 und 75. Seine Fragen beschäftigten sich mit den Themen Versorgungsangebot, Identifikation mit dem Viertel, Barrierefreiheit beim Wohnen und dem Unterschied in der Intensität der Beziehungen zu Nachbarn abhängig vom Alter. Viele der Befragten nannten das gute fußläufig erreichbare Einkaufsangebot als Vorteil, ebenso die Busanbindung. Auch dass es Ärzte, Apotheke und Banken gibt. Ebenso schätzen die Bewohnern den Naherholungswert durch Spazierwege. Negativ empfinden viele fehlendes Freizeitangebot für ihre Altersgruppe, fehlende Beratungseinrichtungen und wenig altersgerechte Wohnmöglichkeiten. Beratungsangebote sind größtenteils bekannt. Ihr Viertel finden viele attraktiv. Es sei modern, sauber und schön, so die Aussagen. Das eher schlechte Image würde von außen geprägt, so empfinden es die Befragten.

Barrierefreies Wohnen gebe es wohl in Hochhäusern, weniger in Einzelhäusern. Allerdings stören Eingangstreppen oder es fehlen barrierefreie Bäder. An die Nachbarschaft stellen die Senioren einen hohen Anspruch. Zeit für ein Gespräch oder auch kleine Hilfeleistungen gehören dazu. Dies wird aber wohl in der Regel auch sowohl gegeben als auch angenommen, so der Student.

Aus der Arbeit ergeben sich Ansätze für die altengerechte Quartiersentwicklung im Hagelkreuz. Bereits im April vergangenen Jahres hatte der Kempener Stadtrat einen schnellstmöglichen Einstieg unter Nutzung von Fördergeldern beschlossen. Zur Wahl stehen derzeit eine Förderung durch das Landesministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter mit der Stadt als Trägerin des Projektes sowie eine Förderung durch die Stiftung Deutsches Hilfswerk mit der Senioren-Initiative als Trägerin, die eng mit der Stadt kooperiert.

Sozialdezernent Michael Klee favorisiert die Förderung durch das Ministerium. Keinesfalls solle dies als Missachtung der sehr guten Arbeit der Senioren-Initiative verstanden werden, betonte Klee. Diese habe schon wertvolle Mitarbeit geleistet, zum Beispiel bei der Organisation eines ersten Akteurstreffens (die Rheinische Post berichtete). Aber dieses erste Projekt, das als Modell für weitere ähnliche Entwicklungen in Kempen dienen kann, möchte die Verwaltung doch gerne federführend selbst betreuen - selbstverständlich in enger Kooperation sowohl mit der Senioren-Initiative als auch dem Bürgerverein und weiteren Akteuren im Stadtviertel. Klee berichtete von Erfahrungen anderer Kommunen mit ähnlichen Projekten. Viele hätten inzwischen erkannt, dass Förderung solcher altengerechten Quartiersentwicklungen langfristig die für die Städte wesentlich teurere Pflege älterer Menschen verzögere oder sogar vermeide. Klee war anzumerken, wie ernst er es meinte, dass er sich freue, dass es jetzt losgehen könne und man für Kempen ein eigenes Modell entwickeln könne. Der Ausschuss bestätigte das durch seine Zustimmung.

(sr)
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