Stadt Kempen Artemis Quartett: Ein Konzert von außergewöhnlicher Qualität

Stadt Kempen · Nicht zum ersten Mal kam das Artemis Quartett als gefeierter Gast nach Kempen, diesmal zwischen zwei Auftritten in Kopenhagen und Wien. Und wie sich in der voll besetzten Paterskirche schnell herausstellte, hat sich seit dem letzten Kempener Konzert im Oktober 2006 bei diesem, in Berlin ansässigen Streichquartett eines nicht geändert: seine exorbitante Qualität.

Für die stehen, mit Ausnahme des Cellisten Eckart Runge, allerdings inzwischen andere Künstler gerade. Zwischen 2007 und 2009 verjüngte sich das 1989 gegründete Ensemble erfolgreich, mit Vineta Sareika und Gregor Sigl (Violine) sowie Friedemann Weigle (Viola) konnten hervorragende Nachfolger gewonnen werden.

Mozarts Streichquartett G-Dur KV 387 erklang auf eine sehr elegante, dabei aber keineswegs glatte Art und Weise. Dynamische Unterschiede und Akzente wurden markant herausgearbeitet, mysteriös erklangen die leisen Stellen, packend wurden die Crescendi aufgebaut. Nicht nur die neue Primgeigerin glänzte mit stupender Technik ebenso wie mit dichter Tongebung und hinreißend gespielten Kantilenen. Das gilt nicht nur für die Mozart-Interpretation. Das 2003/2004 entstandene Streichquartett des lettischen Komponisten Peteris Vasks oszilliert nach den Worten des Komponisten zwischen "emotionaler Hochspannung" und einer "mit Licht erfüllten Trauer". Genau an diesen Polen orientierte sich die Wiedergabe. Mit einem Maximum an Intensität wurden dissonante Akkordfolgen aufgeschichtet; eine geheimnisvolle Wehmut durchzog die lyrischen Partien. Auch wenn der expressionistische Charakter des Werkes - die Grundstimmung von Angst und Entfremdung - für die Wiedergabe bestimmend war: auf einen sinnlich-voluminösen Klang wurde nicht verzichtet.

Wie gut Artemis die verschiedenen Facetten einer Komposition erfasst und umsetzt, zeigte sich auch in Dvoráks fünftem Streichquartett op.106. Bei aller Vitalität des Spiels wurden nicht die anmutigen und filigranen Aspekte des Werkes vernachlässigt, und die in der Komposition angelegten Gegensätze zwischen dem nur fragmentarisch Angedeuteten und den großen Bögen waren stets spürbar. Viel Präzision und Temperament steckte in den federnden Rhythmen.

Einen Leckerbissen gab es noch mit der Zugabe. Für den langen und herzlichen Beifall in der Paterskirche bedankte sich das Quartett mit einem weiteren Dvorák, mit dem mitreißenden Finalsatz aus dem amerikanischen Quartett.

(tr)
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