Gemeinde Grefrath Auch ohne Wäsche kann man bügeln

Gemeinde Grefrath · Der Bügel-Club Dorenburg frönt einem Spiel, das schon im Jahr 1330 beliebt war. Zweimal in der Woche wird auf der hauseigenen Bahn gebügelt. Es gibt auch einen richtigen Ligabetrieb.

 Bügeln ist ein taktisches Spiel, erklären Helmut Beurskens und Ralf Krzywda.

Bügeln ist ein taktisches Spiel, erklären Helmut Beurskens und Ralf Krzywda.

Foto: Wolfgang Kaiser

Der rechte Fuß von Helmut Beurskens befindet sich rund 15 Zentimeter tiefer als der linke. Der Grefrather steht nämlich mit rechts in der Rinne und mit links auf der Bahn. Mit konzentriertem Blick visiert er den Bügel an, der circa 7,5 Meter von ihm entfernt mitten auf der zehn Meter langen und fünf Meter breiten Bahn im Boden verankert ist. Die Augen wandern vom Bügel zu der vier Kilogramm schweren Kunststoffkugel, die rechts neben seinem linken Fuß auf der Bahn liegt.

Vorsichtig setzt Beurskens die Schüppe unterhalb der Kugel an und schiebt sie kraftvoll in Richtung Bügel an. Schnurgerade schießt die Kugel durch das Hindernis und knallt mit einem lauten Geräusch an die abgepolsterte Holzwand dahinter. Die ersten zwei Punkte sind dem Vorsitzenden des Bügel-Clubs (BC) Dorenburg sicher. Ralf Krzywda betätigt die Anzeige und auf dem Display über der Bahn erscheinen die gerade eben gemachten Punkte. Dann greift Krzywda selber zur Schüppe und spielt seine erste Kugel.

 Ziel des Spiels ist es, die eigene Kugel jeweils von vorne durch den Bügel zu schießen und zeitgleich den Gegenspieler daran zu hindern, dass ihm dies gelingt.

Ziel des Spiels ist es, die eigene Kugel jeweils von vorne durch den Bügel zu schießen und zeitgleich den Gegenspieler daran zu hindern, dass ihm dies gelingt.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Das abendliche Training auf der Bahn des BC Dorenburg hat begonnen. Auf dem Lehmboden, der mit einem feinen Filterkies bedeckt ist, rollen die Kugeln über die Fläche, wobei es das Ziel ist, die eigene Kugel jeweils von vorne durch den Bügel zu schießen und zeitgleich den Gegenspieler daran zu hindern, dass ihm dies gelingt. "Man kann die gegnerische Kugel in die Rinne spielen, was zwei Punkte gibt. Damit zwingt man den Mitspieler wieder von der Rinne aus zu starten", erklärt Beurskens. Bügeln sei ein reines Taktikspiel, man müsse gegnerische Züge vorausahnen und dementsprechend agieren, fügt er an. "Es hat etwas von Schach", bemerkt Krzywda.

Bügeln ist ein Spiel mit einer langen Geschichte. Alte Stiche von 1330 zeigen schon bügelnde Menschen. Wobei das Spiel seinen Namen dem Bügel verdankt, um den sich alles dreht. 23 Zentimeter hoch und ebenso breit ist der Eisenbügel der Mittelpunkt des Spiels. Eine Sport-Bezeichnung, die spätestens beim Satz "Wir gehen bügeln" immer wieder für fragende Blicke sorgt. Doch mit dem Bügeleisen und der damit verbundenen Tätigkeit hat das Spiel überhaupt nichts zu tun. Das Einzige, was verbindet und daher schon einmal für Verwirrung sorgt, ist lediglich der Name. War es früher mehr ein kurzer Schläger, mit dem gespielt wurde, ist es heute die sogenannte Schüppe. Das leicht gewölbte Blatt, die Schaufel, ist immer 28 Zentimeter lang. Die Grifflänge kann etwas variieren. Das gesamte Sportgerät bewegt sich so zwischen 70 und 80 Zentimeter Länge. Esche und Eiche sind die am meisten verwendeten Hölzer.

 Der BC Dorenburg hat schon etliche Preise eingeheimst.

Der BC Dorenburg hat schon etliche Preise eingeheimst.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Auf der Bügelbahn ist das Spiel indes in vollem Gange. Lautes Klack-Klack ertönt, wenn die Kugeln aufeinandertreffen, die Banden mit Wucht angespielt werden oder die Kugeln durch den Bügel stoßen, der dabei ab und zu mächtig wackelt. "Der halt mal fest gesessen, aber wir spielen schon mit Kraft und so hat sich der Bügel im Laufe der Jahre etwas gelockert", verrät Beurskens lachend. Die in Eigenleistung gebaute Bahn im ehemaligen Rüben- und Kartoffelschuppen auf dem Strufenhof gibt es seit 1997. Wobei der BC Dorenburg eine Bahn anlegte, die den Anforderungen für Meisterschaften entspricht. Aber nicht nur das.

Aus der einstigen Lagerfläche ist ein gemütlicher Vereinsraum mit Küche, Theke und Besuchertribüne, von der aus der Blick auf die Bügelbahn fällt, geworden. Die Bahn an sich braucht dabei eine besondere Pflege. "Der Lehm muss nass gehalten werden, damit er nicht reißt", informiert Beurskens.

Der Verein selber, der aktuell 23 Mitglieder zählt und zum niederländischen Bügelbund gehört, besteht seit 1985. Anfangs wurde nur auf der offenen Bügelbahn des Niederrheinischen Freilichtmuseums gespielt. Seit Bestehen der eigenen Bügelbahn kann jetzt aber gänzlich wetterunabhängig gespielt werden, egal ob Training oder Turniere.

(RP)
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