Kempen Auf der Suche nach Sportlehrern

Kempen/Grefrath · Ein Erlass des NRW-Schulministeriums besagt, dass nur studierte oder besonders qualifizierte Fachkräfte Grundschulkinder im Unterricht anleiten dürfen. Kempener und Grefrather Rektorinnen nehmen Stellung.

 Bewegung ist wichtig für die Gesundheit der Kinder. Manche Mädchen und Jungen können sich nur im Sportunterricht austoben. Wegen eines neuen Erlasses könnte dieser aber nun teilweise ausfallen.

Bewegung ist wichtig für die Gesundheit der Kinder. Manche Mädchen und Jungen können sich nur im Sportunterricht austoben. Wegen eines neuen Erlasses könnte dieser aber nun teilweise ausfallen.

Foto: H�skes, Achim

"Ich hätte mir das genau anders herum gewünscht, erst eine Übergangszeit und dann die Umsetzung", sagt die Leiterin der Grundschulen von Oedt und Grefrath, Berrit Liebisch-Wiggert, und steht mit dieser Meinung nicht alleine. So sehr viele Grundschulleiterinnen es begrüßen, dass der Schulsport jetzt stärker im Fokus ist, müssen sie schnell reagieren, um den "Sicherheitserlass" des NRW-Schulministerium zu erfüllen. Danach sind erstmals Qualifikationen festgelegt worden, die Lehrer bei Erteilung des Sportunterrichts haben müssen.

In Kempen gibt es offenbar an einigen Grundschulen gar keine Probleme. "Bei uns gibt es den Glücksfall, dass die Sportlehrerinnen die entsprechenden Qualifikationen bereits haben", sagt die Leiterin der katholischen Grundschule Wiesenstraße, Anita Zerbe. Dies kann die Chefin der Regenbogenschule, Josefine Lützenburg, für ihre Schule nur bestätigen.

Allerdings hat Lützenburg, die auch die Sprecherin aller Kempener Grundschulleiterinnen ist, gestern einen Hilferuf von der Astrid-Lindgren-Schule erhalten. Dort ist es offenbar nicht so. "Wir wissen derzeit nicht, wie wir zukünftig den Sportunterricht gewährleisten können", sagte gestern die Rektorin der Astrid-Lindgren-Schule, Sabine Stammen. Derzeit dürften für ihre zehn Klassen nur zwei Kolleginnen, die auch Klassenlehrerinnen sind, Sport unterrichten. Eine Kollegin, die dies seit etwa 30 Jahren macht, jetzt aber nicht mehr.

Stammen: "Diese Kollegin ist wenige Jahre vor ihrer Pensionierung. Ich kann verstehen, wenn sie sich jetzt nicht mehr qualifizieren lassen möchte." Die generelle Bitte, die Josefine Lützenburg hat: "Dass durch die jetzt zusätzlich verlangten Qualifikationen die Kolleginnen an den entsprechenden Schulen nicht überbelastet werden. Gestern erreichte die Schulen eine Rundmail von Schulamtsdirektor Thomas Bongartz.

Er ist für alle 48 Grundschulen im Kreis Viersen zuständig und zeigte sich im RP-Gespräch zuversichtlich, dass sich die Schulen jetzt auf den Weg machen, um dadurch die Qualität des Sportunterrichts zu erhöhen. In der Mail weist er unter anderem die Leiterinnen an, dafür Sorge zu tragen, dass bei Bedarf schnellstmöglich die Fortbildungen durchgeführt werden sollen. Ihm ist bewusst, dass es in einer Übergangszeit, bis die verlangten Qualifikationen geschafft sind, zu einem reduzierten Sportunterricht bei der einen oder anderen Schule kommen könnte.

Trotz ihrer Kritik an der sofortigen Umsetzung des Erlasses findet es Berrit Liebisch-Wiggert gut: "Dass jetzt der Sport stärker in das Blickfeld gerückt ist, zumal die Bewegung zur Bildungsförderung dazu gehört und man dadurch schon früh motorische Defizite ausgleichen kann." Liebisch-Wiggert spricht noch davon, dass es an ihren beiden Schulen in Grefrath und Oedt derzeit noch keine allzu großen Einschränkungen beim Sport gebe. Hoffentlich bleibe das so.

Generell seien derzeit für den normalen Hallen- und Außensport für die dritten und vierten Klassen genügend Fachkräfte vorhanden. Bei den Ein- und Zweitklässlern würde der Sportunterricht teilweise von den Klassenlehrerinnen mit gemacht. Man will ein neues Konzept für alle Jahrgänge entwickeln und auch beim Ausfall der derzeitigen Sportlehrer Kollegen qualifizieren, die dann die Vertretung machen könnten.

Besonders frustriert war die Leiterin der Grundschule in Willich-Wekeln, Renate Küsters. Jedes Kind hatte bisher drei Stunden Sport in der Woche, also insgesamt für alle zwölf Klassen 36 Stunden. Und da einige Kolleginnen die Qualifikationen nicht haben, geht Küsters davon aus, dass jetzt zunächst einmal bis zu 24 Stunden wegfallen könnten.

Sie wie auch ihre Kollegin von der St. Töniser Grundschule, Beate Jacobs, teilen die Meinung von Liebisch-Wiggert und wünschen sich eine Übergangszeit, bis die neue Regelung in Kraft tritt. Darin arbeiten derzeit auch die Lehrerverbände, die NRW-Ministerin Sylvia Löhrmann aufgefordert haben, den Erlass zurück zu nehmen.

(wsc)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort