Kempen Ausverkauf der Javelin Baracks startet

Kempen · Die bundeseigene Treuhandgesellschaft Vebeg versteigert per Internetauktion, was die britischen Streitkräfte nach ihrem Abzug aus Niederkrüchten zurückgelassen haben. Mitbieten können auch Privatleute.

Interessieren Sie sich zufällig für einen Hallenkomplex aus vierschiffigen Satteldachhallen, für zwei Brückenkräne oder doch eher für 4,5 Kilometer Gleis? In Niederkrüchten wären diese Objekte gerade günstig abzugeben. Man muss nur auf der Internetseite der Vebeg reinschauen.

Die bundeseigene Treuhandgesellschaft bringt unter den Hammer, was Bundeswehr, Behörden und Kommunen nicht mehr brauchen. Nach dem Mauerfall gehörten dazu etwa die Bestände der Volksarmee der DDR, darunter Tausende Fahrzeuge, Flugzeuge und Hubschrauber. Auch ausgemusterte Marineschiffe wurden schon verkauft. Und nachdem auch die letzten Briten die Javelin Baracks in Elmpt 2015 verlassen haben, steht nun eben der Ausverkauf des ehemaligen Geländes der Royal Air Force (RAF) an. 19 Posten stehen zur Auktion ausgeschrieben. Mitbieten kann jeder und bei drei, zwei, eins bald vielleicht 100 Heizkörper sein Eigen nennen.

Zugegeben: Mit Ebay ist die Plattform der Vebeg nicht ganz zu vergleichen. Wesentlich komplizierter laufen die Auktionen dort aber auch nicht ab. Es gibt Fotos der angebotenen Stahlträger, Kompressoren & Co., eine Beschreibung und eine Gebotsfrist. Und es steht ein Besichtigungstermin an. "Die Versteigerung läuft dann über ein verdecktes Ausschreibungsverfahren", sagt Vebeg-Verkaufsleiter Claus Richter. Soll heißen: Der Interessent gibt online sein Gebot ab, weiß aber nicht, wie viele Mitbewerber es gibt und was die zu zahlen bereit sind. "Man kann also nicht wie bei Ebay den Auktionsverlauf beobachten und seinen Einsatz schrittweise erhöhen, sobald der Preis oberhalb des eigenen Gebots liegt", erklärt Richter.

Sein Gebot anpassen kann man aber sehr wohl. Denn zum Ende der Auktion wird den Interessenten ein Tipp gegeben, ob die Nachfrage groß oder doch eher gering für das Objekt ist. "Es zählt das letzte Gebot, das der Interessent innerhalb der Frist abgibt", sagt Richter. Und das kann durchaus niedriger als zu Beginn der Auktion sein. "Springt einem Interessenten, der die Objekte weiterverkaufen will, der Abnehmer ab, kann er auch nur noch einen Euro setzen und ist damit am Ende der Bieterliste. Denn - und das ist wie bei dem altbekannten Online-Marktplatz - den Zuschlag bekommt, wer bei Ablauf der Frist Höchstbieter ist.

Stahlträger für einen Euro wird es bei geringer Resonanz dennoch nicht geben. "Die Sachen sollen ja nicht verschleudert werden", betont Peter Pielen von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, an die der ehemalige Flughafen der britischen Streitkräfte übergeben wurde. "Wir haben die Veräußerung in die Hände der Vebeg gegeben, um auch ihre langjährigen Erfahrungswerte nutzen zu können, was wofür erbracht werden sollte", ergänzt er.

So sehen sich Gutachter der Vebeg die Objekte vor der Auktion genau an, um einen Mindestpreis zu bestimmen, der jedoch bewusst nicht genannt wird. Als Bewertungskriterien gelten neben dem Zustand der Objekte etwa auch die Möglichkeit einer weiteren Nutzung, ob Abfall bei dem Rückbau entsteht, sogar die Erreichbarkeit des Geländes. "Uns ist wichtig, dass der Abbau sicher und fachgerecht erfolgt", sagt Pielen. Den müssen die Käufer nämlich selbst bewerkstelligen. Meist sind es Wiederverkäufer, die sich an den Auktionen beteiligen. Sie machen rund 75 Prozent der Interessenten aus. Dazu kommen Unternehmer aus Deutschland sowie Belgien, Niederlanden und Polen. Letztlich, so erklärt Richter, kann bei den Objekten in Niederkrüchten aber auch jeder Privatmann mitbieten: "Wer also statt eines Carports lieber eine Leichtmetallbauhalle haben will, sollte auf unserer Internetseite reinschauen."

(beaw)
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