Stadt Kempen Barokksolistene: Wenn die Klassik in die Kneipe geht

Stadt Kempen · Eine freudige Nachricht verkündete Peter Landmann, künstlerischer Leiter der Kempener Stiftung "Bürger für Klassik", am Samstagabend in der Paterskirche: Mit einem Jahr Verspätung konnte nun die versprochene Mikrofon-Verstärkeranlage in Betrieb genommen werden, sodass nun auch das gesprochene Wort bis in die letzte Stuhlreihe mühelos verstanden werden kann. Und er nutzte die Gelegenheit sogleich, um weitere Unterstützung für die Stiftung einzuwerben.

Dann enterte die Gruppe "Barokksolistene" die Apsis, und obwohl das Septett aus Norwegen stammt, hat es sich einer Fusion aus klassischer und folkloristischer Musik verschrieben, die so ähnlich im England des 17. Jahrhunderts gespielt wurde. Wie Bjarte Eike, Bandleader und ein herausragender Barockviolinist, erläuterte, hatte der despotische Lordprotector Oliver Cromwell alle Theater- und Konzertaufführungen verboten und damit die Berufsmusiker arbeitslos gemacht. Sie spielten nun in den Pubs und Tavernen auf, wo sie auch auf Musikanten aus anderen Ländern trafen. Und Henry Purcell, dessen Werke sonst in der Westminster Abbey und dem Buckingham Palace zuhause waren, fand sich nicht zu schade, auch für die Musiker in den Kneipen zu komponieren. Aus dieser historischen Phase schöpfte "Barokksolistene" das Repertoire für seine "Ale House Session für Henry Purcell", und kaum einer in der ausverkauften Paterskirche konnte sich dem Reiz dieser speziellen stilistischen Mischung entziehen.

Violine, Viola, Barockgitarre, Laute, eine kleine Tischorgel, Kontrabass und Percussion waren die Instrumente, hinzu kamen opernorientierter Sologesang und mal mönchisch, mal seemännisch klingende Chorstrophen, auch a-cappella. Nicht zuletzt begeisterten die mal irischen, mal spanischen Stepptanzeinlagen von Fredrik Bock auf dem extra bereitgestellten Holzpodium und die humorigen szenischen Darstellungen. "It's just old pop music", meinte Eike, und die abwechslungsreiche Palette reichte von Purcells "Lead Me To Some Peace" über Trinklieder mit Spott auf Cromwell und das bekannte Shanty "Haul Away Joe" bis hin zu einem Lied über den blinden Harfenspieler, Komponisten und Geschichtenerzähler Turlough O'Carolan, einem der Väter der irischen Nationalkultur.

Dabei war der Sound stets von einer wohltuenden, die tieferen Tonlagen bevorzugenden Wärme gekennzeichnet. Vor allem aber waren es - neben der instrumentalen Virtuosität - die subtilen, detailverliebten Arrangements der Gruppe, die dieses Konzert in der Paterskirche zu einem besonderen Erlebnis machten.

2005 gründete Bjarte Eike das Ensemble, dass sich seitdem eine große Fan-Gemeinde in ganz Nordwesteuropa erspielt hat. Mit Eike spielen und singen: Per Buhre (Viola), Fredrik Bock (Laute, Tanz), Steven Player (Barock-Gitarre), Hans Knut Sveen (Tasteninstrumente), Johannes Lundberg (Kontrabass) und Helge Nordbakken (Percussion).

(mojo)
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