Stadt Kempen Bauern haben Angst vor Schädlingen

Stadt Kempen · Aufgrund des zu warmen Wetters liegt die Vegetation vor der Zeit. Für die Landwirte in Kempen und Umgebung ist es verlockend, schon zu bestellen. Aber Pflanzenbauberater Josef Hamm warnt vor zuviel Aktionismus.

 Viele Landwirte bringen derzeit zur Düngung Gülle – wie hier bei Unterweiden – auf ihre Felder aus.

Viele Landwirte bringen derzeit zur Düngung Gülle – wie hier bei Unterweiden – auf ihre Felder aus.

Foto: Kaiser

Die Wetterdaten der Wetterstation Düsseldorf beweisen es schwarz auf weiß: Der meteorologische Winter, der vom 1. Dezember bis zum 1. März dauert, war zu warm, zu trocken und relativ sonnig. In der Zeitspanne des meteorologischen Winters 2013/14 lag die Temperatur bei durchschnittlich 6,1 Grad, es fielen 150 Millimeter Regen pro Quadratmeter und es gab 214 Sonnenstunden.

Im Vergleich mit 2012/13, wo die Durchschnittstemperatur bei 2,8 Grad lag, 180 Millimeter Regen fielen und 90 Stunden die Sonne schien, zeigen sich die Unterschiede deutlich. "Die im Herbst ausgebrachten Kulturen wie das Getreide sind entsprechend weit vorne", sagt Josef Hamm, Pflanzenbauberater der Landwirtschaftskammer,

Durch das andauernde Wachstum ist der Krankheitsdruck hoch. Pilze und auch Schädlinge wie Blattläuse haben sich entsprechend des Wetters mit weiterentwickelt und sind nicht durch Fröste abgetötet worden. "Wir können bei den Getreidebeständen von einem hohen Infektionsdruck ausgehen", betont Hamm. Ein anderes Problem, das das zu warme Wetter mitbringt, betrifft die frühräumenden Kulturen. Damit sind die Zwischenfrüchte in Form von Senf und Ölrettich gemeint, die Stickstoffe in den Boden bringen. Diese sind sehr frostempfindlich und frieren normalerweise ab. In diesem Jahr ist das nicht der Fall. "Ich habe dieser Tage noch Senfbestände fotografiert, die in der Blüte stehen", bemerkt Hamm.

Die noch stehenden Kulturen dieser Art bereiten den Kempener Landwirten Sorge. Denn was normalerweise der Frost erledigt, muss nun mechanisch durch eine entsprechende Bearbeitung der Felder erfolgen. Für die Landwirte bedeutet das mehr Arbeit. Schließlich muss verhindert werden, dass die Wurzelstöckchen der Pflanzen wieder austreiben. Eine andere Problematik ist die Verdichtung. "Das vergangene Jahr war im Oktober und November noch sehr nass. Die Verdichtungen des Bodens, die in diesem Zeitraum entstanden sind, reguliert normalerweise der Frost mit der sogenannten Frostsprengung. Er sprengt die verdichteten Bodenteilchen auf. Aber auch das fehlt in diesem Jahr", berichtet Hamm.

Das warme und trockene Wetter, das auch in der kommenden Woche noch anhalten soll, verführt die Landwirte dazu, die ersten Rüben und Freilandkartoffeln auszubringen. Hamm kann davor allerdings nur warnen, denn gerade die Kartoffel ist frostempfindlich. Sollte es noch zu Bodenfrösten kommen, frieren die Kartoffeln ab und das Ertragspotential sinkt. Sein Tipp lautet daher alles gemach anzugehen und nicht aufgrund der Wetterverlockung schon alles im Bereich der Frühjahrsbestellung auszubringen. "Wer jetzt noch nicht alles bestellt, verteilt das Risiko einfach besser. Man sollte wirklich an die möglichen Spätfröste denken", sagt Hamm.

(tref)
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