Stadt Kempen Bauern warten auf trockenes Wetter

Stadt Kempen · Nach den Wetterkapriolen des vergangenen Jahres hoffen die Landwirte auf eine bessere Ernte. Die gute Nachricht: Der Milchpreis hat sich gerade etwas erholt. Die Verbraucher sollen die Arbeit der Bauern mehr schätzen.

 Momentan ruht die Arbeit auf den Feldern. Beim derzeitigen Matsch wären die Felder nicht befahrbar.

Momentan ruht die Arbeit auf den Feldern. Beim derzeitigen Matsch wären die Felder nicht befahrbar.

Foto: WOLFGANG KAISER

/ grefrath "Im Moment kann man nur auf trockenes Wetter warten, bei dem derzeitigen Matsch sind die Felder gar nicht befahrbar", sagt der Vorsitzende der Ortsbauernschaft St. Hubert, Johannes Dörkes. Wie viele seiner Kollegen nutzt er gerade die Zeit, um Gerätschaften instand zu setzen oder Büroarbeiten zu erledigen. Dörkes baut selbst Zuckerrüben, Kartoffeln und Getreide an.

Der St. Huberter hofft insbesondere auf eine bessere Getreideernte und auf bessere Preise als im vergangenen Jahr. Zuletzt hatte Johannes Dörkes beim Bauernkaffee im Kolpinghaus das nicht gerade üppige Ertragsjahr mit den vielen Wetterkapriolen zusammengefasst. Er hofft natürlich, dass den Landwirten das Wetter in diesem Jahr mehr entgegen kommt. Es fängt allerdings nicht so gut an, denn, so Dörkes: "In der nächsten Woche könnte es auch bei uns Schnee geben, erst einmal abwarten, ob der dann liegenbleibt." In der vergangenen Woche habe er noch seine Kartoffelfelder gedüngt; in den nächsten Wochen käme eigentlich die Zuckerrüben mit dem Kalkdünger dran, ehe im Februar dann wieder die Aufbringung der Gülle für das gute Wachstum des Wintergetreides möglich sei. Andere Landwirte dürfen bereits, wenn sie die erforderliche Genehmigung haben, ab dem 15. Januar Gülle aufbringen

Kreis-Landwirt Paul-Christian Küskens baut selbst für seine derzeit 70 Milchküche unter anderem Mais, Gras und Klee an. Auch bei ihm ist bei der Bodenbearbeitung derzeit die Winterruhe eingekehrt. Froh ist Küskens darüber, dass sich der Milchpreis gerade etwas erholt hat. So läge der Grundpreis derzeit bei etwa 30 Cent. Im vergangenen Jahr war dieser sogar bis auf 24 Cent gefallen. Küskens: "Das hat dazu geführt, dass allein hier in meinen Wohnort Niederkrüchten drei Milchbauern aufgegeben haben." Er hofft, dass der Preis weiter steigt und sagt: "Wir brauchen noch vier bis fünf Cent mehr, damit es sich unter dem Strich lohnt."

Bezogen auf alle Landwirte wünscht sich Küskens in diesem Jahr günstigere Witterungsverhältnisse und keine Unwetter: "Die braucht kein Mensch. Wir möchten gute Lebensmittel zu auskömmlichen Preisen anbieten." Dazu gehöre auch eine gute und angemessene Düngung, so beim Getreide. Der Kreis-Landwirt kommt auf die Kritik der teilweise hohen Nitrat-Gehalte zu sprechen. Das den notwendigen Stickstoff enthaltene Nitrat sei für die Pflanzen als Grundnährstoff, egal ob als Gülle oder in anderer Form, unerlässlich.

Obgleich die "Kempener Platte" aufgrund der hohen Verfestigung des Unterbodens im Gegensatz zum viel durchlässigeren Lehmboden gute Voraussetzungen aufweise, damit das Nitrat nicht ins Grundwasser gerät, könne dies aber unter anderem dadurch passieren, wenn auf große Trockenheit lange Regenperioden folgen. Dabei könnten sich die Wurzeln der Pflanzen nicht entwickeln. Mit der Folge, dass das Nitrat von den Pflanzen nicht vollends aufgesogen werde und teilweise versickere. Die Wichtigkeit des hohen Stickstoffgehaltes der Pflanzen macht Küskens so deutlich: "Wenn beispielsweise der Weizen im Juni an Stickstoffen unterversorgt ist, kann man damit später kein Brot backen oder nur mit einer sehr unzureichenden Backqualität."

"Ich wünsche mir vor allem in diesem Jahr, dass die Verbraucher unsere Arbeit mehr schätzen und uns nicht generell als Umweltverschmutzer oder Tierquäler verteufeln, das wird uns in keiner Weise gerecht", sagt auf Nachfrage der Rheinischen Post Peter Josef Coenen, Vorsitzender der Kempener Ortsbauernschaft. Coenen hat eine Schweinemast, baut darüber hinaus Kartoffeln, Kohl und Getreide an. Auch er hat derzeit Zeit, sich um die Gerätschaften oder um seine alte Hofanlage zu kümmern. Erst im März geht es bei ihm mit der Bodenbearbeitung weiter. Und dafür hofft er, dass der Frost noch einige Tage im Boden bleibt, damit sich weiterhin die sogenannte "Frostgare" bilden kann.

"Ruhe und Kontinuität auf den Märkten", dies wünscht sich Christoph Tenhaef, Vorsitzender der Ortsbauernschaft Grefrath. Er hat derzeit 140 Milchkühe, spricht ebenfalls von einem Anstieg der Grundpreise, auf derzeit 30 Cent. Alleine in Vinkrath habe sich die Zahl der Milchbauern in den vergangenen zwei Jahren von vier auf nur noch zwei reduziert.

Tenhaef braucht einen Liter-Preis von etwa 33/34 Cent, um die Kosten rein zu bekommen und etwas das Loch vom Vorjahr stopfen zu können. Hier würden nur ökologisch hochwertige Lebensmittel verlangt, Bio-Produkte müssten es sein. Dabei werde total vergessen, wie teilweise heutzutage damit umgegangen werde. Tenhaef macht dies an zwei Beispielen deutlich: "So ist es derzeit billiger, Milch von einer Großmolkerei in Bitburg nach China zu exportieren, als diese Milch nach Spanien zu bringen." Oder: "Es kann doch nicht sein, dass deutsche Nordseekrabben in Marokko gepult sprich geschält werden, ehe sie dann wieder zurück nach Deutschland kommen und hier verkauft werden."

(wsc)
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