Kempen Besichtigungsfahrt zu XXL-Unterkunft

Kempen · Gestern kamen die ersten Flüchtlinge in der neuen Landes-Unterkunft am früheren Streitkräfte-Areal in Elmpt an. Sie wird mit 2500 Menschen die größte in NRW. Vorab nutzten 600 Interessierte die Möglichkeit zu einem Besuch.

 Hartmut Möller von "NRW urban" (r.) gab während der Besichtigungsfahrt Informationen zu den Flüchtlingsunterkünften auf dem früheren Militär-Gelände. 600 Niederkrüchtener bestiegen zwölf Busse, um sich vor Ort ein Bild über die größte Landes-Unterkunft für Flüchtlinge zu machen.

Hartmut Möller von "NRW urban" (r.) gab während der Besichtigungsfahrt Informationen zu den Flüchtlingsunterkünften auf dem früheren Militär-Gelände. 600 Niederkrüchtener bestiegen zwölf Busse, um sich vor Ort ein Bild über die größte Landes-Unterkunft für Flüchtlinge zu machen.

Foto: heike Ahlen

Am Ende sind es zwölf Busse. Nicht nur Bürgermeister Kalle Wassong ist überrascht von dieser Resonanz auf die Fahrt zu den Flüchtlingsunterkünften in Elmpt. "Wir hatten mit 450 Teilnehmern gerechnet", sagt Wassong, der die Idee zur Besichtigungsfahrt über das Gelände hatte. Doch die Nachfrage ist wesentlich größer, wie sich bereits in den vergangenen Tagen abgezeichnet hatte. Zu den bestellten neun werden noch drei Busse geordert. 600 Niederkrüchtener, verteilt auf vier Touren zu je drei Bussen, sind schließlich an Bord.

Die meisten sind zum ersten Mal auf dem früheren Gelände der britischen Streitkräfte, das mehr als 60 Jahre lang ein hermetisch abgeriegelter Hochsicherheitstrakt war. In jedem Bus sitzt ein Experte, der per Mikrofon Erläuterungen gibt und Fragen beantwortet.

Fast alle Teilnehmer sind beeindruckt - allein schon von der Dimension des Areals: 870 Hektar umfasst es. Um die Größe zu verdeutlichen: Das Gewerbegebiet Dam mit seinen 33 Hektar würde dort 26 Mal hineinpassen.

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Foto: Dieter Weber

Für die Flüchtlingsunterkunft werden 65 Hektar benötigt. Es ist der Bereich, in dem früher die britischen Soldaten mit ihren Familien gewohnt haben. Die 370 Reihenhäuser auf dem Gelände sind für Familien, allein reisende Frauen und Kinder vorgesehen. Als Quartier für Männer dienen rund 20 ehemalige Mannschaftsunterkünfte, die wegen der Form ihres Grundrisses "H-Blocks" genannt werden. Drei Tage bis voraussichtlich maximal drei Wochen bleiben die Flüchtlinge in der Elmpter Notunterkunft, ehe sie in eine Regeleinrichtung in einer anderen Kommune gebracht werden.

Am Besichtigungstag liegt das komplette Gelände scheinbar verlassen da. Dabei wird dort ein Projekt gestemmt, "das seinesgleichen sucht", sagt Henning Strohmeyer, Hauptdezernent bei der Bezirksregierung Düsseldorf. Denn Elmpt wird die größte Flüchtlingsunterkunft in Nordrhein-Westfalen. Bis zu 2500 Menschen werden hier aufgenommen werden. Die ersten kamen gestern an, komplett belegt werden die Plätze vermutlich Ende Januar.

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Foto: dpa, awe

Seit der Schlüsselübergabe am 13. November haben Teams der Bezirksregierung, der Betreibergesellschaft European Homecare, der Landesgesellschaft NRW Urban sowie des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW "gearbeitet bis zum Umfallen", so Strohmeyer. Betten wurden in den Reihenhäusern und H-Blocks aufgestellt, zwei Großküchen samt Speisesälen für je 450 Personen in Betrieb genommen, die Feuerwache reaktiviert, zwei Wäschereien und Kleiderkammern eingerichtet sowie ein Gebäude zur Erfassung der Flüchtlinge und zum Medizin-Check umfunktioniert. Ein Kiosk wird Dinge des täglichen Bedarfs anbieten - außer Alkohol. Montagetrupps schließen letzte Lücken in einem 3,5 Kilometer langen Zaun rund um die Notunterkunft. Die Briten haben auch Spielplätze und Sportstätten hinterlassen. Viel Himmel und Grün ist zu sehen. Wer in den Nachrichten Trümmerwüsten in zerbombten syrischen Städten gesehen hat, kann sich unschwer vorstellen, dass das ein Ort ist, an dem Flüchtlinge ankommen und Ruhe finden können. "Es wäre eine Schande, dieses Gelände nicht dafür zu nutzen", murmelt ein Bürger während der Rundfahrt.

Das ist keine Einzelmeinung: "Natürlich gibt es Sorgen und Ängste", sagt etwa Matthias Derix. "Aber wenn auf dem Gelände alles friedlich bleibt, ist es die ideale Lösung." Das meint auch Osman Doymus: "Ich finde es gut, diese Unterkünfte zu nutzen. Die Gegebenheiten dort sind sicher besser, als man sie mitten im Ort bieten könnte." Henning Strohmeyer zieht ein positives Zwischenfazit: "Bei allen berechtigten Fragen und bei aller berechtigten Kritik, steht die Mehrheit der Bevölkerung hinter diesem Projekt."

(RP)
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