Serie Zuhause . . . An Der Schulstraße Blick auf den Niederrhein inklusive

Kempen · Die Schulstraße in Grefrath ist ganz viel Heimat. Viele kleine Geschäfte gab es dort, die heute längst nicht mehr existierten. Noch immer lebt man dort gut, der Ortskern ist schnell erreicht.

 Die kleinen Geschäfte an der Schulstraße sind verschwunden, dafür fährt hier inzwischen der Bus. Das Leben auf der Schulstraße sei unterhaltsam, sagen die Anwohner.

Die kleinen Geschäfte an der Schulstraße sind verschwunden, dafür fährt hier inzwischen der Bus. Das Leben auf der Schulstraße sei unterhaltsam, sagen die Anwohner.

Foto: manfred baum

Grefrath Die Schulstraße ist ein Stück Heimat. Man muss sie lieben, denn sie vereint, baulich gesehen, Vergangenheit und Gegenwart. Sie ist heute ein wichtiger Bestandteil des Inneren Verkehrsringes. Zudem ziehen fast alle Prozessionen, Schützen- und Karnevalsumzüge über die Schulstraße, die stets vorbildlich geschmückt ist.

1858 wurde die neue erbaute Volksschule bezogen. Keine hundert Jahre später (1954/55) war sie ein Teil der Schulgeschichte. Sie nahm eine Leistenfabrik auf, eine Arztpraxis und Wohnungen. Auf dem nördlich gelegenen zweiten Schulhof stand auch der Steigerturm der Feuerwehr Grefrath. Die Schule hatte zwei Gebäude und zwei Schulhöfe. Bis zum Jahre 1928 hieß die Schulstraße noch Schmitzstraße, weiß Anwohner Heinrich Kothes zu berichten. Kothes weiter: "Der Verkehr hat zwar zugenommen, andererseits auch abgenommen mit der Fertigstellung der Westumgehung."

Die Schulstraße hat sich verändert. Das hängt auch mit der Entwicklung von Grefrath zusammen. Kleinere Geschäfte, wie es sie auch an der Schulstraße gab, sind gänzlich verschwunden. Erinnert sei nur an den Holzschuhmacher Kreutz, der am südlichen Ende der Schulstraße, direkt gegenüber der Volksschule seine Klompen herstellte. Ebenso Geschichte ist das Lebensmittelgeschäft von Jakob Moortz und das kleine Geschäft für Lebensmittel von Ida Gotzes. Statt der Kohlenhandlung und Landprodukte von August Jülicher findet man heute an der Ecke Schulstraße /Schaphauser Straße das Restaurant "Pura Vida". August Esser führte ein Textilgeschäft, KOCH (Küster, Organist und Chorleiter) Michael Wilden lebte dort bis 1998. Schneidermeister Reinhold Steeger schuf seine Kreationen auf der Schulstraße. Monika Abbink (68) bezog mit ihren Eltern dort vor Jahrzehnten ein neues Haus und hat sich dort stets wohlgefühlt, später auch mit ihrem Ehemann Gustaaf. Rolf Mäurers war als Dachdecker an der Schulstraße aktiv. Johannes Lindackers hatte dort seine Gärtnerei und sein Blumenfachgeschäft. Er war aktiver Sänger im MGV Quartettverein Liederkranz.

Die Landmaschinenfirma Postertz stellte dort ihre Maschinen aus. Auf Grund der gewachsenen Größe des Unternehmens musste man in das Gewerbegebiet Am Weidenbusch wechseln. Die Feuerwehr übte auf dem unbefestigten Schulhof. An einer aus heutiger Sicht fast unmöglichen Ecke der Schulstraße war sogar bis vor gut drei Jahrzehnten der TÜV Rheinland zu Hause. Ebenso gab es später an dieser Ecke eine Tankstelle. Gregor und Anne Wilden, die dort seit Jahrzehnten leben finden es wunderschön, auf der Schulstraße und genießen nach Süden den Blick auf das einzige Grefrather Familienzentrum, die Villa Kunterbunt, oder den Blick in die typisch niederrheinische Landschaft.

CDU-Ratsherr Karl-Heinz Jacobs erinnert sich: "Dort habe ich meine Kindheit verbracht." Der Hausarzt Dr. Menges hatte dort seine Praxis, ebenso die Sozialfürsorgerin des Kreises, Schwester Glowania. Der Schwiegervater des früheren Krefelder Oberbürgermeisters Dieter Pützhofen, Peter Pasch, lebte dort, der vielen Grefrathern noch als herausragender Mann in der Bütt im Karneval in bester Erinnerung ist, ebenso Prälat Heinrich Görtz.

Es herrschte ein richtig unterhaltsames Leben auf der Schulstraße. Heute fließt auch der ÖPNV über die Schulstraße. Im Westen der Schulstraße entstand das Neubaugebiet Brunsgarten. Auf der Ostseite der Schulstraße wurde das Neubaugebiet Kirchengarten errichtet. Es gibt aus dem Ortskern heraus durch drei Gässchen eine fußläufige Verbindung bis ins westliche Neubaugebiet. Die Grundstücke auf der westlichen Seite reichten früher bis an die Mauer des Krankenhausgarten. Dort kämpfte einst die Kapellenschwester Rolandine beim Neubau des Wirtschaftsgebäudes um ihren Rosengarten, erinnert sich Heinrich Kothes. Eine Besonderheit ist der Baustil des Hauses Schulstraße 21 der Brüder Jakob und Johann Linskens, denn er nennt sich "Spekulatiusbaustil" . Der Name bezieht sich auf Erker, Hausvorsprünge, versetzte Steine, oder sichtbar eingebaute Hochofenschlacke.

(mab)
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