Stadt Kempen Bravourleistung mit schwerem Brecht-Stück

Stadt Kempen · Gut und Böse, Gerechtigkeit und Unrecht, tiefe Liebe und bodenständige Komik - einiges hat Bertolt Brecht in sein 1944/45 entstandenes Stück "Der kaukasische Kreidekreis" hineingepackt. Und es ist von packender Aktualität. Das zeigt die Inszenierung des Literaturkurses Q 1 des Kempener Thomaeums, die am Mittwochabend Premiere hatte. Keine leichte Aufgabe für die 17 Schüler, die das Stück unter Leitung von Brigitte Nienhaus einstudiert hatten. Denn Brecht sieht 70 Rollen in dem Stück vor. Diese haben zwar oft nur einen kleinen Einsatz, sind jedoch für den Fortlauf des Stückes wichtig. Das hieß aber für die Schüler, nicht nur jede Menge Text zu lernen. Sie mussten auch in Windeseile in andere Kostüme schlüpfen und sich in eine oft vollkommen andere Figur hineindenken. Am Premierenabend klappte das wunderbar. Text und Spiel saßen bei allen bis auf vielleicht kleine Ausnahmen, die aber nicht großartig auffielen.

 Eine tolle Premiere legten die Schüler des Literaturkurses Q 1 des Gymnasiums Thomaeum am Mittwochabend in der Schulaula hin.

Eine tolle Premiere legten die Schüler des Literaturkurses Q 1 des Gymnasiums Thomaeum am Mittwochabend in der Schulaula hin.

Foto: Achim Hüskes

Schon nach den ersten Szenen waren die Schüler voll konzentriert aufeinander eingespielt. Blitzschnell funktionierten die Umbauten zwischen den Szenen. Gut war dabei, dass nur wenig Requisiten benutzt wurden. Als Bühnenbild dienten drei große wechselnde Bilder, dazu ein Vorhang und nur wenige Teile auf der Bühne.

Grusche (Nicole Weber) ist Magd im Gouverneurshaushalt. Als eine Revolte ausbricht, nimmt sie sich des allein gelassenen Säuglings der Familie an. Es soll nur für ein paar Stunden sein. Zwischendurch überlegt sie sogar, das Kind auszusetzen. Denn sie hat kein Geld, es zu versorgen und ist auf dem Weg zu ihrem Bruder. Aber längst hat sie dieses Kind als ihr Eigenes angenommen. Nicole Weber spielt gerade diese Szenen sehr ausdrucksstark. Um dem vermeintlich unehelichen Kind Sicherheit zu bieten, lässt sich die Magd sogar mit einem ihr vollkommen Unbekannten verheiraten. Jahre später kommt ihr Verlobter aus dem Krieg heim. Sie kann die Situation nicht erklären, geht mit dem Kind zurück in die Stadt. Dort fordert die Gouverneursfrau (Lisanne Küppers) das Kind zurück. Nicht aus Liebe, sondern um des Erbes willen. Aber der gewiefte Richter Adzak (Philipp Loyen) klärt den Fall mit viel Bauernschläue. Ganz toll war bei der Premieren-Aufführung ein Schlagabtausch zwischen Grusches Verlobten (Lennard Pins) und dem Richter.

Mit dieser Aufführung haben die Schüler sich und ihrer Lehrerin Brigitte Nienhaus, die in Ruhestand geht, ein schönes Abschiedsgeschenk gemacht. Lobende Worte gab es daher auch von Schulleiter Edmund Kaum und viel Applaus vom Publikum. Weitere Aufführungen sind am heutigen Freitag, 12. Juni, und morgigen Samstag. 13. Juni, jeweils ab 20 Uhr.

(sr)
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