Stadt Kempen Chansons für eigene Kompositionen

Stadt Kempen · Felix Mendelssohn-Bartholdy schrieb zahlreiche Lieder ohne Worte, und in vielen seiner Instrumentalkompositionen schimmert davon eine ganze Menge durch. So auch im Klavierquartett f-moll op. 2, mit dem in der Paterskirche das dritte Kammerkonzert begann. Zart brachte das Flex-Ensemble die Melodien zum Klingen. Es vergaß darüber aber nicht, die dramatischen Partien des Werkes mit Kraft und Energie dagegen zu stellen.

Wie der Name des Ensembles vermuten lässt, spielt Flexibilität eine große Rolle. Die vier Mitglieder, Kana Sugimura (Violine), Anna Szulc-Kapala (Viola), Martha Bijlsma (Violoncello) und Endri Nini (Klavier), sind sich einig, neben der Traditionspflege stets neue Wege zu beschreiten. Das demonstrierten sie eindrucksvoll mit ihrem zweiten Beitrag. Als Liebhaber französischer Chansons baten sie fünf zeitgenössische Komponisten, alle zwischen 1958 und 1974 geboren, fünf verschiedene Chansons zum Ausgangspunkt für eigene Kompositionen zu nehmen.

Französische Chansons beginnen nicht erst mit Georges Brassens und Édith Piaf, sie erfreuten sich schon in der Renaissance großer Beliebtheit. So stammten sie auch hier aus weit auseinander liegenden Epochen. "Plus blanche" stammte von Claude de Jeune (1528-1600), "Au Suivant" von Jacques Brel (1929-1978).

Von vornherein ging es nicht um Bearbeitungen, sondern um eigene Kompositionen, die von den Chansons inspiriert wurden. Leider dürften viele, wenn nicht alle Chansons den meisten Zuhörern unbekannt gewesen sein, so dass sich kaum ein Bezug zwischen Chanson und zeitgenössischer Komposition herstellen ließ. Fürs Verständnis förderlich gewesen wäre, wenn der Pianist (oder das Quartett) vor jeder Komposition das betreffende Chanson einmal kurz vorgestellt hätte. Dann wäre die Vorlage bekannt gewesen.

Klar war, dass Konstantinos Raptis (*1973) in "Flambée Montalbanaise" den beliebten Musette-Walzer mit einbezog. Mitunter recht ungewohnte Klänge wie Zupfen der Klaviersaiten oder Perkussion auf Streichinstrumenten waren zu hören in Kompositionen von Johannes Schöllhorn (*1962), Sebastiaan Koolhoven (*1959), Gordon Williamson (*1974) und Gérard Pesson (*1958).

Von einer intensiven, energischen Seite lernte man das Quartett schließlich in Saint-Saëns' Klavierquartett B-Dur op. 41 kennen. Nicht nur in den Kadenzen für Violine und Klavier zeigte sich die hohe Qualität der Spieler. Wie gut "Flex" französische Musik zu spielen versteht, zeigte sich auch bei den Zugaben. Das begeisterte Publikum hörte noch zwei für Klavierquartett bearbeitete Sätze aus Ravels Märchensuite "Ma Mère l'Oie" (Meine Mutter, die Gans).

(-tr)
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