Stadt Kempen Das große Rätsel um die leuchtenden Pilze

Stadt Kempen · Für Aufregung sorgten in Tönisberg merkwürdig leuchtende Stellen an Bäumen. Der Nabu-Ortsgruppe Kempen rückte an und untersuchte das Phänomen. Das hat aber nichts Übernatürliches an sich.

Vor einigen Tagen erreichte Peter Jeske ein Anruf eines Tönisbergers, der ihn aufhorchen ließ. Er, der seinen Namen nicht gedruckt sehen möchte, berichtete dem Gruppensprecher des Nabu von einem außergewöhnlichen Phänomen, das er durch Zufall entdeckt hatte. Bei spätabendlichen Spaziergängen mit seiner Hündin Holly stieß er auf vereinzelte merkwürdig leuchtende Stellen an Bäumen. "Ich gehe oft den schmalen Weg zwischen Pastoratsbenden und Rykenweg, der zwischen den Gärten der dort liegenden Häuser entlang eines Grabens führt", erzählt er. Bei einem dieser Spaziergänge in der vergangenen Woche stutzte der Tönisberger. Er entdeckte kleine leuchtende Stellen an verschiedenen Bäumen. Etwas, dass ihm bis dato noch nie aufgefallen war.

Er untersuchte die Bäume mit seiner Taschenlampe, wobei er auf die Entfernung aber nicht feststellen konnte, was das Leuchten auslöste. Der Tönisberger dachte direkt an Pilze, unter denen es einige Exemplare gibt, die für Lumineszenz an Bäumen sorgen können. Er wollte das Rätsel gerne lösen und wandte sich an die örtliche Nabu-Gruppe. Jeske besuchte den Tönisberger am Abend, und gemeinsam machte man sich auf den Weg. "Ich war selber ganz erstaunt, als ich die vielen kleinen, unregelmäßig verteilten grünlich strahlenden Stellen sah, wobei es auch drei kleine rote Stellen gab, die aber nicht so ins Auge fielen", berichtet Jeske.

Vor dem Hintergrund, dass sich der Nabu-Gruppensprecher mit Pilzen selber nicht so gut auskennt, wandte er sich an die Deutsche Gesellschaft für Mykologie und beschrieb das Phänomen in einer E-Mail. Der dortige Vizepräsident reagierte schnell und schrieb zurück: "Lumineszenz an Bäumen (jenseits von weihnachtlichen Lichterketten) kann verschiedene Ursachen haben, unter anderem auch Pilze. Dies wird aber in der Regel im morschen Holz geschehen, und nicht an offenen Zweigen. Nach Ihrer Schilderung würde ich eher auf einen physikalischen Effekt einer Streuung (ähnlich wie bei einem Regenbogen) tippen. Leider lässt Ihre Beschreibung ohne Bild keine genaue Aussage zu."

Vor dem Hintergrund, dass der Weg an dem Graben in Tönisberg genau an der besagten Stelle von einer hohen und dichten Hecke abgeschirmt wird, konnten sich weder Jeske noch der Entdecker einem Reim auf die Ursache des Phänomens machen. Licht ins Dunkle brachte erst Detlev Becker. Der pilzinteressierte Willicher erfuhr von dem Leuchten und wollte sich das Ganze vor Ort anschauen. Und er löste das Rätsel, um die kleinen grünen Punkte, die aus dem Nichts aufgetaucht waren und leuchteten. "Auch ich war zunächst einmal völlig fasziniert von dem ungewöhnlichen Anblick. Man schaute in das Geäst und sah die Mini-Leuchtpunkte. Ein herrlicher Anblick", beschreibt er die Erscheinung. Mit der Taschenlampe angeleuchtet, verschwand das Leuchten. Oberhalb der dichten Hecke entdeckte Becker weitere grünliche Mini-Punkte und die zeigten ihm letztendlich, um was es sich handelte. "Ich zog ein wenig an einem solchen Ast, der weiter herabhing und auf einmal waren die Punkte weg. Ließ ich den Ast in seine Altposition zurück, waren die Punkte wieder da", beschreibt Becker die Vorgehensweise. Jeske und der Finder., die ebenfalls vor Ort waren, lachten herzlich, als ihnen das Geheimnis vorgestellt wurde.

In dem Garten hinter der hohen Hecke muss sich einer der neuen LED-Strahler befinden, die mit einzelnen kleinen Leuchtpunkten arbeiten. Diese sind so fein, dass sie auch durch dichte Hecken gehen und an weiter hinten liegenden Objekten, in diesem Fall Bäumen, für ein wahres Lichtwunder sorgen. Keine Leuchtpilze, sondern Strom aus der Steckdose beziehungsweise Solarzelle, gemischt mit moderner Technik, lassen den Grabenweg ein stückweit mystisch leuchten und sorgen für eine "Naturphänomen" der außergewöhnlichen Art, das aber keineswegs übernatürlichen Charakter hat.

(tref)
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