Stadt Kempen Dem Volk kabarettistisch aufs Maul geschaut

Stadt Kempen · In der Kempener Kulturreihe "Kabarett & Comedy" gastierte Frank Fischer an zwei Abenden im St. Huberter Forum. Er begeisterte mit treffsicheren Beschreibungen, die aus dem ganz normalen Leben gegriffen waren.

 "Gewöhnlich sein kann jeder" lautet der Titel des aktuellen Programms, mit dem der Kabarettist Frank Fischer im Rahmen der Kempener Kulturreihe gastierte.

"Gewöhnlich sein kann jeder" lautet der Titel des aktuellen Programms, mit dem der Kabarettist Frank Fischer im Rahmen der Kempener Kulturreihe gastierte.

Foto: Wolfgang Kaiser

"Gewöhnlich sein kann jeder", meint der Kabarettist Frank Fischer in seinem Programm, mit dem er jetzt im St. Huberter Forum gastierte. Es war eine wahre Lust, dem Kabarettisten zuzuhören, das gleich vorweg. Denn er hat ein selten gewordenes Talent: Er beobachtet, packt das Gesehene in geschliffene Worte und kann dies noch beeindruckend präsentieren.

Was Fischer so aus dem ganz gewöhnlichen Leben berichtet, hat es in sich. Denn er schaut den Menschen aufs Maul. Er macht sich überall, wo er unterwegs ist, Notizen. Man hat den Eindruck, er saugt die Geschichten regelrecht auf, um dann anschließend wie ein Till Eulenspiegel seinen Zuhörern den Spiegel vorzuhalten. Und dabei nimmt er sich die Freiheit, nicht nur lustig, sondern zuweilen auch frech zu sein. Seine Narrenfreiheit genießt er ganz offensichtlich, das ist ihm anzumerken. So hat er sich als weiteren Sinnspruch für sein Programm den Satz gewählt "Weil es erlaubt ist". Also kann man auch vollkommen sinnfreie Aktionen starten, weil sie ja nicht verboten sind. Damit nimmt er die Regelungsflut des Lebens auf die Schippe.

Gewonnen hat Fischer beim Publikum schon, als er sich nach den Herkunftsorten der Besucher erkundigt und ausgerechnet auf Oedter trifft. Er assoziiert genau das, was jeder im Saal mit dem Ort verbindet. Es ist einfach herrlich, wie Fischer kleine Alltagsgeschichten, die nicht nur er, der vielfacher Nutzer der Bahn ist, kennt, karikiert.

Auch einen umfangreichen Werbeblock gibt es: Ob Trigema-Affe, der für die ausschließlich in Deutschland produzierten T-Shirts wirbt, während der Chef des Affen in den schicken Anzug "hinein geschossen wurde" oder der Produzent von Müslis, der höchstpersönlich für seine Produkte wirbt. Sofort hat man die entsprechenden Bilder im Kopf, weiß, was gemeint ist, und Fischer amüsiert sich darüber köstlich. "Werbung kann so schön sein", stellt er fest. Und für ihn ist sie offensichtlich eine wahre Fundgrube.

Ein ebenso weites Feld sind die vielen Doku-Soaps der Privatsender, die selbstverständlich keiner ansieht, aber die trotzdem jeder kennt. Irgendwo tönt es aus dem Publikum, dass man beim Bügeln immer mal wieder - rein zufällig - "Shopping Queen" verfolgt. Klar, dass Fischer darauf spontan eingeht. Nein, er schaue gerne zu, er habe doch mittags Zeit. Und jedes Mal, wenn er eilende Frauen in Parfümerien sehe, meine er Teil der Sendung zu sein. Viel besser seien ja die Filme über Auswandererfamilien, die begleitet vom TV-Sender nach Mallorca auswandern, um dort ein Sonnenstudio zu eröffnen. Sie wunderten sich dann gehörig, warum das nicht läuft. Beim St. Huberter Publikum gab es immer wieder zustimmendes Nicken oder auch manche Stichworte, die kamen, bevor Kabarrettist Fischer sie lieferte. Er traf genau ins Schwarze mit einer ungeheuren Zielgenauigkeit - ohne dabei zu verletzen. Das ist ihm hoch anzurechnen: Fischer spielt sich nicht zum Moralapostel auf.

Nur das eine oder andere Mal wird er ernst, wenn er zum Beispiel von Clown-Schulen erzählt, in denen man in drei Jahren zum diplomierten Clown wird, dem die ganze Welt von Wirtschaft bis Politik offen steht. Angela Merkel sei wohl fünf Jahre dort gewesen, mutmaßt er, Donald Trump eher sieben Jahre. Eine Beobachtung musste er noch los werden: In einem Einkaufszentrum hat er ein behindertes Kind gesehen, das sich lautstark über ein Eis freute. Jeder fühlte sich gestört, aber Fischer hat eine Weisheit daraus mit genommen. "Der Sinn des Lebens ist doch, schön zu leben", sagte er. Das war ein wunderschöner Schlusssatz für diesen gelungenen Abend.

(RP)
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