Gemeinde Grefrath Der Bäckermeister und die Eismaschine

Gemeinde Grefrath · Hardy Kreutschmann hat ein Hobby: historische Maschinen der Lebensmittelindustrie. Wenn der Grefrather Bäckermeister seine mehr als 60 Jahre alte Eismaschine anwirft, freuen sich die Nachbarn.

 Aus dieser flüssigen Masse entsteht köstliches Eis, das aber nur für den Eigenverbrauch produziert wird.

Aus dieser flüssigen Masse entsteht köstliches Eis, das aber nur für den Eigenverbrauch produziert wird.

Foto: Kaiser Wolfgang

Der Duft, der aus der großen Rührmaschine kommt, ist köstlich. Ein Rührbesen vermischt eine cremige Masse aus Sahne, Milch, weißer Schokolade und Zucker mit gleichmäßigen Bewegungen. "Wenn alles gut durchmischt ist, geht es in die Eismaschine", sagt Hardy Kreutschmann und deutet auf die Konstruktion, die hinter ihm steht.

 Hardy Kreutschmann an seiner historischen Eismaschine. Die Restaurierung des alten Schätzchens hat sich über Jahre hingezogen und hat rund 5000 Euro gekostet.

Hardy Kreutschmann an seiner historischen Eismaschine. Die Restaurierung des alten Schätzchens hat sich über Jahre hingezogen und hat rund 5000 Euro gekostet.

Foto: wolfgang kaiser

Der Anblick ist etwas ungewöhnlich. Schmale Kupferleitungen laufen um merkwürdig anmutende Gerätschaften, bei denen es sich um einen Verdichter, einen Verflüssiger und einen Motorblock handelt. Breite Antriebsriemen umrunden die Maschinerie. Ein mächtiger Kessel krönt das Ganze. Lediglich der kleine Elektrokasten sowie der sich darüber befindliche Ein- und Ausschaltknopf wirken im Gegensatz zum Rest der Maschine sehr modern. Ein Schlauch führt vom Wasserhahn zur Konstruktion und ein weiterer in das große Edelstahlwasserbecken an der Wand. Die gesamte Eismaschine ist etwas ganz Besonderes. Es handelt sich nämlich um ein wassergekühltes Modell, das aus den 1950er-Jahren stammt. "Der Bruder von meinem Opa hatte in den 60er-Jahren in seiner Bäckerei ein ähnliches Modell. Ich hätte nie gedacht, irgendwann selber eine zu besitzen", meint Kreutschmann.

Dass er trotzdem Besitzer einer solchen historischen Eismaschine wurde, verdankt er seiner generellen Leidenschaft für alte Maschinen aus der Lebensmittelbranche. Schon in der Bäckerlehre war der Grefrather neugierig und wollte wissen, wie Maschinen funktionieren und wie sie von innen aussehen. Besonders die alten Schätzchen hatten es ihm angetan. Von Monteuren ließ er sich technische Abläufe erklären. Im Laufe der Jahre kamen die ersten alten Maschinen zusammen, darunter eine Getreidemühle und eine Spekulatiusmaschine.

"Mitarbeiter vom Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt sprachen mich vor rund zwölf Jahren bei einer Kontrolle auf meine Leidenschaft an und berichteten von einem Bäcker, der eine alte wassergekühlte Eismaschine loswerden wollte. Ich war sofort begeistert", erinnert sich Kreutschmann. Allerdings schlug diese Begeisterung erst einmal in Entsetzen um, als er die Maschine zum ersten Mal sah. Er habe sich gefragt, was er denn nun mit diesem Schrotthaufen machen sollte. Sperrmüll anrufen oder rangehen - lautete die Frage, berichtet der Bäckermeister. Die Maschine steckte in einer völlig vergammelten Art von Verkaufstresen aus Pressspann, war komplett schmierig, die Elektrik hing herunter, Keilriemen gab es nicht mehr, und der Lack war an vielen Stellen abgeplatzt.

Zusammen mit einem Gesellen holte Kreutschmann erst einmal die Pressspann-Verkleidung herunter und ging mit Reinigungsmitteln ans Werk. Das war der Anfang einer Restauration, die über Jahre laufen sollte. Das alte Schätzchen entpuppte sich nämlich als Fass ohne Boden. Kreutschmann kontaktierte Fachfirmen, holte einen Elektriker dazu und brachte die Eismaschine Stück für Stück wieder in Ordnung. Wobei das gute Teil sogar nach Straubing bei München transportiert wurde, denn die Stopfbuchse am Kessel war undicht. "Das war der teuerste Spaß an der ganzen Maschine, wobei solche Stopfbuchsen auch in modernen Eismaschinen verbaut werden", berichtet Kreutschmann. Rund 5000 Euro kostete ihn die Restauration der Maschine, die nun seit drei Jahren fehlerfrei läuft.

Eis macht Kreutschmann nur für den Privatgebrauch. "Die Nachbarn fragen mich immer, wann ich wieder Eis mache, denn sie bekommen immer etwas ab. Das Eis aus dieser Maschine ist wirklich sehr sämig und lecker", berichtet Kreutschmann, der inzwischen die weiße Schokoladenmischung in den Kessel umgefüllt ab.

Der Druck auf den Schalter lässt die Maschine rotieren. Es rattert und pfeift, wobei es sich bei diesem Ton um das Kältemittel handelt, das durch die Ventile zischt. "Die Anlage macht Musik", meint der Bäckermeister. Eine Musik, die er genau versteht. Denn wie er beim Teig am Klang hört, ob er gut ist, so ist es auch beim Eis. Das Schabgeräusch im Kessel verändert sich und sagt Kreutschmann, wann der richtige Moment gekommen ist, die Maschine abzustellen und das Eis aus dem Kessel zu schaben.

(tref)
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