Stadt Kempen Der Mühlstein behält sein Geheimnis

Stadt Kempen · Am Mühlentag wirkte die Kastenbockwindmühle in Tönisberg wie ein Magnet. Etliche Besucher nutzten die Möglichkeit, die Mühle einmal von innen zu besichtigen.

 1913 war sie zum letzten Mal in Betrieb, bevor sie zwölf Jahre später zu einem der ersten Industriedenkmäler erklärt wurde.

1913 war sie zum letzten Mal in Betrieb, bevor sie zwölf Jahre später zu einem der ersten Industriedenkmäler erklärt wurde.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Mit etwas ungläubigen Mienen schauen die Besucher von der Tönisberger Kastenbockwindmühle zu Helmut Thissen hinüber. Das Vorstandsmitglied des Heimatvereins Tönisberg hat nämlich gerade über eine Besonderheit der Kastenbockwindmühle berichtet, die man sich nur schwer vorstellen kann: Diese Art der Mühlen wurde nämlich so gebaut, dass man sie problemlos abbauen und an einem anderen Standort wieder aufbauen konnte. "Stellten die Menschen früher fest, dass die Lage der Mühle doch nicht so optimal war, oder verschob sich ein ganzer Ortsteil aufgrund territorialer Begebenheiten, dann wurde ab- und wieder aufgebaut", erzählt Thissen.

Das Bestücken der Mühlräder mit Tuch beschreibt der Tönisberger so lebhaft, dass vor den Besuchern das Bild einer funktionstüchtigen Mühle entsteht. Etwas, was die Tönisberger Kastenbockwindmühle aus dem Jahr 1802 allerdings nicht mehr ist. 1913 war sie zum letzten Mal in Betrieb, bevor sie zwölf Jahre später zu einem der ersten Industriedenkmäler erklärt wurde. Der Denkmalschutz rettete sie aber nicht davor, 1939 als Luftbeobachtungsstandort genutzt zu werden, und verhinderte auch einen Granateneinschlag im Jahr 1945 nicht. Aber er sorgte dafür, dass die Mühle 1969 wieder aufgebaut wurde.

Während Thissen den Aufbau der Mühle mit dem Kreuzmauern und dem Tragwerk erklärt, das nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet wurde, und die Arbeit mit dem sogenannten Krühsteert beschreibt, mit dessen Hilfe der Müller die Mühle einst in den Wind drehte, nähert sich die ganze Besuchergruppe der steilen Treppe, die ins Mühleninnere führt. "Deswegen bin ich extra hierher gekommen. Ich fahre oft mit dem Rad vorbei, und heute wollte ich die Gelegenheit nutzen, mir die Mühle einmal von innen anzusehen", meint Uwe van Treek. Annegret und Jörg Küttner kennen die Tönisberger Mühle zwar schon, aber "hier ist es so schön, dass wir unsere Mühlentour an Pfingsten gerne in Tönisberg starten", verrät Annegret Küttner.

Viktoria gehört indes zu den jüngsten Besuchern. Mit ihren zwei Jahren erklimmt sie mit Papas Hilfe die Treppe souverän. "Viktoria ist absolut mühlenbegeistert. Wir haben zu Hause ein Mühlenbuch für Kinder, und jetzt dachten wir uns, gehen wir einmal richtig gucken", verrät Klaudia Barke.

Mächtige Zahnräder und der Mühlstein sowie weitere nach oben führende Stufen empfangen die Besucher, die durch die Holztür eintreten. Thissen setzt seinen Vortrag fort und informiert darüber, wie einst das Korn gemahlen wurde. Es gibt viel Wissenswertes, aber ein Geheimnis bleibt weiterhin an der Mühle bestehen, und das dreht sich um den unteren Mühlstein, der an der Kreuzmauer steht. "Wir haben bis heute nicht herausbekommen, wer diesen Mühlstein einst hier abgestellt hat und von welcher Mühle er stammt", sagt Peter Raulf, Erster Vorsitzender des Heimatvereins. Eins ist aber sicher: Von der Tönisberger Kastenbockwindmühle stammt er nicht, dafür ist er nämlich zu groß.

(tref)
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