Stadt Kempen Der Niederrhein, die reizarme Gegend

Stadt Kempen · Kabarettist Martin Maier-Bodes gastierte auf Gut Heimendahl. Es ging um die Unterschiede zwischen damals und heute. Sein Fazit: Die Alten waren cooler. Er erinnert sich auch an seine Heimat, den Niederrhein.

 Martin Maier-Bodes ist am Niederrhein aufgewachsen und dort süchtig nach Salinos geworden.

Martin Maier-Bodes ist am Niederrhein aufgewachsen und dort süchtig nach Salinos geworden.

Foto: wolfgang kaiser

Böse, böse, Martin Maier-Bode: Was der Düsseldorfer Kabarettist bei seinem Soloabend "Kabarett alternativlos" im Kutschenstall von Gut Heimendahl (Haus Bockdorf) in Kempen präsentierte, trieb dem Publikum mal die Lachtränen in die Augen, mal blieb ihm das Lachen im Halse stecken. Die Gäste hatten sich zuvor bei einem Mahl mit dem Titel "Typisch niederrheinisch" gestärkt mit Rheinischem Spieß als Hauptgang, Nussbrot mit Rübenkrautbutter als Vorspeise, leckeren Püfferkes als Nachspeise und Glühwein zum Advent.

Der Kabarettist setzte sich weniger mit der von der Bundeskanzlerin für alternativlos erklärten Politik der Großen Koalition auseinander ("Haben wir eigentlich wirklich eine große Koalition?"), arbeitete vielmehr die Unterschiede im Leben von damals und heute auseinander. Damals - das sind für ihn seine Jugendjahre in den 1970er Jahren, als man noch nicht von "linksdrehendem Joghurt" sprach und noch essen durfte, was man wollte. Vor allem war man gesellig: Kein Haus ohne holzvertäfelte Partykeller, in dem nicht ausgiebig gefeiert und exzessiv getrunken wurde. Heute seien daraus heimische Trainings-Center geworden ("Und seitdem geht es mit Deutschland bergab!"). Statt wilder Partys träfen sich heute nur noch Pärchen "zum schönen gemeinsamen Essen". Maier-Bodes Fazit: Die Alten waren cooler. Und im Übrigen: "Als Jugendliche mussten wir zum Rauchen auf den Balkon und heute schicken uns unsere Kinder wieder zum Rauchen dahin!"

Man hatte früher noch klare Unterscheidungen wie ARD und ZDF, SPD und CDU, hüben und drüben - heute alles keine Unterschiede mehr. "Drüben gibt es auch nicht mehr, seitdem die DDR zusammenkrachte: Heute haben wir nur noch eine Kanzlerin von drüben". Maier-Bode streut zwar immer wieder auch Spitzen zur Politik ein, erzählt ansonsten gerne Geschichten, als seien sie ihm gerade so eingefallen. Er ist am Niederrhein groß geworden ("eine reizarme Landschaft, die uns Suchtprobleme machte, vielleicht wegen der Nähe zu Holland!"). Die Sucht beschränkte sich bei ihm angeblich auf die damals so beliebten Salinos, die er bei einem wenig sympathischen und noch weniger hygienischen Kioskverkäufer besorgte. Maier-Bode macht daraus eine lange und umwerfend gruselig-komische Parodie.

Er erinnert auch an die alten Zeiten zu beiden Seiten der Grenze. Grenzer nennt er "stationäre Politessen", die sich beim Durchwinken der Autofahrer vorgekommen sein mussten wie Markus Lanz bei "Wetten dass..." In der Vorweihnachtszeit setzt er sich auch mit dem Konsumrausch und dem Geschenkewahn auseinander und versucht zu klären, was denn eigentlich so richtig Deutsch sei. Er kommt dabei zu Wanderliedern, zu denen er nicht nur "Im Frühtau zu Berge", sondern auch Naidoos "Dieser Weg wird kein leichter sein" und Maffays "Über sieben Brücken musst Du geh'n" zählt, alles witzig und lautstark in Szene gesetzt.

(jka)
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