Stadt Kempen Der weiche Klang des Hammerklaviers

Stadt Kempen · In der Reihe "Klavier extra" begeisterte Kristian Bezuidenhout in Kempen.

Einen ganzen Abend nur Werke für Hammerklavier - ob das nicht eintönig werden könnte? Das mag mancher Musikfreund befürchtet haben, doch bereits nach dem ersten Vortragsstück - dem Rondo C-Dur op. 51 Nr. 1 von Ludwig van Beethoven - war dem Publikum in der gut besuchten Paterskirche klar, dass es einen abwechslungsreichen und spannungsvollen Abend erleben würde.

Der 37-jährige Südafrikaner Kristian Bezuidenhout ist ein in Australien und in den USA ausgebildeter Künstler, der das lange vergessene, aber in letzter Zeit eine Renaissance erlebende Instrument des ausgehenden achtzehnten und des neunzehnten Jahrhunderts und andere frühe Tasteninstrumente zu seinem Lebensinhalt gemacht hat. Er musiziert mit führenden Ensembles der Historischen Aufführungspraxis - John Eliot Gardiner, Philipp Herreweghe, Mark Patmore oder Isabelle Faust sind seine Partner. Häufig arbeitet der zweifache Echo-Klassik -Preisträger mit dem Freiburger Barockorchester zusammen. Beispielsweise hat er mit diesem edlen Ensemble die Klavierkonzerte von Felix Mendelssohn Bartholdy aufgenommen, und jüngst mit Petra Müllejans, der Konzertmeisterin der Freiburger, Mozarts Violinsonaten eingespielt.

Bezuidenhout stand für sein Kempener Konzert ein originales Hammerklavier der Wiener Schule aus dem Jahre 1815 zur Verfügung, ein klangliches Juwel, das komplett aus Holz gefertigt ist - die Hämmer sind mit Leder überzogen. So erlebten die Besucher in der Paterskirche einen ganz eigenen, weichen und doch dynamisch reich gestaffelten Klang - dank des sensiblen, technisch brillanten, interpretatorisch traumwandlerisch sicheren Künstlers. Bezuidenhout verstand es meisterlich, seine Ausdrucksintensität in jeder Phase genauestens zu kontrollieren und niemals ins Gefühlige abzurutschen.

Dem zweiten Beethoven-Rondo - G-Dur op.51 Nr.2 - viel umfangreicher als das Erstgenannte und von graziöser Frische - folgte dessen Sonate D-Dur op.10 Nr.3, bei der das düstere "Largo e mesto" ebenso fesselte wie die improvisatorische Leichtigkeit und Lockerheit des abschließenden Rondos.

Eine der anspruchsvollsten Sonaten von Wolfgang Amadeus Mozart - B-Dur KV 333 - eröffnete den zweiten Teil des Konzertes. In dieser letzten in Paris entstandenen Sonate ist die volle Harmonie von musikalischer Substanz und instrumentaler Brillanz erreicht - was der südafrikanische Gast faszinierend zu vermitteln wusste.

Doch das eigentliche Staunen begab sich erst bei der Sonate c-Moll op.13 ("Pathétique") von Beethoven, die vermutlich jeder der Zuhörer in der Interpretation auf einem modernen Flügel im Ohr hat. Hier offenbarte sich nachdrücklich das Andersartige des Hammerklaviers, dessen Klang ein Besucher treffend als "gemütlicher als das Klavier" bezeichnete. Die echten Kerzen auf den wunderschönen Leuchtern im langsam dämmriger werdenden Kirchenraum suggerierten zusätzlich den Eindruck eines "Originalklang-Erlebnisses".

Mit enthusiastischem Applaus feierten die Zuhörer den Interpreten, der sich mit einer besinnlichen Zugabe bedankte.

(oeh)
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