Kreis Viersen Die Feuerwehr funkt jetzt digital

Kreis Viersen · Der Kreis Viersen hat in der Gefahrenabwehr den Digitalfunk eingeführt, er löst den herkömmlichen Analogfunk ab und verspricht mehr Sicherheit. Im Kreisgebiet gibt es bei dem neuen Verfahren allerdings noch "weiße Flecken".

Kreisbrandmeister Klaus-Thomas Riedel kommt aus dem Schwärmen kaum noch heraus. "Das ist ein Meilenstein für den Kreis", sagt er. Im Bereich Gefahrenabwehr hat der Kreis Viersen flächendeckend den Digitalfunk eingeführt, vorausgegangen war ein jahrelanger Planungsprozess. Das neue Verfahren soll die Kommunikation verbessern und so für mehr Sicherheit sorgen. Im Grenzbereich muss allerdings noch nachgebessert werden.

Was ist der größte Vorteil?

Das, was beim analogen Funk relativ mühelos möglich war, nämlich Gespräche mitzuhören, ist beim Digitalfunk nicht mehr ohne weiteres möglich. Eine Sicherheitskarte verschlüsselt ausgehende Informationen. Dadurch wird die Privatsphäre der Hilfesuchenenden geschützt. "Die Zeiten, in denen man durch Abhören an intime Details seiner Nachbarn kommen konnte, sind vorbei", sagt Riedel. Das ist auch deswegen interessant, weil nicht nur die Feuerwehr den Digitalfunk nutzt, sondern auch die Polizei. Fällt ein Funkgerät in fremde Hände kann es deaktiviert werden.

Wo klappt es mit dem Digitalfunk noch nicht so gut?

Im Grenzgebiet zu den Niederlanden habe es bei den Testläufen noch "weiße Flecken" gegeben. "Wir haben darauf hingewiesen", sagt Riedel. "Nun wird es Aufgabe des Bundes sein, das zu verbessern."

Funktioniert der Digitalfunk auch grenzübergreifend?

Nein. "In den Niederlanden wird zwar auch mit Digitalfunk gearbeitet, aber mit einer anderen Technologie", sagt Riedel. "Die ist mit unserer nicht kompatibel."

Wie hoch sind die Kosten?

Der Kreis Viersen hat in die digitale Funk- und Leitstellentechnik 1,5 Millionen Euro investiert. Für die Fahrzeuge von Feuerwehr und Rettungsdienst wurden neue Geräte angeschafft. Die Gesamtkosten für den Aufbau in Deutschland werden auf mehr als 5 Milliarden Euro geschätzt. Für den Digitalfunk wurde ein autarkes Funknetz mit eigenen Masten geschaffen.

Was wird außerdem besser?

Das Sprachsignal wird klarer. Störgeräusche können herausgefiltert werden und das typische Rauschen des Analogfunks, der aus den 1950er und 60er Jahren stammt, ist Geschichte. Und die Zeiten des Funk-Flickenteppichs sind vorbei. Derzeit benutzen Behörden und Organisationen viele voneinander unabhängige Analogfunknetze. Das neue Digitalfunknetz ist deutschlandweit einheitlich. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten: Bei Bedarf (etwa Naturkatastrophen) können Einsatzkräfte aus dem gesamten Bundesgebiet mühelos miteinander kommunizieren. Außerdem können durch den Digitalfunk anders als analog gezielt Einzelteilnehmer gerufen werde - wie mit dem Telefon.

Wie lange dauerte die Umrüstung?

"Der gesamte Prozess von der ersten Überlegung bis hin zur Umsetzung hat mehr als zehn Jahre gedauert", sagt Riedel. Ende 2013 wurde die neue Technik im Kreis erprobt. Schon zu dieser Zeit begannen die Schulungen für die 1800 Feuerwehrleute im Kreis. Jeder von ihnen bekam zunächst 7,5 Stunden theoretischen und darauf folgend 2,5 Stunden praktischen Unterricht.

Verzichtet die Feuerwehr im Kreis vollkommen auf den Analogfunk?

Nein, das hat zwei Gründe. "Man kann so ein großes Netz nicht einfach auf Knopfdruck in Betrieb nehmen", sagt Riedel. Das heißt: Analagone Funk-Kommunikation ist als eine Art Rückversicherung, sollte es zu Störungen kommen, noch möglich. Außerdem nutzen noch nicht alle im Bundesgebiet den Digitalfunk. Der Kreis Viersen ist einer der Vorreiter.

(RP)
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