Stadt Kempen Die Händler haben kein Verständnis

Stadt Kempen · Die Einzelhändler sind alles andere als begeistert. Auch viele Bürger zeigen wenig Verständnis für die Neuregelung der Sparkasse, für die Münzgeldannahme Gebühren zu erheben.

 Der Grefrather Buchhändler Karl Groß versteht nicht, warum er zahlen soll, wenn er Geld zur Bank bringt.

Der Grefrather Buchhändler Karl Groß versteht nicht, warum er zahlen soll, wenn er Geld zur Bank bringt.

Foto: wolfgang kaiser

Der Bürger zahlt schon, der Einzelhandel muss ab dem 1. April in die Tasche greifen, wenn er Münzgeld zum Geldinstitut bringt. Die Ursache ist die neue Regelung der Sparkasse Krefeld-Kreis Viersen: Wer bislang sein Kleingeld daheim in einem Sparschweinchen sammelte und dieses Geld dann zwecks Zählung und Einzahlung auf das eigene Konto zur Bank brachte, brauchte für diesen Service keine Gebühr zu bezahlen. Seit dem 1. März ist es aber anders. Der Kunde zahlt fünf Euro pro Vorgang, wenn es sich um mehr als 50 Münzen handelt. Bis zu 50 Münzen bleibt das Angebot kostenfrei. "Das ist im Münzgesetz entsprechend geregelt und wird an der Kasse als Bareinzahlung verbucht. Die Münzen nehmen wir danach in den normalen Hartgeldbestand der Kasse auf", sagt Sparkassen-Pressesprecher Peter Bauland.

Darüber hinaus ist ein Beitrag von fünf Euro je Zählvorgang fällig, wobei es sich maximal um 1700 Münzen handeln darf. Bei Beträgen bis zehn Euro fällt die Hälfte des gezählten Münzbetrages an. Wer also lediglich acht Euro in Münzen abgibt und es sich um mehr als 50 Münzen handelt, ist mit einer Gebühr von vier Euro dabei.

Für den Einzelhandel greift die neue Regelung einen Monat später und zwar am 1. April. "Wir befinden uns mit der Sparkasse im Gespräch und eruieren gerade mittels einer Umfrage bei unseren Mitgliedern, wie hoch der Gebührenaufwand bei den verschiedenen Geschäften sein wird, um eine weitere Gesprächsgrundlage zu haben", berichtet Markus Ottersbach vom Einzelhandelsverband. Bei den Einzelhändlern ist die Stimmung indes getrübt. "Wir sehen der Gebühr mit großer Skepsis entgegen, wobei wir aktuell noch gar nicht wissen, was genau auf uns zukommen wird. Mal ist es viel Kleingeld, mal weniger. Fest steht, aufs Jahr gesehen wird sich die Gebühr summieren. Die Frage nach Kleingeld, die wir sonst bei den Kunden oft stellen, sollten wir uns demnächst wahrscheinlich besser abgewöhnen", bemerkt Monika Langenfurth vom gleichnamigen Blumengeschäft in Kempen. Was sie insbesondere noch stört, ist die Tatsache, dass der Einzelhändler auch beim Holen von Kleingeld zur Kasse gebeten wird. Denn hier fallen pro Rolle Gebühren an, wobei es bei der Sparkasse eine Staffelung gibt.

Auf Unverständnis stößt die neue Gebühr auch bei Karl Groß von der Grefrather Buchhandlung. "Es kann doch nicht angehen, dass ich zahlen muss, wenn ich Geld zur Bank bringe, zumal, wenn ich dort Kunde bin", sagt Groß. Das komme ihm so vor, als würde er seinen Kunden eine Gebühr abnehmen, wenn sie sein Ladenlokal betreten würden, fügt er an.

Der Hintergrund der neuen Gebühren ist die vor einem Jahr in Kraft getretene EU-Verordnung zur Hartgeldprüfung. Laut der Sparkassen-Pressestelle sah sich die Sparkasse Krefeld gezwungen, aus organisatorischen und Kostengründen die Annahme und Bearbeitung mit Gebühren zu belegen. Aufgrund der Menge der Münzen lag die jährliche Kostenbelastung schon vor der EU-Verordnung bei über 1,3 Millionen Euro. Der nun vorgeschriebene Mehraufwand durch die Prüfung trieb die Kosten weiter nach oben, so dass sich die Sparkasse zu dem Gebührenschritt entschloss. "Alle Münzen müssen in der Tresorkasse versandfähig gemacht werden. Selbst wenn Kunden ihre Münzen selber rollen und abgeben, müssen diese Rollen wieder geöffnet und von unseren Mitarbeitern kontrolliert werden. Wir sind dazu verpflichtet, alle Münzeingänge auf Echtheit und Umlauffähigkeit zu kontrollieren", informiert Bauland über die Mehrarbeit. Die Bundesbank nimmt nur noch Münzrollen an, die nach den Vorgaben dieser EU-Verordnung erstellt wurden. Das heißt sortenrein gerollt und mit einer Prüfnummer versehen. Es kommen dabei Tonnen von Münzen zusammen. Allein an einem Tag im Februar summierten sich im Sparkassen-Einzugsbereich Kreis Viersen, Krefeld und Gelderland die Münzen auf acht Tonnen, die gezählt, geprüft und weiterverarbeitet werden mussten. Trotzdem erhebt die Volksbank keine Gebühren, solange es sich um die eigenen Kunden handelt. Beide Geldinstitute verlangen aber einheitlich 30 Cent pro Münzrolle, wenn Kunden Kleingeld holen kommen.

Die Kunden haben ebenfalls kein Verständnis für die neue Regelung bei der Sparkasse.

(tref)
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