Brüggen Die Hitze macht auch Wildtieren zu schaffen

Brüggen · Hochsommerliche Temperaturen machen nicht nur den Menschen zu schaffen. "Die Tiere haben im Sommer die gleichen Probleme wie wir", sagt Bärbel Weinmann, ehrenamtliche Leiterin des Brüggener Jagd- und Naturkundemuseums "Mensch und Jagd". "Das Rehwild hat im Sommer die Taktik, ausgiebig Siesta zu halten", so Weinmann.

 Bärbel Weinmann leitet ehrenamtlich das Museum "Mensch und Jagd" in der Burg Brüggen.

Bärbel Weinmann leitet ehrenamtlich das Museum "Mensch und Jagd" in der Burg Brüggen.

Foto: Busch

"Die Nahrungsaufnahme und andere Aktivitäten werden in die kühleren Dämmerungs- und Nachtstunden verlegt." Auch das Schwarzwild sei dämmerungs- und nachtaktiv geworden und laut der Museumsleiterin sei es bei den Wildschweinen momentan sehr beliebt, in den Weizenfeldern auf Nahrungssuche zu gehen. "Die Gerste hat Grannen, das piekst zu sehr", sagt Bärbel Weinmann. Die Wildschweine haben außerdem jetzt ihre Frischlinge dabei. "Die Bachen trampeln das Getreide nieder, damit die Frischlinge auch an die Ähren kommen. Auch gehen sie gerne in den Maisschlag hinein, dort ist es kühl und sie sind ungestört." Der entstandene Schaden muss dann von den Revierpächtern ersetzt werden. Der Bestand an Wildschweinen wird durch Abschüsse begrenzt, dazu wird bei Jugendlichen Wildschweinen, die sich sonst wieder vermehren würden, eingegriffen. "Momentan darf man nur Frischlinge bis zu zwölf Monaten abschießen. Dies wird auch zur Abschreckung vom Hochsitz am Feldrand aus gemacht, dann gehen die Wildschweine ein paar Tage nicht in die Felder." Ab dem 1. August darf wieder auf größere Wildschweine geschossen werden. Der milde Winter und das hohe Nahrungsangebot habe laut Weinmann dafür gesorgt, dass "diejenigen, die im Frühjahr nicht belegt wurden, nun Nachwuchs haben. Es gibt auch nicht mehr die großen Rotten wie früher, es ist alles durcheinander gekommen."

Um sich Abkühlung zu verschaffen, sucht das Rot- und Schwarzwild gerne Suhlen auf. Im feuchten Matsch, Schlamm und Ton wälzen sie sich dann. Es bildet sich eine schützende Schicht auf dem Fell, die antrocknet und vor Parasiten schützt. "Es gibt Malbäume, an denen sich die Tiere dann schubbern. So versuchen die Tiere, die Parasiten los zu werden", erklärt die Jägerin. "Es gibt in Tonlöchern natürliche Suhlen, wenn es sehr heiß ist, können die Revierpächter aber auch Suhlen extra anlegen."

 Das Reh hält an heißen Tagen eine ausgiebige Siesta. Erst in den kühlen Stunden der Dämmerung gehen die Tiere auf Nahrungssuche.

Das Reh hält an heißen Tagen eine ausgiebige Siesta. Erst in den kühlen Stunden der Dämmerung gehen die Tiere auf Nahrungssuche.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Rehe haben jetzt ihre Blattzeit, sie wollen sich paaren. "Wenn es nicht zu heiß ist, sind die Rehe tagsüber auch aktiv. Autofahrer müssen da jetzt aufpassen, das Rehwild läuft dann 'kopflos' über die Straßen", warnt Weinmann. Wie alle Fell- und Pelzträger haben Rehe durch hecheln eine Chance, sich Abkühlung zu verschaffen. Der Hase dagegen hat eine natürliche Kühlung im Körper eingebaut. "Es wird vermehrt Blut in die langen und wenig behaarten Ohren gepumpt, wodurch der Hase sein Blut kühlen kann", beschreibt sie. Rotwild gibt es laut Weinmann hier nicht, eher ist es in der Eifel anzutreffen. "Die gehen dann auch schon mal ins Wasser, wenn es zu heiß ist. Rehwild macht das nicht."

 Störche koten sich ein, um sich gegen die Sonneneinstrahlung zu schützen.

Störche koten sich ein, um sich gegen die Sonneneinstrahlung zu schützen.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Dachs, Fuchs und Kaninchen halten sich tagsüber in ihrem Bau in der Erde auf, wo es kühler ist. Vögel verschaffen sich durch Hecheln Erleichterung, brauchen aber genau wie das Wild mehr Wasser. "In unserem eigenen Revier haben wir keine natürliche Wasserquelle. Notfalls schneiden wir alte Trekker-Reifen auf und füllen diese mit Wasser. Aber zum Glück war das nur einmal vor Jahren notwendig", erzählt die Museumsleiterin. "Für Rehwild sind Rübenblätter jetzt noch saftig genug und in Wildäckern finden sie Feuchtigkeit spendende Nahrung." Bärbel Weinmann bittet die Spaziergänger, die jetzt im Wald unterwegs sind, auf den Wegen zu bleiben. "Wenn Tiere aufgescheucht werden und so Stress haben, brauchen sie mehr Energie und noch mehr Flüssigkeit."

(RP)
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