Stadt Kempen Die St. Huberter SPD feiert ihren 100. Geburtstag mit Bürgerfest

Stadt Kempen · Viele Gäste kamen auf den Marktplatz, um mit den Sozialdemokraten das Jubiläum zu feiern. Dort gab es Tanz und Musik und einen Rückblick auf 100 bewegte Jahre.

 Neben der musikalischen gab es auch eine kulinarische Versorgung der Besucher des Bürgerfestes der SPD auf dem Markt in St. Hubert.

Neben der musikalischen gab es auch eine kulinarische Versorgung der Besucher des Bürgerfestes der SPD auf dem Markt in St. Hubert.

Foto: Norbert Prümen

Das Bürgerfest der SPD Kempen zum 100. Geburtstag der SPD St. Hubert lockte am Samstag viele "Hüppersche" ins Herz des Kendeldorfes, wo Jung und Alt bei viel Musik und Tanz (KG Narrenzunft, Tanzgruppe Heideröslein. Nina Berg, Musikverein St. Hubert, Quartettverein) vom frühen Nachmittag bis in die Abendstunden feierten. Zu Gast war auch Vizebürgermeister Otto Birkmann, der "hüppersche Wurzeln" hat. Dass die Sozialdemokraten feiern konnten, haben sie den Gründern zu verdanken, die vor genau 100 Jahren den Mut hatten, in St. Hubert die SPD zu gründen.

Udo Schiefner, der der SPD 43 Jahre angehört und Mitglied des Bundestages ist, sagte: "Vor allen Dingen der Familie Rongen sind wir zu großem Dank verpflichtet." Jürgen Pascher, der heutige Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Kempen, in dem die SPD St. Hubert nach der kommunalen Neugliederung aufgegangen ist, sah ein "gutes Miteinander der SPD-Mitglieder in den Stadtteilen der Thomasstadt".

Die St. Huberter Genossen mussten hart kämpfen, um die Partei "an der Kendel" zu etablieren. Bis in die 1960er-Jahre hinein hat dieser Kampf gedauert. Dabei ist die SPD in St. Hubert die älteste politische Organisation.

Den Ersten Weltkrieg, der 1918 endete, hatte das Deutsche Reich militärisch, politisch und wirtschaftlich verloren. Am 3. Oktober 1918 kam mit Philipp Scheidemann erstmals ein Sozialdemokrat in die Regierungsverantwortung. Die erste parlamentarische Reichsregierung bestand aus dem Zentrum, der Fortschrittspartei und der SPD.

Die Regierung hatte schlechte Startbedingungen, hinzu kam eine katastrophale Versorgungslage. Am 17. November wurde die neue Partei, die SPD St. Hubert offiziell angemeldet. Georg Rongen erlebte selbst, was sich in diesen Novembertagen abspielte, denn er war beim Matrosenaufstand in Kiel dabei. Bei einer Versammlung am 30. November 1918 traten 38 St. Huberter in die SPD ein.

Eine erste Bewährungsprobe für die junge SPD war die Parlamentswahl am 22. Januar 1919 - auf die SPD entfielen 9,9 Prozent der Stimmen. 1919 übernahm Redakteur Hermann Baer den Vorsitz. Er führte die Partei in die Gemeinderatswahl im Dezember 1919. Das Ergebnis konnte sich mit 15,2 Prozent sehen lassen.

In den 20er-Jahren gehörte Hermann Baer dem Kreistag an - bis 1933. Es folgten lange zwölf Jahre des Dritten Reiches, verbunden mit dem Zweiten Weltkrieg. Georg Rongen war es, der bereits vor dem Einmarsch der Alliierten wieder erste Kontakte zu alten Mitgliedern der St. Huberter und der Kempener SPD knüpfte. Eine tatkräftige Unterstützung, aber auch gute Impulse erhielten die Sozialdemokraten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges durch Heimatvertriebene, die teilweise schon vor 1933 der SPD angehört hatten.

Die Vorsitzenden der SPD von 1945 bis 1970 waren: Georg Rongen, Jakob Weber, Willi Janssen, Jakob Nagels, Franz Schiefner und Ernst Boers. Trotz der eigentlich erwarteten Ernüchterung der Öffentlichkeit nach dem Krieg gab es bis weit in die 1960er-Jahre hinein immer wieder Versuche, SPD-Vertreter zu diffamieren.

So wurde Ernst Boers als "Zweizimmerkandidat" bezeichnet, der "nicht einmal fünf Morgen Land hinter dem Haus" habe. Aber, so erinnern sich einige SPD-Mitglieder: "Gerade in den 1960er-Jahren erlebte die SPD so manche "Sternstunde im Gemeinderat". Die sachliche Arbeit der SPD schlug sich in Wahlergebnissen nieder. So konnte noch vor der kommunalen Neugliederung 1970 die SPD von neun Direktmandaten bei der Ratswahl vier erringen.

Ab 1963 war die SPD St. Hubert über viele Jahre im Vorstand der Kreispartei der SPD. Zunächst durch Leo Tiewes, später durch Franz Schiefner. Leo Tiewes und Ernst Boers kamen in den Kreistag. Bekannte St. Huberter SPD-Politiker nach der kommunalen Neugliederung waren Herbert Knops, Ernst Boers (viele Jahre Fraktionsvorsitzender) Lorenz Schwartz, E. J. Wirichs, Franz Schiefner.

Udo Schiefner wurde 1981 Parteivorsitzender. Ihm folgte 1990 Hermann Mechle. 1993 stand erstmals mit Marlene Lenßen eine Frau an der Parteispitze. Im Jahr 1984 trug St. Hubert maßgeblich dazu bei, dass die CDU im Rat der Stadt Kempen ihre absolute Mehrheit verlor.

Das absolute politische Highlight gab es im Jahr 1985, als bei der Landtagswahl in St. Hubert die SPD erstmals stärkste Partei wurde. Bei der Kommunalwahl 1990 kam die SPD in St. Hubert auf zwei Direktmandate mit über 50 Prozent der Stimmen.

(mab)
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