Stadt Kempen Die Tafel hilft auch Flüchtlingen

Stadt Kempen · Die Kempener Tafel versorgt derzeit rund 700 Bedürftige mit Lebensmitteln und Kleidung. Die Anzahl der Flüchtlinge hat sich im Vergleich zum vorigen Jahr verzehnfacht. Ehrenamtliche Helfer werden gesucht.

Stadt Kempen: Die Tafel hilft auch Flüchtlingen
Foto: Kaiser

Es vergeht keine Woche, in der es an der Mülhauser Straße 111 ruhig zugeht. Wöchentlich kommen rund 160 Abholer zur Kempener Tafel, um gespendete Lebensmittel, aber auch Kleidung oder Haushaltswaren zu erhalten. Insgesamt 700 Menschen stehen bei den Tafelhelfern auf der Liste. Darunter sind auch zahlreiche Flüchtlinge; zurzeit 140, um genau zu sein. "Die Zahl der von uns betreuten Asylbewerber hat sich zum Vorjahr verzehnfacht", sagte Bruno Wrede. "Und noch ist unklar, wie es nächstes Jahr aussehen wird." Deshalb bittet der Vorsitzende des Vereins Martinus-Hilfe, der die Kempener Tafel betreibt, um Mithilfe. Vor allem beim Sortieren der erhaltenen Kleiderspenden werden Freiwillige benötigt.

Erst vor wenigen Wochen hat die Stadt Kempen das ehemalige Ladenlokal neben dem Domizil der Kempener Tafel angemietet, um dort die zahlreichen Sach- und Kleiderspenden aus der Bevölkerung zu lagern. Für die Sortierung der Waren sind allen voran die eheranamtlichen Helfer der Kempener Tafel zuständig. Unermüdlich arbeiten die Tafelhelfer in dem Lager. Sie packen die Spenden aus, überprüfen deren Zustand, sortieren kaputte Sachen aus und ordnen die brauchbaren Kleider nach Größe und Jahreszeit ein. Doch die schiere Menge an Kleidungsstücken fordert einfach mehr helfende Hände.

Daneben muss die Übersicht in der Kleiderkammer gewahrt werden. "Wir brauchen dringen Freiwillige, die unsere Kleiderkammer verstärken, insbesondere, da einige Damen zuletzt krankheitsbedingt ausgefallen sind", erklärte Wrede.

Die Kleiderkammer und Haushaltswarenabteilung sind für jedermann zugänglich. Für kleine Geldbeträge von bis zu fünf Euro pro Artikel darf man sich an der großen Auswahl bedienen. Dadurch finanziert die Kempener Tafel ihre Räumlichkeiten und Unkosten.

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Foto: dpa, rwe jai

Gar nichts bezahlen müssen lediglich die Flüchtlinge, die in der Erstaufnahmestelle in der Sporthalle des Berufskollegs untergebracht sind. Ihr Bedarf an Kleidern wird mit Hilfe des Deutschen Roten Kreuzes ermittelt. "Die Campleitung reglementiert die Kleiderausgabe. Sie kommt mit Listen der benötigten Kleidung her und holt die entsprechenden Sachen raus", erklärte Wrede. "Nur in Ausnahmefällen, wenn tatsächlich nichts Passendes dabei war, kommen die Asylbewerber selbst her, um sich Kleidung auszusuchen."

Anders läuft die Ausgabe der Lebensmittel ab. Dieses Angebot richtet sich ausschließlich an bedürftige Menschen. Dazu gehören Hartz IV-Empfänger, Geringverdiener, finanzschwache Rentner und auch Flüchtlinge. Mit den entsprechenden Nachweisen gibt es eine Kundenkarte von der Tafel, mit der man einmal wöchentlich Lebensmittel abholen kann. Insgesamt 700 Menschen stehen derzeit auf der Liste.

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Da ist gute Organisation gefragt: Anders als in vielen anderen Städten öffnet die Kempener Tafel an allen Werktagen für jeweils zwei Stunden ihre Pforten. "Wir möchten die gespendeten Nahrungsmittel möglichst schnell und frisch an die Leute bringen", erklärte Wrede. Darüber hinaus können sich die Abholer so auf die ganze Woche verteilen, anstatt geballt an einem Tag zur Tafel zu kommen. Einen Nachteil hat das System aber: "An manchen Tagen sind 15 Abholer da, an anderen kommen plötzlich 40 Leute", so der Vorsitzende. An dem Problem wolle man arbeiten und die Abholer künftig etwa gruppenweise bestimmten Tagen zuordnen.

Viel Betrieb herrscht dann wohl weiterhin: Viele der Abholer sind schon drei Stunden vor Ausgabebeginn vor Ort. "Einige wollen einfach die ersten sein, andere nutzen die Wartezeit für den Kontakt miteinander", erzählte Wrede. Nach Nummern geordnet gibt es nacheinander Einlass in den Ausgaberaum.

(RP)
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