Stadt Kempen Diskussion um Kreisvolkshochschule

Stadt Kempen · Kempens Bürgermeister sieht die Bildungseinrichtung des Kreises als Ankermieter der "Bürger-Burg". In Viersen befürchtet die Politik, dass bei einer Umstrukturierung der Kreis-VHS Angebote verloren gehen könnten.

 Das Gebäude in Viersen, in dem die Kreisvolkshochschule untergebracht ist, ist marode. Der Kreis sucht nach einem neuen Standort.

Das Gebäude in Viersen, in dem die Kreisvolkshochschule untergebracht ist, ist marode. Der Kreis sucht nach einem neuen Standort.

Foto: Franz-Heinrich Busch

In Kempen setzen die Politik und interessierte Kreise der Bürgerschaft auf eine Rückkehr der Kreisvolkshochschule (VHS) in die Burg, sollte das Kreisarchiv 2020 in einen Neubau nach Viersen-Dülken umgezogen sein. Ob und in welcher Form ein solches Kompensationsgeschäft zustande kommt, ist völlig offen. Und doch ist die künftige Ausrichtung der Weiterbildungseinrichtung des Kreises Viersen von großer Bedeutung für eine künftige Nutzung der rund 600 Jahren alten früheren Landesburg.

Der Kempener Stadtrat hat vor Ostern eine so genannte Machbarkeitsstudie beschlossen. Wie berichtet soll das Dortmunder Architektur- und Planungsbüro Assmann bis zum Herbst untersuchen, ob und wie sich die Pläne für eine neue öffentliche Nutzung der Burg realisieren lassen. Ein wichtiger Bestandteil der Expertise wird dabei eine Kostenschätzung für Sanierung und Umbau des Gebäudes sein.

In der Kreisstadt Viersen wird derzeit befürchtet, dass eine Umstrukturierung der VHS dazu führen könnte, dass Angebote dort verloren gingen. Denn sollte - wie von Landrat Dr. Andreas Coenen im Gespräch mit der Rheinischen Post kürzlich angekündigt - "nennenswerte Teil der VHS", etwa Kursräume, Fachbereichsleiter- und Verwaltungsbüros sowie Nebenräume, in der Kempener Büro untergebracht werden, könnte die VHS in der Kreisstadt an Wert verlieren. Die Viersener Sozialdemokraten gehen mittlerweile soweit, dass sie die Gründung einer eigenen städtischen Volkshochschule prüfen lassen wollen. Sie haben einen entsprechenden Prüfantrag an die Stadtverwaltung gestellt. Der Antrag wird heute im Verwaltungsvorstand der Stadtverwaltung Viersen bereits intern diskutiert.

Im Jahr 2000 hatte die Stadt Viersen ihre bis dato eigene VHS aufgegeben und in die Fusion mit der Kreisvolkshochschule eingebracht. Die Kreis-VHS - bis dahin in der Kempener Burg ansässig - siedelte nach Viersen ins Gebäude der städtischen VHS über. Der Kreis übernahm das städtische Viersener Personal und die Immobilie am Willy-Brandt-Ring. Nun will der Kreis das marode Gebäude - eine ehemalige Volksschule - los werden und sucht nach einer Alternativlösung.

Die ursprüngliche Idee des Landrates, die VHS komplett zurück nach Kempen zu verlagern, lässt sich indes nicht so einfach realisieren. Im Fusionsvertrag von 2000 ist vertraglich festgelegt, dass der VHS-Hauptsitz in Viersen bleiben muss. Lediglich per Viersener Ratsbeschluss und nachfolgendem Votum des Kreistages könnte diese Festlegung geändert werden. Da aber nicht davon auszugehen ist, dass der Viersener Stadtrat die Kreisvolkshochschule abgeben wird, modifizierte der Landrat seinen Plan. Lediglich ein Teil der VHS könnte demnach als Ankermieter in die Kempener Burg einziehen.

Eine solche Aussage hat in Viersen selbst nicht zur Beruhigung beigetragen. Denn nach wie vor zeigen sich die Viersener Sozialdemokraten besorgt. Sie befürchten, dass durch eine Aufwertung des VHS-Standortes in Kempen eben doch Angebote für die Viersener Bürger verloren gehen könnten. Die Viersener SPD will, dass die Kreisstadt weiterhin den größtmöglichen Einfluss auf die VHS nehmen kann. Und da man sich da in einer besonderen Abhängigkeit vom Kreis sieht, sollte eine Trennung und die Bildung einer eigenen städtischen Volkshochschule geprüft werden, meint die SPD.

Während der Antrag nun intern im Viersener Stadthaus beraten wird, nimmt man die Sache im Viersener Kreishaus eher gelassen. Konkret dazu öffentlich äußern will man sich vorerst nicht. "Wir warten erst einmal ab", sagte ein Sprecher.

Vor 17 Jahren hatte die Fusion der Volkshochschulen von Stadt und Kreis Viersen für die Stadt Viersen vor allem finanzielle Gründe. Der Aufschrei, die eigene Bildungseinrichtung aufzugeben, war groß. Den beiden damaligen Kulturdezernenten Josef Hopp und Dr. Leo Peters gelang es jedoch, die Wogen zu glätten. Auch die Führungskräfte und Fachbereichsleiter fanden - nach anfänglichen Schwierigkeiten - alsbald kollegial zusammen.

(RP)
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