Stadt Kempen Ein Durchschnittsjahr für die Bauern

Stadt Kempen · Beim traditionellen Bauernkaffee ging es unter anderem um Wetterkapriolen und dadurch bedingte nicht besonders gute Ernten. Die Bauern beklagen die zunehmende Versiegelung von Flächen.

 . . . und als Kempener Ortsbauer beim Bauernkaffee im Kolpinghaus. Durch den Abend führte der St. Huberter Ortsbauer Johannes Dörkes, der auf ein Durchschnittsjahr zurückblickte.

. . . und als Kempener Ortsbauer beim Bauernkaffee im Kolpinghaus. Durch den Abend führte der St. Huberter Ortsbauer Johannes Dörkes, der auf ein Durchschnittsjahr zurückblickte.

Foto: wolfgang kaiser (archiv), Norbert prümen

Es war traditionell der Dreikönigstag, mit dem die Landwirte der Ortsbauernschaften von Kempen und St. Hubert das neue Jahr begrüßten. Sie waren diesmal nicht auf den Feldern anzutreffen, sondern im Kolpinghaus. Dort traf man sich wie gewohnt zum alljährlichen Bauernkaffee. Seit 1947 gibt es zu Beginn eines jeden Jahres diese Veranstaltung, die einst nachmittags stattfand, dann aber, weil dann mehr freie Zeit war, in den Abend rückte. Etwa 170 Gäste kamen in geselliger Runde zusammen. Darunter auch Vertreten von Banken und des Handels sowie die Verwaltungsspitze, angeführt von Bürgermeister Volker Rübo und seiner Frau Irene.

 Peter-Josef Coenen bei der Feldarbeit . . . .

Peter-Josef Coenen bei der Feldarbeit . . . .

Foto: Kaiser Wolfgang

Zu Beginn gaben im barocken Gewand sieben Bläser der Formation "Trompes de Chasse" aus dem Erftland mit ihren Plesshörnern die Signale. Peter Josef Coenen, Vorsitzender der Ortsbauernschaft Kempen, hatte die Signalgeber bei einer Fuchsjagd kennen gelernt. Diesmal wurde weniger zur Jagd als vielmehr zum gemütlichen Ausklang geblasen. Und davon verstanden die Landwirte natürlich auch etwas: Nach Kaffee und rustikaler Bauernplatte schmeckte der Sekt und das Bier umso mehr.

Bevor die Tafel eröffnet wurde, blieb es dem Chef der Ortsbauernschaft St. Hubert, Johannes Dörkes, vorbehalten, auf das abgelaufene Jahr zurück zu blicken. Dörkes nannte die vielen Probleme und Wetterkapriolen, die den Böden zusetzten. Zuviel Regen in der Mitte des Jahres, dann wochenlang trocken, gegen Ende wenig Frost. Dennoch sei man, so Dörkes, noch mit einem blauen Auge davon gekommen.

Teilweise sei bei der Kartoffel das Roden nur bei Beregnung möglich gewesen. Der Ertrag ging zurück. Auch beim Weiß- und Rotkohl, durch Starkregen und mit der einhergehenden Verdichtung des Bodens. Größtenteils konnten die Strukturschäden nicht mehr repariert werden.

Schwierig sei ebenfalls die Zuckerrübenernte gewesen. Die Getreideernte wertete Dörkes als durchschnittlich. Bei der Milch nannte er natürlich auch die mageren Erlöse, derzeit würde sich der Preisrückgang etwas abschwächen, die Erlöse stiegen etwas an. Bei den Schweinen hätten die Ferkelerzeuger etwas besser abgeschnitten als die Schweinemastbetriebe.

Kritisch beschäftigte sich Johannes Dörkes noch mit dem "nicht enden wollenden Flächenverbrauch" und mit der weiteren Versiegelung. So stellte er auch steigende Kauf-und Pachtpreise bei den landwirtschaftlichen Nutzflächen fest. Und bei den weiteren Bedarfen an Flächen für den Gewerbe-, Wohnungs- und Straßenbau appellierte Dörkes für eine genaue Abwägung der Interessen, sein Kommentar: "Nur dann können die Ackerflächen des Kempener Raumes, die von hoher Güte sind, als Ressourcen auch für die zukünftigen Generationen erhalten werden" Sicherlich tue das weh, wenn Ackerböden wegfallen, aber es tue auch weh, wenn Kempener Familien sich irgendwo anders Flächen suchen, weil hier in Kempen kein ausreichender Wohnraum zur Verfügung steht, erwiderte Volker Rübo. Der Bürgermeister war sich zwar der wichtigen Arbeit der Landwirtschaft mit der Vielfalt der angebauten Produkte bewusst, unterstrich aber die Notwendigkeit weiterer Wohnbaugebiete und nannte ein mittelfristiges Ziel: "Dass sich wieder 36.000 Menschen in Kempen wohlfühlen, derzeit sind es knapp 35.000." Man werde dies mit Augenmaß vorantreiben.

Unter den vielen Gästen waren die Vorsitzende der Landfrauen, Anna-Maria Slaats, Kreislandwirt Paul-Christian Küskens und sein Vorgänger Heinz-Josef Tölkes, der die Kreisbauern bis 2011 neun Jahre lang geführt hatte. Tölkes konnte sich noch gut an die Zeit Anfang der 1970er-Jahre erinnern, als es im Kreis etwa 90 landwirtschaftliche Betriebe gab. Derzeit ist die Zahl unter 60 geschrumpft.

Lange blieb die Runde zusammen. Für Kurzweil sorgte Entertainer Michael Laurenzen, eine Tombola und vor allem das Theaterstück "Kurzurlaub im Ladyhort", das die Landjugend aufführte und dafür vom begeisterten Menge Beifall bekam.

(wsc)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort