Stadt Kempen Ein Flüchtling schildert sein bewegendes Schicksal

Stadt Kempen · Christian Eloundou las in der Kempener Stadtbibliothek. Es ging um seine Flucht aus Kamerun.

Beeindruckend war die Lesung von Christian Eloundou am Donnerstagabend in der Stadtbibliothek. In seinem Buch "König der Sonne - Flucht vor der Heimat", das gerade erst erschienen ist, schildert er seine Flucht aus Kamerun und die Schwierigkeiten der Ankunft in einer fremden Heimat. 50 Besucher hatten die Veranstalter erwartet, letztendlich waren es dann 90, die sich in die Romanabteilung drängten. Teilweise war es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Dies mag vor allem an der unaufgeregten Art liegen, wie Eloundou seine Geschichte erzählt, obwohl ihm beim Lesen in Erinnerung an manche Dinge ebenso wie seinen Zuhörern die Bewegtheit durchaus anzumerken war.

Er wurde 1974 in Kamerun in einer kleiner Stadt geboren. Seine Eltern betrieben beide kleine Geschäfte. Der kleine Christian war viel bei seiner Großmutter. Und diese gab ihm eine Lebensweisheit mit an die Hand, an die er sich sein Leben lang klammerte, wie er erzählt. Er sei stark, sie wäre immer bei ihm, er sei ein kleiner König.

Schlagartig wurde das Familienglück zerstört. Die Eltern und seine Schwestern kamen bei einer Naturkatastrophe ums Leben. Das war Eloundou gerade einmal zwölf. Er versuchte, in der Hauptstadt Kameruns einen Freund der Familie zu finden, aber ergebnislos. Er geriet dann in eine Gruppe von Straßenkindern und lernte die ganze Härte des Lebens auf der Straße kennen. Doch er hatte Glück und traf auf einen Pater, der ihn bei sich aufnahm. Der brachte ihn auch dazu, Judo und Karate zu lernen. Damals konnte Eloundou noch nicht ahnen, wie sehr ihm der Sport einmal helfen würde.

Erwachsen geworden, betrieb er eine Druckerei. Gleichzeitig engagierte er sich für Straßenkinder und für Menschenrechte. Inzwischen hatte er Taekwando als Sport für sich entdeckt. Er gründete eine Familie. Aber dann wurde er nach Demonstrationen vollkommen grundlos verhaftet und erlebte schlimme Folter. Damals wurde ihm klar, dass er nicht weiter in seiner Heimat leben konnte. 2002 bestieg er ein Containerschiff mit dem Ziel Amsterdam - ohne Gewissheit, dort überhaupt anzukommen.

Im März kam er nach Kempen ins Asylbewerberheim. Eine schlimme Zeit für ihn. Verdammt zur Untätigkeit, erlebte er unter den Bewohnern auch noch Rassismus und Anfeindungen der verschiedenen Volksgruppen untereinander. Der Kampf zum anerkannten Asylbewerber war schwer und hätte ohne Unterstützung von Freunden, allen voran der im letzten Jahr verstorbene Anita Schreieck vom Arbeitskreis Menschenrechte und Asyl, wohl nicht geklappt. Ebenso war es schwierig, die Familie nach Kempen zu holen. In allen diesen Zeiten hat ihm der Sport geholfen. Das tägliche Training war wie eine Therapie gegen Langeweile im Asylbewerberheim oder bei Schwierigkeiten des Asylverfahrens. Schließlich konnte er sogar an den Weltmeisterschaften in Hannover teilnehmen und gewann den Wettbewerb. Heute engagiert er sich neben seinem Beruf als Drucker in der Jugendarbeit. Er möchte etwas von dem, was er bekommen hat, zurück geben. Ganz zum Schluss gab er Flüchtlingen noch einen wichtigen Rat aus eigener Erfahrung weiter. Man müsse sich integrieren, Sprache und Kultur lernen. Nur so habe er gelernt, sich in Kempen zu Hause zu fühlen.

Das Buch ist im AI-Verlag erschienen und kostet 18,80 Euro. ISBN: 978-3940666697.

(sr)
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