Stadt Kempen Ein ganz grandioses Konzerterlebnis

Stadt Kempen · Stehend applaudierte das Publikum in der voll besetzten Paterskirche einem der ganz großen Jazzpianisten: Abdullah Ibrahim. An der Eröffnung der Muziek Biennale 2014 nahm auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks teil.

Zum Schluss standen die 380 Zuhörer in der Paterskirche auf und applaudierten stehend Abdullah Ibrahim, dem großen Jazzpianisten und Komponisten aus Südafrika. Eine Stunde lang lauschten alle hochkonzentriert seinem Solokonzert - und auch der zehnminütigen Zugabe. Ibrahim, der im Oktober 80 Jahre alt wird, spielte 1994 bei der Amtseinführung Nelson Mandelas und füllt große Hallen in aller Welt. Jetzt eröffnete er in der Paterskirche die Muziek Biennale des Kulturraumes Niederrhein.

Er kommt in den Raum, grüßt auf indische Weise mit den aneinandergelegten Händen vor dem Herzen, setzt sich an den Flügel und beginnt zu spielen. Er tut dies auf eine bescheidene, unprätentiöse Weise - und hört gar nicht mehr auf. Seine Solokonzerte dauern immer eine Stunde, oft sogar 90 Minuten am Stück. Sein Spiel beginnt fast klassisch, er lässt es einfach "laufen".

Von einer Episode geht es zur nächsten, oft meint man Anfänge von Melodien oder Liedern wiederzuerkennen, aber dann kommt ein neuer Akkord, der diese Linie wieder unterbricht und in andere Richtungen lenkt. Passend zum Festivalmotto Strömen spielt er wie bei einem langen ruhigen Fluss, der ruhig vor sich hinfließt, aber ab und zu temperamentvoll über Stromschnellen springt. Langsam steigert sich Ibrahim, der Klang des Flügels füllt dann die ganze Paterskirche, mit der linken Hand gibt er einen starken Rhythmus vor, um dann alles gleich wieder sanft aufzulösen. Minimalistische Schleifen mit Wiederholungen münden in einen bunten Melodienreigen, der die Zuhörer immer weiter verzaubert.

Das Publikum ist begeistert - und wieder versöhnt. Denn die wenigsten wussten, dass Ibrahim erst ab 20.30 Uhr spielt und sie vorher drei Reden erwartete. Da gab es durchaus deutlich wahrnehmbares Murren im Publikum. In den vorderen Reihen war viel Polit-Prominenz zu finden: So war Bundesumweltministerin Barbara Hendricks aus Kleve gekommen, sie ist Vorsitzende des Kuratoriums des Kulturraums Niederrhein. Ihr Vertreter dort, Helmut Linssen, Staatsminister a. D., war ebenfalls in Kempen dabei. Auch der ehemalige Bundeswissenschafts-, Justiz- und Innenminister Jürgen Schmude aus Moers war unter den Gästen.

Sie erlebten mit, wie das großartige Jugendpercussionsensemble Splash des Landesmusikrates den Abend eröffneten. Das niederländische Duo Connex faszinierte in der Pause im Rokokosaal mit Gesang und Akkordeon. Das Duo hatte Werke aus der Barockzeit bis zu Satie für sich neu arrangiert. Man hätte von ihm gern mehr gehört.

Christian Weisbrich, Ex-MdL, eröffnete als Vorsitzender des Kulturraums das Festival. Er lud das Publikum ein, bei der Muziek Biennale mit 50 Konzerten an 30 Orten Gebrauch vom phantastischen Angebot zu machen. Er dankte allen Partnern, die den finanziellen Kraftakt mit ermöglicht hätten. Bürgermeister Volker Rübo freute sich ganz persönlich, einen der ganz großen Jazzpianisten erleben zu können. Der Kulturraum stehe für erfolgreiche regionale Kulturarbeit, die Ideen und Kräfte bündele. Ministerialdirigent Peter Landmann lobte als Erstes die jugendlichen Musiker von Splash als einzigartig.

Der Niederrhein sei quasi die Wiege für die regionale Kulturförderung durch das Land gewesen. Der Kulturraum Niederrhein lade dazu ein, über den Tellerrand der Gemeinden hinauszuschauen, und gebe der Region ein Profil. Dabei habe der Kulturraum längst die Grenze zu den niederländischen Nachbarn überwunden, Limburg und Gelderland eingebunden. Nicht nur deshalb sei die Biennale alles andere als provinziell.

(RP)
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