Stadt Kempen Ein großer Fürsprecher des Handwerks

Stadt Kempen · Günter Baumert (79) aus Oedt bekam den Goldenen Meisterbrief.

 Bei der Verleihung des Goldenen Meisterbriefs (von links): Obermeister Hartwig Hören, Günter und Leni Baumert sowie Innungs-Geschäftsführer Klaus Koralewski.

Bei der Verleihung des Goldenen Meisterbriefs (von links): Obermeister Hartwig Hören, Günter und Leni Baumert sowie Innungs-Geschäftsführer Klaus Koralewski.

Foto: wolfgang kaiser

/ oedt "Ehret das Handwerk", das stand auf einigen Urkunden, die Donnerstagabend die Baugewerbs-Innung des Kreises Viersen an langjährige Betriebe verlieh. Ein großer Fürsprecher des Handwerks ist zweifelsohne der 79-jährige Günter Baumert aus Oedt, der sich erst als Tischler- und dann als Maurergeselle ausbilden ließ, ehe er 1967 erfolgreich die Meisterprüfung im Maurer-Handwerk ablegte. Obermeister Hartwig Hören überreichte ihm jetzt kurz vor der Innungsversammlung der Kreishandwerkerschaft in der Anrather Haus-Brauerei Schmitz-Mönk den Goldenen Meisterbrief.

"Mein Mann kann es nicht lassen, er macht nach wie vor kleinere Reparaturen und hantiert in seiner Werkstatt auch an anderen Dingen", erzählt seine Frau Leni, mit der Baumert seit September 1972 verheiratet ist und die ihm viele Jahrzehnte tatkräftig in seiner Oedter Firma unterstützte. Dazu gehörte in der Vergangenheit schon mal der Bau eines Kinderkarussells oder der Umbau eines Rollstuhls zum Elektro-Scooter. Sein großes Hobby ist nämlich der Maschinen- und Apparatebau. Oft kommen seine Enkel Kira, Mike, Tom und Fritz vorbei und werkeln mit dem Opa in der Werklmsstatt.

Schon sein Vater Franz Baumert hatte in Schlesien eine Schreinerei. In Vorst begann er nach der Vertreibung mit einer kleinen Schreinerei. Nach seinen verschiedenen Ausbildungen machte sich Günter Baumert unmittelbar nach seiner Meisterprüfung 1967 in Oedt selbstständig. Teilweise hatte er acht Mitarbeiter, außerdem regelmäßig Auszubildende. Sein handwerkliches Geschick hat er auch schon früh an seine Kinder weiter gegeben: Aus seinem Sohn Günter junior (43) wurde ebenfalls ein Maurermeister, aus seiner Tochter Stefanie (40) eine in Kempen arbeitende selbstständige Malermeisterin.

Hören zeichnete ferner gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Bau-Innung Kreis Viersen, Klaus Koralewski, zwei weitere Betriebe aus: so die Bauwerkstatt Reuter GmbH Brüggen, die kürzlich ihr 40-jähriges Betriebsjubiläum hatte. Hans Reuter (64) nahm mit seinen Kindern Carsten (40) und Melanie (39) die Urkunde entgegen. In den nächsten Tagen wird ferner die Kempener Bauunternehmung Reintjes die Ehrenurkunde für das 25-jährige Firmenjubiläum bekommen.

Nach den Ehrungen traf man sich zur Versammlung der Baugewerbs-Innung, die im Kreis Viersen noch 72 Mitgliedsbetriebe hat. Zur Sprache kamen dabei die fehlenden Fachkräfte und Auszubildenden. So führte Hören aus, dass es in den Jahren 2016 und 2017 jeweils nur acht junge Menschen gegeben habe, die mit ihrer Ausbildung als Maurergeselle begonnen hätten. In den Jahren zuvor waren es in etwa doppelt so viel. Außerdem hätten sich nur zwei für eine Ausbildung als Fliesenleger entschieden; Betonbauer: totale Fehlanzeige.

"Wir müssen hier weiterhin bei den Eltern und bei den Lehrern ein dickes Brett bohren, um diesen Teufelskreis zu überwinden"; sagte Koralewski. Nach wie vor gebe es in diesem Beruf ein Imageproblem. Neben den vielen Aktionen, die es jetzt bereits mit einigen Schulen oder an den Berufsinformationstagen gebe, werde man, so Koralewski, im Vorstand auch darüber sprechen müssen, ob man die Bereitschaft der Betriebe, junge Leute auszubilden, durch finanzielle Anreize verbessern könnte. Man brauche unbedingt mehr Nachwuchs, auch weil mittelfristig einige Betriebe aufhören und händeringend Nachfolger suchen würden.

(wsc)
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