Serie Zuhause . . . Im Hagelkreuz Ein Kümmerer für Bürgerwünsche gesucht

Stadt Kempen · Das Viertel hatte lange mit seinem schlechten Image zu kämpfen. Heute leben die Menschen gern dort.

 Die katholische Kirche Christ-König am Concordienplatz ist einer der zentralen Punkte im Kempener Stadtbezirk Hagelkreuz. Sie entstand mit dem zunächst "Neue Stadt" bezeichneten Viertel Ende der 1960er-Jahre.

Die katholische Kirche Christ-König am Concordienplatz ist einer der zentralen Punkte im Kempener Stadtbezirk Hagelkreuz. Sie entstand mit dem zunächst "Neue Stadt" bezeichneten Viertel Ende der 1960er-Jahre.

Foto: Kaiser

Aus einem nur vermeintlich hässlichen Viertel hat sich im Laufe der Jahre ein attraktiver und vor allem aktiver Teil der Stadt Kempen entwickelt. Die Rede ist vom Hagelkreuz in Kempens Norden. Ende der 1960er-Jahre entstand hier ein Viertel vor allem für junge Familien und Neubürger. Die Stadt wuchs und mit zunehmender Anzahl an Arbeitsplätzen gab es auch mehr Bedarf an Wohnraum. Begonnen hatte alles mit einem Wohnviertel für die damals in Grefrath stationierten belgischen Soldaten.

 Willi Stenhorst ist Vorsitzender des rührigen Bürgervereins. Der Verein engagiert sich seit vielen Jahren für die Anwohner im Hagelkreuz.

Willi Stenhorst ist Vorsitzender des rührigen Bürgervereins. Der Verein engagiert sich seit vielen Jahren für die Anwohner im Hagelkreuz.

Foto: Kaiser

"Belgierviertel" hieß das damals, eine eigene kleine Stadt inklusive Schule, in der sich später die nun aufgelöste Friedrich-Fröbel-Schule befand. Von vornherein war geplant, dass im Viertel sowohl Mietwohnungen als auch Eigentumswohnungen und Einfamilien- und Reihenhäuser entstehen sollten. Es sollten Familien wie auch Singles aller Altersstufen und Einkommensklassen hier Platz finden. Das erzählte einmal der an den Planungen maßgeblich mit beteiligte ehemalige Stadtdirektor Klaus Hülshoff der Zeitung des Viertels, dem "Stadtklatsch".

Von vornherein war auch der großzügige Grüngürtel, der sich quer durch das Viertel zieht, Teil der Planung, erinnerte er sich weiter. Doch hatte die "Neue Stadt", wie das Gebiet genannt wurde, immer wieder mit einem schlechten Image zu kämpfen. Daher wurde 1998 der Bürgerverein gegründet. Klares Ziel war, die Lebensqualität im Viertel in den Vordergrund zu stellen. Schließlich gibt es die unmittelbare Nähe zum Schulzentrum, es gibt mit Christ-König eine eigene Kirche und auch für die nötige Infrastruktur einer Nahversorgung ist gesorgt, auch wenn diese gerade durch die Schließung des Edeka-Marktes etwas erschüttert wird.

Hier ist der Vorsitzende des Bürgervereins, Willi Stenhorst, aber zuversichtlich, dass sich eine Alternative finden wird. Eine Kombination aus gemischtem Sortiment für den Lebensbedarf mit anderen Serviceangeboten kann er sich vorstellen. Auch wenn er die Schließung des Marktes bedauert, fordert er doch auf, das nun frei gewordene Ladenlokal als Chance für etwas Neues zu sehen. Mit viel Beharrlichkeit schaffte es der Verein, die ungeliebte Bezeichnung "Neue Stadt" los zu werden.

Der neue Name "Hagelkreuz" bezieht sich auf eine alte Flurbezeichnung und das große Kreuz, das sich am Eingang zum Viertel Ecke Terwelp- und Kerkener Straße befindet. Viel hat der Verein dafür getan, dass sich die Bewohner mit ihrem Viertel identifizieren. Einen großen Beitrag leistet hier sicherlich das alljährliche Bürgerfest, traditionell am ersten Samstag im Juni. Der Zuspruch habe in den vergangenen Jahren stets zugenommen, so Stenhorst.

Ganz viele Institutionen sowie die Schulen und Kindertagesstätten beteiligen sich. Bei so vielen Ständen wie in diesem Jahr sei man schon fast an Grenzen gelangt, denn das Fest solle ein überschaubares Familienfest bleiben. Dass es das ist, hat sich auch in diesem Jahr gezeigt. Da ist man dann auch schon beim nächsten Punkt, mit dem Stenhorst zufrieden ist. Im Hagelkreuz leben viele Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Herkunftsländer.

Gleichzeitig sowohl viele junge Familien, die den preiswerten Wohnraum schätzen, als auch alt eingesessene Bewohner, die teils schon im Rentenalter sind. Eine Chance bietet da das Quartierskonzept, das gerade von der Stadt in enger Zusammenarbeit mit dem Bürgerverein und der Kempener Senioren-Initiative entsteht. In dessen Entwicklung waren die Bewohner des Viertels stets eng eingebunden. Und es zeigte sich, dass sie selbst ihr Viertel gar nicht als Problemgebiet empfinden, als das es oft dargestellt wird.

Nein, so Stenhorst, es gibt im Gebiet nicht mehr Kriminalität oder Vandalismus als in anderen Bereichen der Stadt. Die Wünsche der Bewohner bezogen sich vor allem auf die Infrastruktur. Sie wünsche eine bessere Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr oder mehr Kulturveranstaltungen der Stadt im Viertel Oder sie wünschen auch eine Art Servicestelle der Stadt, wo kleinere Behördengänge erledigt werden können.

Ein großer Punkt im Konzept ist auch barrierefreies oder zumindest barrierearmes Wohnen. Was nicht nur älteren Bürgern, die auf Rollator oder Rollstuhl angewiesen sind, zu gute kommt, wie Stenhorst betont. Denn Aufzüge in jedem Mehrfamilienhaus, stufenlose Eingänge und vieles mehr dienen auch Familien mit Kinderwagen. Er freut sich, dass zur Koordination der vielen Bedürfnisse und Wünsche die Stelle eines Quartiersmanagers geschaffen wird.

Auch wenn er den Begriff etwas sperrig findet. Dezernent Michael Klee habe mal die Bezeichnung "Kümmerer" gewählt, das gefällt ihm viel besser. Was die Zukunft des Viertels angeht ist Stenhorst gemeinsam mit dem Vorstand des Vereins optimistisch. Rund 200 Haushalte sind Mitglied im Verein, das entspricht - hoch gerechnet - 500 Personen. Nicht nur das Bürgerfest, sondern auch die übrigen Angebote des Vereins wie die zweimal im Jahr angebotenen Radtouren werden gut angenommen.

Nikolaus wird gemeinsam unterm Weihnachtsbaum auf dem Concordienplatz gefeiert und an Ostern zieht der Vorstand mit einem Bollerwagen voller Ostereier durch das Viertel. Zweimal im Jahr erscheint der "Stadtklatsch", der in einer Auflage von 3000 Exemplaren an alle Haushalte verteilt wird. Auch wenn für die Verteilung des Heftes immer wieder Helfer gesucht werden, ist Stenhorst doch mit der Beteiligung der Vereinsmitglieder zufrieden.

Beim Bürgerfest waren es wohl rund 50 Helfer, die aktiv dabei waren. Und Stenhorst sieht den Bürgerverein nicht als alleinigen Vertreter der Bewohner im Hagelkreuz. Im Gegenteil, wie jetzt im Rahmen des Quartierskonzepts ist die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen durchaus erwünscht.

(sr)
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