Stadt Kempen Ein Lehrerleben für die Forschung

Stadt Kempen · Für Irmgard Linssen beginnt nun der Endspurt. Die Chemie- und Biologielehrerin sowie die Betreuerin der AG "Jugend forscht" des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums geht im Sommer in den Ruhestand.

 Irmgard Linssen dort, wo sie viel Zeit mit den Kindern und Jugendlichen verbracht hat: im Chemielabor, wo es riecht und zischt.

Irmgard Linssen dort, wo sie viel Zeit mit den Kindern und Jugendlichen verbracht hat: im Chemielabor, wo es riecht und zischt.

Foto: prümen

Wenn am Luise-von-Duesberg-Gymnasium (LvD) das Stichwort "Jugend forscht" fällt, ist das untrennbar mit einem Namen verbunden - der lautet Irmgard Linssen. Die Chemie- und Biologielehrerin war es nämlich, die im Schuljahr 1994/95 die AG "Jugend forscht" ins Leben rief. "Ich war damals gerade frisch ans LvD gekommen und unterbreitete dem damaligen Schulleiter die Idee einer solchen AG", erinnert sich Linssen. Sie stieß auf offene Ohren, und kurze Zeit später hängte die engagierte Lehrerin in der gesamten Schule Plakate aus.

Der Andrang hielt sich sehr in Grenzen, nur wenige Schüler meldeten sich. Da sie allesamt aus Hüls kamen, verlegte Linssen das erste Planungsgespräch kurzerhand in eine Hülser Eisdiele. "Einer der Jungs hatte sich gerade Zwerghamster angeschafft, und die Jungforscher entwickelten die Idee, anhand eines Labyrinths zu testen, wie lernfähig diese Tiere sind", erzählt Linssen. Das Labyrinth wurde gebaut, aber die Hamster machten nicht mit. Es wurden daher zwei Mäuse gekauft. Oskar und Fridolin zogen ein, und es wurde hochspannend.

Das fand auch die Jury bei "Jugend forscht" und gab den Jungforschern einen ersten Platz. Die Medien berichteten, der WDR kam zur Schule, filmte und auf einmal war die AG in aller Munde. Im Jahr darauf starteten bereits drei Gruppen bei "Jugend forscht", und die AG hatte ihren festen Platz im Schulleben gefunden. Und das ist bis heute so geblieben, wobei es das Labyrinth sogar noch gebe, berichtet Linssen.

Wie viele Schüler beim Wettbewerb im Laufe der Jahre mitmachten, kann Linssen schon gar nicht mehr sagen. In Hochzeiten waren es bis zu 25 Projekte, mit denen das LvD an den Start ging. Siege gab es jede Menge und das auch auf Landesebene. Im Bundeswettbewerb gab es zwar noch keinen ersten Preis, aber dafür ging ein dritter Platz an das Kempener Gymnasium. "Es ist immer wieder fantastisch, auf welche Forschungsideen die Schüler kommen und wie selbstständig sie werden", freut sich Linssen. Die Begeisterung, das Engagement und die Ideenvielfalt der Schüler reissen sie Jahr für Jahr immer wieder mit. Doch damit ist nun Schluss. Im März startet sie zum letzten Mal bei "Jugend forscht", diesmal mit 19 Projekten, an denen insgesamt 34 Schüler beteiligt sind. Mit Ende des zweiten Halbjahres geht Linssen nämlich in den Ruhestand. "Ich glaube, am letzten Tag muss ich mir eine große Packung Taschentücher einpacken. Das geht nicht ohne Tränen ab", ist sich die 63-Jährige sicher. Denn sie ist Lehrerin mit Leib und Seele. Schon in der Grundschule wollte die St. Huberterin Lehrerin werden. Grund war ihre Grundschullehrerin. "Ich fand sie so toll und wollte werden wie sie, voller Engagement und mit vielen Ideen. Und ich wollte Gitarre spielen können wie sie", sagt Linssen. Bis auf das Gitarre spielen hat alles geklappt.

Nach dem Abitur am LvD studierte Linssen in Aachen Biologie und Chemie, denn das waren die Fächer, die die Tochter eines Landwirtes schon immer begeistert hatten. Das Referendariat folgte in einem Neusser Mädchengymnasium. Danach ging es für 15 Jahre an das Viersener Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium. Im Schuljahr 94/95 erfüllt sich der Traum der St. Huberterin. Sie konnte an ihre Schule, an das LvD, zurück und dort unterrichten. "Ich weiß nicht, wie viele Versetzungsanträge ich nach Kempen gestellt habe, bis es endlich klappte", erzählt sie. Ihre Töchter, damals beide Schülerinnen am LvD, sahen dem Einzug ihrer Mutter mit gemischten Gefühlen entgegen. Die Ältere wollte nicht so gerne Lehrerkind sein, die Jüngere fand es klasse. "Als ich den Schlüssel in Viersen abgab, fragte ich mich, ob ich das Richtige gemacht hatte. Nachdem ich im Lehrerzimmer des LvD stand, wusste ich, ich hatte das Richtige getan", sagt Linssen. Ein Entschluss, denn sie bis heute nicht bereut hat. Der baldige Abschied fällt ihr schwer, aber ihr ist es wichtig zu gehen, wenn man noch voller Begeisterung und Energie ist. Es solle genauso schön aufhören, wie es angefangen habe, betont Linssen. Auf eins freut sie sich im Ruhestand besonders und das sind ihre fünf Enkel, für die sie und ihr Mann dann ganz viel Zeit haben werden. "Und diesmal bin ich auch bei einer Einschulung dabei, nachdem ich schon zwei verpasst habe", erzählt sie lächelnd.

(tref)
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