Stadt Kempen Ein Leutnant für das "Burg-Radio 08-15"

Stadt Kempen · Moderator und Kabarettist Stefan Verhasselt wurde am Samstag im Kolpinghaus zum 19. Ehrenleutnant der Kempener Prinzengarde ernannt. Fast 500 Besucher erlebten einen stimmungsvollen Abend und eine Laudatio voller Lokalkolorit.

"Tradition ist die Wurzel, aus der unser Fortschritt entspringt", haben schon sehr früh Jacobs und Wilhelm Grimm erkannt. Und genau dieser närrische Fortschritt in der über 100-jährigen Kempschen Karnevalsgeschichte war es am Samstagabend, der das "Kolpinghausbeben" beim Uniform- und Regimentsappell der 39 Jahre alten Kempener Prinzengarde auslöste. Dabei wurde der Radio-Moderator und Kabarettist Stefan Verhasselt (51), der seit fünf Jahren "ne echte Kempsche Jong" ist, zum 19. Ehrenleutnant der Prinzengarde ernannt.

Tradition ist, dass bei der Ernennung des Ehrenleutnants der Vorgänger eine Laudatio auf den neuen Ordensträger hält. Doch Feuerwehrchef Franz-Heiner Jansen wollte "nicht allein" auf der Kolpingbühne stehen und suchte Mitstreiter. Eine geradezu geniale Idee, die nicht nur "prächtig zündete", sondern die auch der kurkölnischen Burg in der historischen Altstadt der Thomasstadt "neues Leben einhauchte." Eine Idee, die die Politik nicht hatte, aber Franz-Heiner Jansen. Mit Transparenten, Musik, Beifall, Jubelrufen glänzte das geniale Moderatorenteam (Apotheker Michael Gehlen, Stadtwerkechef Siegfried Ferlings und Architekt Udo Thelen, sowie Feuerwehrchef Franz-Heiner Jansen) und sorgte auf der närrischen Kempschen Bühne für jede Menge Lokalkolorit, was in der Vergangenheit im Karneval der Thomasstadt häufig viel zu kurz kam.

Radio-Moderator und Ehrenleutnant Stefan Verhasselt staunte nicht schlecht, was seine "neuen Kollegen" in harter Probenarbeit seit den heißen Augusttagen anno 2016 aus dem "Narrenhut" gezaubert hatten. Das neue "Burg-Radio, Sender 08-15" wird Kempener Karnevalsgeschichte schreiben, denn das Team verkündete glaubhaft und beifall-umrauscht: "Unser Programm ist 112 Prozent Kempen." Auf der Suche nach Verstärkung für den Sender hatten Museumsleiterin Dr. Elisabeth Friese ("die bekommt die Tür nicht zu") oder Landrat Dr. Coenen ("der hat uns das Archiv geklaut") mit ihren Bewerbungen nicht den Hauch einer Chance. Dagegen passte das Profil des neuen Ehrenleutnants Stefan Verhasselt, der als WDR 4-Mann den "Sender wechseln" wollte, glänzend. "Er scheint Humor zu haben und er ist wohl auch dem Brauchtum verbunden", meinte dazu Chefsprecher Franz-Heiner Jansen. Als Stadtwerke-Chef und Moderator Siegried Ferlings dann mit schwarzer Perücke die Bühne betrat und so zum Ausdruck brachte, dass Stefan Verhasselt stets durch die Kempener Altstadt mit einer "Top-Frisur" schlendert, war das Narrenvolk längst mit dem ganzen Narrenherz beim neuen Burg-Radio angekommen. Der Lebenslauf des neuen Ehrenleutnant wurde kurz skizziert. Von der sonoren Stimme war da die Rede, von der Tatsache, dass er sich schon früh ein Mikrofon aus Legosteinen gebastelt hatte, aber auch von der Tatsache, dass Verhasselt den Kempener Karneval "lebendig" findet. Als die Moderatoren noch zum Kultsong "Heidi" tanzten, da schritt schon der neue Ehrenleutnant durch das Spalier seiner "Mitläufer" vom Prinzengarde-Lauftreff zur Bühne, wurde jedoch von Heiner Hermans noch einmal in den Saal gebeten, denn der Gardechef wollte dem "Burg-Radio Kempen 08-15" noch viel Lob spenden, welches er zuvor schon dem tänzerischen Nachwuchs der Prinzengarde, "den Pänz ut Kempe", gespendet hatte, die ohne Zugabe nicht die Bühne verlassen durften.

Dann betrat der neue Ehrenleutnant die Bühne. Er bescheinigte der Thomasstadt, dass sie "schön und offenherzig" sei und philosophierte über den Niederrhein. Als er ausrief: "Ich fühle mich wohl in Kempen", brandete viel Beifall auf. Der neue Ehrenleutnant war nicht nur angekommen, sondern verteilte zugleich auch Pralinen mit seinem Porträt ans Narrenvolk. Leichte Probleme mit der Narrenkappe wurden in Kauf genommen. Gefeiert wurde bis weit nach Mitternacht. Jetzt kann im 40. Jahr des Bestehens der Prinzengarde anno 2018 der 20. Ehrenleutnant ernannt werden. Im Saal rätselte man schon, ob es dann mal eine Frau werden könnte, denn weibliche Leutnante in der Bundeswehr sind längst "gelebter Alltag."

(mab)
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