Stadt Kempen Ein Meister der politischen Kunst

Stadt Kempen · Der Viersener Künstler und Autor Horst Meister las auf Einladung der VHS in der Kempener Burg. Sein neues Buch "Kunst. Macht. Politik." vereint die Abbildungen seiner Bilder und Skulpturen mit seinen kämpferischen Texten.

 Horst Meister, Jahrgang 1937, studierte Malerei bei HAP Grieshaber an der Kunstakademie Karlsruhe. Seit 1981 lebt er in Viersen. Der Künstler engagiert sich aber auch im Landesvorstand des Bund für den Naturschutz.

Horst Meister, Jahrgang 1937, studierte Malerei bei HAP Grieshaber an der Kunstakademie Karlsruhe. Seit 1981 lebt er in Viersen. Der Künstler engagiert sich aber auch im Landesvorstand des Bund für den Naturschutz.

Foto: FRANZ-Heinrich BUSCH

"Kunst hat es schwer, Kunst und Politik im Zusammenhang noch schwerer." Das ist die Erfahrung des Viersener Künstlers und Schriftstellers Horst Meister. Am Mittwochabend las er auf Einladung der VHS in der Kempener Burg aus seinem neuen Buch "Kunst. Macht. Politik".

Sein Buch fasst die Lebensthemen des 1937 in Karlsruhe geborenen Künstlers zusammen. Da ist zunächst der Artikel 1 des Grundgesetzes "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Angesichts des Weltgeschehens sei es kaum fassbar, dass die Staaten, auch Deutschland, weiter von Waffenexporten profitierten. Staatsführern würden rote Teppiche ausgerollt, Flüchtlinge dagegen würden nur zögerlich aufgenommen oder sogar zurückgeschickt. Eindrucksvoll hat Meister diese widersprüchliche Situation in einer Skulptur dargestellt. Das Foto davon ist auf dem Cover abgedruckt. Eine dürre verhungerte Gestalt, den Kopf von einem Tuch verdeckt, liegt auf dem roten Teppich.

Das zweite Thema ist der Holocaust als deutsches Menschenbild. Er schildert einen Mann, der im KZ nur überleben kann, weil er stark genug ist, ganze Schubkarren voller Leichen wegzubringen. Bei Meister ist dies eine grimmige Gestalt. Das Fehlen der jüdischen Geisteselite bleibe eine deutsche Narbe, so Meister. Dies ist für ihn mit ein Grund, dass er sich für das Gedenken an jüdische Künstler, zum Beispiel die Literatin Else Lasker-Schüler, engagiert. Einen "Engel für Jerusalem" hat er geschaffen und die Skulptur an Israel verschenkt. Böse Ironie des Schicksals ist, dass diese inzwischen gestohlen wurde, wie Meister leicht resigniert berichtete.

Der große Krieg gegen die Natur ist sein drittes großes Thema. Aus egoistischen Motiven misshandeln die Menschen Natur und Tiere, hat Meister festgestellt. So zeigt er eine grausige Totentänzerin in Fukushima. Zu solchen Katastrophen könne die Missachtung der Umwelt führen. In seinen Bildern benutzt Meister eine sehr klare Sprache. Die Figuren sind oft drastisch, die Szenerie manchmal Angst einflößend. Seine Texte dagegen sind von der Sprache her sanfter, keineswegs aber von ihren Inhalten. Meister hält nichts davon, mit seiner Meinung hinter dem Berg zu halten. Für "seine" Themen setzt er sich schon seit vielen Jahren unmissverständlich ein. Und so ist es nur logische Folge, dass sich sein nächstes Buch mit dem demokratischen Selbstverständnis beschäftigen wird.

Eine kleine Textprobe aus dem neuen Buch "Kunst. Macht. Politik." aus "Ein Wald voller Bäume": "(...) Bäume strahlen Kraft und Würde aus und Lebenserfahrung und evolutionäre Weisheit, sie sind schicksalserprobt, voller Dynamik und spenden Energie. Und selbst wenn die Menschen sie schlecht behandeln, ziehen sie sich nicht - wie das ein Mensch tun würde - beleidigt zurück, sondern sie erstreiten für sich und für ihre Mit-Lebewesen weiter das Recht auf Leben. Sie sind ein Symbol für die ewige Erneuerung der Natur. (...) Bäume und Wälder haben in allen Kulturen dieser Erde seit jeher eine große mythische Anziehungskraft für uns Menschen gehabt. Auch in unserer Zeit nähern sich immer häufiger die Menschen mit Hochachtung und Empfindsamkeit dem Lebewesen Baum; sie empfinden seine Ausstrahlung und sein Erscheinungsbild als wohltuend, anregend (...)."

(sr)
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