Stadt Kempen Eine Spende für das "Baumhaus"-Projekt

Stadt Kempen · Die Katholische Beratungsstelle erhält von 21 Brautpaaren insgesamt 3860 Euro. Das Spendengeld fließt in eine spezielle Hilfe für Kinder und Jugendliche aus belasteten Familien.

Viele Brautpaare wollen die Kollekte bei ihrer kirchlichen Trauung einem guten Zweck zukommen lassen. Die Katholische Pfarregemeinde St. Mariäe Geburt schlägt in diesem Fall eine Spende an die Katholische Beratungsstelle für Eltern, Kindern und Jugendliche am Oedter Pfad in Kempen vor. Stellvertretend für 21 Brautpaare, die in diesem Jahr bisher vor den Traualtar traten, überreichten Sarah und Fabian Bächle gemeinsam mit ihren Töchtern Ella (2) und Leni (4) sowie Propst Dr. Thomas Eicker am Dienstagabend an den Leiter der Beratungsstelle, Achim Wolters, einen Scheck in Höhe von 3860 Euro.

Am 4. Juli hatten Sarah und Fabian Bächle geheiratet und fanden die Idee, das Geld der Erziehungsberatungsstelle zukommen zu lassen direkt gut. Nicht nur weil wie selber Familie sind, sondern auch weil Fabian Bächle als Lehrer selbst oft mit familiären Nöten in Berührung kommt.

Gedacht ist das Geld für das Projekt "Baumhaus". Hier können Kinder aus Familien, bei denen Eltern psychisch erkrankt sind, ihre Probleme damit aufarbeiten. Inzwischen wurde der ursprüngliche Gedanke ausgeweitet. Jetzt kommen in der Gruppe Kinder oder Jugendliche aus schwer belasteten Familien zusammen. Der Begriff scheine ihnen besser gewählt, so Achim Wolters und Brigitta Hansel von der Beratungsstelle. Viele Dinge belasteten Familien und vor allem die Kinder heute stark. Ob es nun die psychische Erkrankung eines Elternteils sei, eine schwere Krankheit, Trennung oder auch Langzeitarbeitslosigkeit. In vielen Fällen nehmen Kinder die Schuld für schlechte Stimmung in der Familie auf sich.

Wichtig sei dabei, sowohl bei Eltern als auch Kindern das Tabu des Problems zu brechen. Oft wird darüber in den Familien nicht gesprochen. Daher ist neben den zehn bis zwölf Terminen der Gruppen immer das vorbereitende Gespräch mit den Eltern und dem betroffenen Kind wichtig, so Brigitta Hansel. Während der Gruppenphase und am Ende gibt es begleitende Gespräche mit den Eltern. Und zu Beginn steht für Brigitta Hansel immer die Frage, wo das komische Gefühl beim Kind verortet ist, wie sie es nennt. Tut es im Bauch weh, schnürt es die Kehle zu. Ist es mehr Angst oder Aggression. Das Wissen darum mache dann den Umgang damit leichter. Ebenso die Erfahrung, dass es andere Kinder gibt, die solches erleben.

Die Spendengelder fließen nun in besondere Aktionen für die Kinder. Das kann ein gemeinsamer Kletterausflug sein oder eine Kanufahrt. Sie sollen einfach halt einmal für Stunden ihre Last ablegen, wie es die beiden Pädagogen ausdrücken.

Die Beratungsstelle am Oedter Pfad ist zwar in Trägerschaft der katholischen Kirche, steht aber grundsätzlich unabhängig von der Konfession jedem offen. Und so wappnet man sich hier auch schon für das nächste große Problem, mit dem man sich beschäftigen muss: den vielen traumatisierten Kindern, die als Flüchtlinge mit ebenfalls traumatisierten Eltern in Kempen ankommen.

(sr)
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