125 Jahre St. Annenhof in Kempen Einzelkämpfer leisten Teamarbeit

Kempen · Die pädagogischen Mitarbeiter des St. Annenhofes in Kempen sind acht Mal im Monat im 24-Stunden-Einsatz. Sie haben aber auch sonst keinen geregelten Acht-Stunden-Tag, arbeiten oft über die normale Dienstzeit hinaus.

"Es hört sich abgedroschen an, aber es ist so. Wenn ich ein glückliches Kinderlachen erlebe, dann ist das ein Moment in meinem Berufsleben, der mir zeigt, warum ich Erzieher geworden bin, und mich dankbar innehalten lässt", meint Johannes Hoesch. Er ist einer von derzeit 65 pädagogischen Fachkräften im Kempener St. Annenhof. Eine Arbeitszeit von acht Stunden erleben die pädagogischen Mitarbeiter dabei nur bei den so genannten Zwischendiensten, die in der Regel viermal im Monat anstehen und bei denen von jeweils 12 bis 19 Uhr eine weitere Fachkraft in einer Gruppe unterstützt wird.

Der Normalfall sind acht 24-Stunden-Dienste im Monat, wobei je nach Gruppe der Rund-um-die Uhr-Dienst morgens oder nachmittags beginnt. Doch egal wann es losgeht, als erstes steht immer eine Dienstbesprechung mit demjenigen Kollegen an, der gerade seine 24 Stunden beendet. Eine Übergabe, bei der alles besprochen wird, was in den vergangenen Stunden passiert ist und was in den nächsten Stunden auf den Erzieher oder Sozialpädagogen zukommt oder zukommen könnte. "Der Dienstplankalender zeigt uns dabei Arzttermine für die Kinder und Jugendlichen oder Dinge, die es allgemein zu organisieren gilt. Das kann zum Beispiel der Besuch eines Angehörigen sein", erklärt Hoesch.

Ansonsten ist es das ganz normale Leben, vergleichbar mit dem in einer Großfamilie, was die Fachkräfte erwartet. In der Regel sind neun Kinder in einer Gruppe. Lediglich die so genannten Intensivgruppen sind kleiner. Der Tagesablauf ist strukturiert: Die Kinder kommen von der Schule oder dem Kindergarten, es wird zusammen zu Mittag gegessen, die Schulkinder erledigen ihre Hausaufgaben für die Schule und sie gehen anschließend ihren Freizeitbeschäftigungen nach. Dazwischen liegen für die Mitarbeiter die hauswirtschaftlichen Dinge wie Wäsche waschen oder Einkaufen.

Für jedes Kind muss zudem ein Tagesbericht geschrieben werden, um die Arbeit des Betreuerteams transparent zu machen und Entwicklungen zu dokumentieren. "Der Tagesablauf ist also mit Arbeiten vollgepackt", stellt Erzieherin Kristina Hegmanns mit einem Lächeln fest.

Die Arbeit am Wochenende ist dabei für die Mitarbeiter des St. Annenhofes eine Selbstverständlichkeit. Auf zwei freie Wochenenden können sich die pädagogischen Fachkräfte freuen, an den anderen wird entweder von freitags bis samstags oder von samstags bis sonntags gearbeitet. Besondere Wünsche berücksichtigt die Gruppenleitung bei der Planung der Dienste.

"Die Arbeit hier ist eine Herausforderung an die Teamarbeit", betont Einrichtungsleiter Herbert Knops. Denn eigentlich sei jeder für sich ein Einzelkämpfer, wenn er oder sie im Dienst ist. Nichtsdestotrotz müssten alle an einem Strang ziehen. Das Gesamtgefüge müsse stimmen, auch wenn jeder individuell arbeitet. Und genau das sei eine große Herausforderung, so Knops. "Es sind die vielen kleinen Schritte, die unsere Arbeit ausmachen. Man erlebt bei den Jugendlichen, wie sie zunehmend selbstständiger werden. Dabei freut es einen, wenn man sieht, wie sie dann im Leben Fuß fassen", sagt Beppo Siemens. Der Sozialpädagoge betreut die Jugendwohngemeinschaft, von der die Jugendlichen aus den ersten eigenen Schritt ins Leben machen.

Einig sind sich alle Mitarbeiter im St. Annenhof, dass der Beruf trotz der ungewöhnlichen Arbeitszeiten gut mit dem Privatleben zu vereinbaren ist. "Aber man muss mit der ganzer Seele dabei sein, sonst funktioniert es nicht. Denn keiner schaltet einfach ab, wenn er nach Hause fährt. Da macht man auch schon einmal einen Termin in seiner Freizeit für die Kinder aus, wenn es nicht anderes geht", berichtet Johannes Hoesch.

(tref)
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