Stadt Kempen Erst zu den Schafen, dann zur Bescherung

Stadt Kempen · Hirte und Schafe gehören zu jeder Krippe dazu. Auf dem Gut Heimendahl in Kempen gibt es gleich eine Vielzahl von Schafen und sogar Weihnachtslämmchen.

 Henning von der Wense kümmert sich um das Lämmchen und das Mutterschaf.

Henning von der Wense kümmert sich um das Lämmchen und das Mutterschaf.

Foto: wolfgang kaiser

Kaum steigt Lukas Stachowiak vom Traktor und greift zu den Eimern auf der Ladefläche, da tönt ihm ein vielfaches "Mäh" entgegen. Der Willkommensruf der Schafe rechts und links entlang der Koppeln auf Gut Heimendahl verstärkt sich, je näher der Schäfer mit seinen Futter in den Eimern kommt. "Die Schafe kennen das klappernde Geräusch in den Eimern und meine Stimme genau. Sie wissen, dass es jetzt Futter gibt", bemerkt Stachowiak mit einem Lächeln.

Aber zunächst einmal ist Durchzählen angesagt, denn die Schafe haben bereits mit dem Lammen angefangen, und es gilt zu kontrollieren, ob Nachwuchs dazu gekommen ist, der erst einmal in den Stall gebracht werden muss. Das ist eine Aufgabe, die jeden Tag ansteht, auch zu Weihnachten. "Wenn wir von der Messe am Heiligen Abend kommen, geht es nicht zur Bescherung, sondern zuerst auf die Wiesen", verrät Hannes von Heimendahl. Er kann sich an manchen 24. Dezember erinnern, bei dem nach dem Kirchgang der Stall in den Mittelpunkt rückte. Mutterschaf und Nachwuchs dürfen nämlich nicht auf der Wiese bleiben, sondern müssen zuerst einmal in den Schutz des Stalles gebracht werden. "Am Heiligen Abend ist das schon ein besonderes Gefühl, wenn wir dann im Stall hantieren und die frisch geborenen Tiere versorgen. Es ist ein wirklich gutes Gefühl", beschreibt es von Heimendahl.

Es erinnere intensiv an die Nacht, die vor über 2000 Jahren geschah und die Jahr für Jahr gefeiert werde, fügt er leise an. Aber auch an den weiteren Weihnachtstagen steht die mehrmalige Kontrolle bei den Tieren sowie deren Versorgung an. Kaltes Wetter macht den Schafen weniger aus, als wenn es regnet und stürmt. In einer klaren Frostnacht sind die Schafe so oft auf den Wiesen anzutreffen, wo sie unter dem Sternenhimmel schlafen. Regnet es dagegen und der Wind peitscht, dann wird der Unterstand oder der Stall bevorzugt, wobei die neu geborene Lämmer aus Schutz immer zuerst für einige Tage in den Stall kommen, egal, wie das Wetter ist.

Wenn ein Jakobschaf geboren wird, ist es etwas ganz Besonderes. Das liegt weniger an der seltenen und alten Rasse, von denen es gleich mehrere auf Gut Heimendahl gibt, sondern an der biblischen Legende, die sich um das Jakobsschaf rankt. Laut dem Alten Testament hütete einst Jakob zwei mal sieben Jahre die Schafe seines Onkels, weil er dessen zweitgeborene Tochter heiraten wollte. Als seine Zeit als Schafhirte vorbei war, hielt der Onkel sein Versprechen und Jakob durfte seine Tochter heiraten. Als Aussteuer erhielt sie die Lämmer, die gehörnt und gefleckt geboren wurden, wobei es damals sehr viele waren. Daher trägt genau diese Rasse heute den Namen Jakob.

Die Schafe erinnern aber nicht nur an Weihnachten. Sie sorgen auch dafür, dass bei vielen Familien Tannenbäume stehen. "Wir setzen die Schafe in unseren Weihnachtsbaumschonungen ein", berichtet von Heimendahl. Die Schafe halten das Gras kurz, so dass dort kein Einsatz von Spritzmitteln oder Mähern nötig ist. "Gleichzeitig erhalten die Schafe ein fein gekämmtes Fell, wenn sie entlang der Bäume streifen und die Nadeln ihnen quasi das Fell bürsten", erzählt von Heimendahl. Damit die Besucher die Schafe und deren Nachwuchs auch zu Gesicht bekommen, ohne auf die Wiesen zu müssen, steht immer ein Muttertier mit einem frisch geborenen Lämmchen auf dem Hof. "Gerade vor Weihnachten schauen sich unsere Besucher so etwas gerne an", weiß von Heimendahl aus Erfahrung. Außerdem wird hier auch die Philosophie des Gutsbetriebs deutlich. Die Tiere werden auf dem Hof geboren und leben dort, bis die hauseigene Vermarktung einsetzt.

(tref)
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